Es scheint, als würden Hamburger Künstler ihre Geburtstage am liebsten im Stadtpark begehen.
HAMBURG. Es scheint, als würden Hamburger Künstler ihre Geburtstage am liebsten im Stadtpark begehen. Und zwar auf der Bühne. Nach Roger Cicero ist Ina Müller am Mittwochabend die nächste gewesen, die statt im kleinen privaten Kreis gemeinsam mit 5000 Fans feiert. Nicht nur mit einer riesigen Kulisse, sondern auch mit einem lauen Sommerabend wird die Unterhaltungskünstlerin belohnt. Natürlich ist Ina Müller auch Sängerin, und eine ausdrucksstarke dazu, doch was wären ihre Auftritte ohne all die Anekdoten, die sie erzählt. Von den Vorteilen einer Fernbeziehung, von Apothekenkunden, die Hodenlack verlangen, von Hundekot und der Unmöglichkeit, im Rheinland zu wohnen. Selbstironie gepaart mit manchmal derbem Humor ist eine ihrer Stärken, aber auch der unverstellte Blick auf alltägliche Situationen und deren Absurditäten.
Unentwegt schnattert sie mit ihrem Publikum, zwei Ordner mit Namen Heiko und Sven müssen als Dialogpartner für alle möglichen Fragen des Lebens herhalten, auf einer extra für sie gebauten "Egorampe" kann sie mit ihren schwarzen Stöckelschuhen die Distanz zwischen Bühne und Publikum überwinden. Zum Singen zieht sie sich in den Kreis ihrer famosen Band um den Gitarristen Hardy Kayser zurück. In "Bye Bye Arschgeweih", "Lieber Orangenhaut" und "Wegen einer Älteren" besingt sie Themen aus der Sicht einer Frau ihres Alters und erntet dafür warmen, verständnisvollen Beifall. Für viele Frauen im Publikum ist sie mit ihrer positiven Ausstrahlung zum Vorbild geworden, frei nach dem Motto: Wir genießen das Leben, auch wenn die Haare grau werden und der Hintern aus der Form gerät. Den Männern wird an diesem Abend ordentlich eingeschenkt, aber Mann macht gute Miene zum Emanzipationsspiel. Denn Inas Kodderschnauze lieben alle.