Festspiel-Chef schließt Nachfolge durch seine Töchter nicht mehr aus.
Bayreuth/Mainz. Im jahrelangen Nachfolgestreit bei den Bayreuther Festspielen hat Festspielchef Wolfgang Wagner ein Einlenken angedeutet. Der 88-Jährige könne sich nun auch eine Festspielleitung mit seinen Töchtern Katharina Wagner (29) und Eva Wagner-Pasquier (62) vorstellen, berichtete Sprecher Peter Emmerich am Freitag. Bislang hatte Wagner sich allein für seine Tochter Katharina aus zweiter Ehe eingesetzt, das Verhältnis zu Eva galt als zerstritten.
Wagner habe die neue Leitungsvariante in einem Schreiben an die Geldgeber der Bayreuther Festspiele, die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, mitgeteilt, sagte Festspielsprecher Emmerich und bestätigte damit einen Bericht des 3sat-Magazins "kulturzeit". In dem Brief vom 8. April habe Wagner auch angedeutet, sein auf Lebenszeit verliehenes Amt als Geschäftsführer in absehbarer Zeit niederzulegen, berichtete das Magazin unter Berufung auf Stiftungsratskreise.
Emmerich erklärte, die "Freunde Bayreuths" (die Sponsoren) hätten inzwischen die Halbschwestern aufgefordert, ein gemeinsames Konzept vorzulegen. "Auch hochrangige Mitglieder des Stiftungsrats haben diese Lösung unterstützt." Mit demselben Anliegen hat sich nach 3sat-Informationen inzwischen auch Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) an die beiden Wagner-Töchter gewandt. Das Konzept solle bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats am 29. April vorliegen.
Auch die Halbschwestern Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier stehen nach Emmerichs Einschätzung einer solchen Lösung nicht mehr grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das Verhältnis zwischen den beiden sei nicht mehr so belastet. "Beide haben sich inzwischen kennengelernt und festgestellt, dass sie sich unter gewissen Umständen eine Zusammenarbeit vorstellen könnten." Wagners Nichte Nike Wagner erklärte: "Dem Stiftungsrat liegt die gemeinsam unterschriebene Bewerbung von meiner Cousine Eva Wagner-Pasquier und mir seit diesem Winter vor." Das Konzept liege dem Stiftungsrat seit Anfang April vor.
Hintergrund der überraschenden Entwicklung dürfte auch die Tatsache sein, dass die Festspiele höhere Zuschüsse benötigen. Der Bund, das Land Bayern, die Stadt Bayreuth und Sponsoren haben offenbar durchblicken lassen, dass sie nur aufstocken, falls Wagner die seit 2001 ausgeübte Totalblockade aufgebe.