Abendblatt-Kulturchef Hans-Jürgen Fink berichtet für abendblatt.de aus ganz persönlicher Sicht vom alltäglichen Wahnsinn bei den Wagner-Festspielen aus Bayreuth.

Bayreuth. Der erste Zyklus der sieben Wagner-Opern ist vorbei; jetzt heißt es Koffer packen und heimfahren. Was aber könnte man mitbringen, sich selbst oder anderen, aus Bayreuth, damit die Sehnsucht nach dem nächsten Jahr nicht zu groß wird.

Der offizielle Shop der Festspiele in Wagners Theater auf dem Hügel ist, sagen wir’s mal freundlich, noch sehr anfänglich ausgestattet. Ein Schlüsselband mit dem offiziellen Logo der Festspiele – na ja. Ist so originell wie der Kuli mit dem Logo. Oder das Notizbuch. Das Festspielhaus in einem Kristallwürfel konturiert – muss man sehr mögen. Die Programmhefte vielleicht? Sind hübsch und ein schöne Erinnerung an das Gesehene. Aber es gibt ja noch mehr Länden in Bayreuth.

Gleich gegenüber die Buchladen – dort gibt es nicht nur fast alles, was jemals in Bayreuth gesungen wurde, auf CD und DVD. Und alles was in Sachen Wagner wichtig ist als Buch. Sondern auch T-Shirts, die hitverdächtig sind. Mein aktueller Favorit: Weiße Schrift auf Schwarz das Wagner-Wort: „Wahn, Wahn, überall Wahn“ aus den Meistersingern.

Nebenan im Sonderpostamt gibt’s Ersttagsstempel zu Premieren, daneben Antiquitäten und Antiquarisches, zum Beispiel Wagners Kopf in Bisquit-Porzellan. Wer erheblich mehr ausgeben möchte, findet im Festspielrestaurant Bronzestauetten der wichtigsten Wagner-Figuren im dekorativen Bruno-Bruni-Stil: sexy Rheintöchter, fesche Siegfrieds, kesse Brünnhilden. Oder Seidentücher mit dem Dekor der Festspielhaus-Zuschauerraumdecke.

Wer nicht nur Wagner braucht, kann sich an die zweite Kulturträgerin Bayreuths halten: die Markgräfin Wilhelmine, die in Bayreuth Deutschlands schönstes Theater bauen ließ, das Markgräfliche Opernhaus. Das sieht so allerliebst aus, dass es auch auf einem Mousepad oder einer Frühstücksunterlage ein gutes Bild abgibt. Wer die Geschichte dazu braucht: Die Markgräfin hat Tagebuch geführt – ihre Erinnerungen sind ein hinreißendes Zeitdokument.

Und wer nach siebenmal Wagner kultursatt ist, schaut vielleicht gern bei einem der vielen Schlachter vorbei, die hier unten Metzger heißen: Die Franken machen zauberhafte Würste. Die haben vor allen anderen Mitbringseln einen großen Vorteil: Bayreuth ist für dieses Jahr dann bald mal wieder gegessen.