Das ZDF ist der klare Gewinner. In der Kategorie TV-Film gehen vier Preise nach Mainz. Auch Ina Müllers Show wird prämiert.
Hamburg. Frische Formate auszuzeichnen, hatte sich die Jury des 46. Adolf-Grimme-Preises für die Kategorie Unterhaltung anscheinend vorgenommen. Mit der "heute-show" wurde der Mut des ZDF gewürdigt, etwas für diesen Sender völlig Neues zu wagen.
Der zweite Preis geht an Ina Müller, weil ihre Show "Inas Nacht" (NDR) ein Unikat im deutschen Fernsehen ist. "Ich krieg mich nicht mehr ein: Nach Deutschem Fernsehpreis und Comedypreis nun auch noch den Grimme für 'Inas Nacht'! Ein Hattrick - ich freu mich so! Jetzt kann ich auch in den Ruhestand gehen ... Mach ich aber nicht - pöh!", freute sich die Hamburgerin, die auch die NDR-Sendung "Inas Norden" moderiert. Das Konzept von "Inas Nacht" fasste sie beim Deutschen Fernsehpreis 2008 so zusammen: "Sabbeln, Singen, Saufen." Das macht sie in der vollgestopften Mini-Kneipe Schellfischposten am Fischmarkt zusammen mit ihren prominenten Gästen - und zeigt damit: "wie eine kleine Show ganz große Unterhaltung sein kann", beschrieb es Moderator Reinhold Beckmann, der die Produktion der Sendung mit seiner Beckground TV + Filmproduktion übernimmt. Ab Sommer werden neue Folgen gedreht.
1. INAS NACHT: BEST OF SABBELN
2. INA MÜLLER MIT PETER MAFFAY
3. INA MÜLLER MIT ERIKA BERGER
Was "Inas Nacht" so besonders macht, ist jene ganz spezielle Mischung aus Anarchie, Wildheit und Spontaneität, die sonst so im deutschen Fernsehen nicht anzutreffen ist. Ina Müller ist nichts peinlich, sie zeigt in jeder Situation vollen Körpereinsatz und einen beeindruckenden Redeanteil. "Kinners!", sagt sie gefühlte 50-mal pro Folge - und dann wird erst mal ein Bier getrunken.
In der Fernsehfilmkategorie gehen vier von fünf Auszeichnungen ans ZDF. In jeder Hinsicht großes Fernsehen ist beispielsweise "Kommissar Süden und der Luftgitarrist". Friedrich Ani hat seinen Roman selbst adaptiert, Schauspieler (Ulrich Noethen, Martin Feifel) und Bildgestaltung (Alexander Fischerkoesen) sind herausragend; und Dominik Graf erhält seinen achten Grimme-Preis als Regisseur.
Völlig verdient ist auch die Auszeichnung für "Frau Böhm sagt nein" von Dorothee Schön (Buch) und Connie Walther (Regie), dem einzigen ARD-Film (WDR). Die gleichfalls ausgezeichnete Senta Berger spielt hier eine Frau, die an ihrem Arbeitsplatz viel Zivilcourage beweist. Ebenfalls keine Überraschung ist der Preis für "Ein halbes Leben". In dem sachlich inszenierten Drama von Nikolaus Leytner (Buch und Regie) wird ein Triebtäter Jahrzehnte nach seiner Tat überführt. Leytner und Hauptdarsteller Josef Hader sind schon beim Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden. Bei der Grimme-Preisverleihung am 26. März (ab 22.25 auf 3sat) dürfen nun auch Franziska Walser und Matthias Habich (sie spielen die Eltern des Opfers) auf die Bühne.
Eine echte Überraschung ist hingegen "Mörder auf Amrum". Allerdings wäre es für den Autor Holger Karsten Schmidt auch höchst ärgerlich gewesen, wenn er leer ausgegangen wäre, schließlich waren gleich drei seiner Filme nominiert (außerdem "Zwölf Winter" und "Jenseits der Mauer"). Dass es ausgerechnet den Krimi mit Hinnerk Schönemann traf (Regie: Markus Imboden), eine Variation des Zinnemann-Klassikers "High Noon", war nicht unbedingt zu erwarten.
Das gilt auch für "Die Wölfe", geschrieben von den Brüdern Christoph und Friedemann Fromm (auch Regie). Der episch angelegte und schon mit dem US-Fernsehpreis "Emmy" ausgezeichnete Dreiteiler begleitet eine Clique durch die Jahrzehnte und erzählt auf diese Weise die Geschichte Berlins. Das von Regina Ziegler produzierte Drama konnte sich allerdings nur knapp gegen einen unkonventionellen "Tatort" aus Frankfurt, "Weil sie böse sind", durchsetzen.