Kommentar

Es sind gleich drei erfolgsverwöhnte CDU-Männer, die in diesem Jahr um ihre Macht fürchten müssen: Roland Koch, Christian Wulff und Ole von Beust. Bis auf von Beust wollten alle der damals angehenden Kanzlerkandidatin Angela Merkel die Stirn bieten und müssen nun selbst ihr Ansehen als unangefochtene Ministerpräsidenten wahren. Hochgeschwemmt vor zwei Legislaturperioden durch den massiven Frust über die damalige rot-grüne Politik kämpfen sie nun gegen eine gewisse Wählermüdigkeit.

Während aber in Hessen Roland Koch mit der üblichen populistischen Haudrauf-Methode sich über die Jugendkriminalität zu profilieren versucht, Christian Wulff in Niedersachsen ein unauffälliges "Weiter so" verfolgt, geht Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust einen mutigen anderen Weg. Er sucht sich einen neuen Koalitionspartner. Auf die schwächelnde FDP kann er sich nicht verlassen, ebenso wenig wie die Grünen für eine Regierungsbeteiligung auf die SPD setzen können.

Schwarz-Grün auf Landesebene ist bisher allerdings nicht mehr als die sehr theoretische Konstellation vorausschauender Politologen. Auch in Baden-Württemberg haben sich die Parteien dies noch nicht getraut. Dabei hatte man dort wegen der sehr pragmatisch denkenden Grünen damit eigentlich als Erstes gerechnet. Das Wagnis ist bei noch so viel Übereinstimmung eben doch sehr groß. Beide Parteien drohen ihre Stammwählerschaft zu verprellen. Dabei könnte in einem schwarz-grünen Bündnis viel mehr Dynamik liegen als in einer großen Machterhaltungs-Koalition, wie der Blick nach Berlin zeigt. Es würde ungeahnten Schwung in die Parteienlandschaft bringen - von dem der Wähler letztlich nur profitieren kann.