Hamburg persönlich
Zum Gespräch bittet sie in ihr "Wohnzimmer". So nennt Ina Müller das Restaurant Alter Senator an der Neanderstraße. Zwar liegt ihre Wohnung nur wenige Meter entfernt, doch gibt es dort weder Esstisch noch jemanden, der Bratkartoffeln und Latte macchiato serviert. Beides schätzt die blonde Sängerin, Moderatorin, Autorin und Kabarettistin sehr.
Ina Müller ist das, was Männer um die 60 als "Klasseweib" bezeichnen würden. Jüngere Semester bekommen es schon mal mit der Angst zu tun, wenn die Plattdeutsch sprechende Entertainerin verbal loslegt. Von ihr stammen Sätze wie: "Wir haben das Selbstbewusstsein der Männer zerstört. Nun müssen die sich mühsam auf ihre Männlichkeit zurückbesinnen, damit wir Frauen ihnen wieder auf Augenhöhe begegnen können."
Zack, das sitzt. Ina Müller sagt, was andere nur denken, posaunt es bissig verpackt von der Bühne: "Lieber Orangenhaut als gar kein Profil", heißt es in einer Liedzeile der 41-Jährigen. Ihr aktuelles Album heißt "Weiblich. Ledig. 40", noch bis Ende April ist die gebürtige Cuxhavenerin auf gleichnamiger Tournee in Deutschland unterwegs. Bis auf das Alter ist der Tourtitel zutreffend. "Ledig heißt so viel wie ehescheu", definiert Ina Müller. Das sei sie definitiv. Mit ihrem Freund Martin, Oberarzt in Bonn, ist sie seit acht Jahren zusammen. Seit drei Jahren führen die beiden eine Fernbeziehung. "Eine Art künstliche Verlängerung der Partnerschaft", sagt die Kabarettistin in ihrer sehr eigenwilligen Logik. In früheren Beziehungen sei das Zusammenleben immer der Grund für die Trennung gewesen. Der Streit um Nichtigkeiten wie offene Zahnpastatuben und nicht gespültes Geschirr. Martin in Bonn sei zugleich Geliebter und bester Freund. Aber eben auf Distanz und ohne gemeinsame Kinder. Die hätten im turbulenten Leben von Ina Müller, übrigens gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin, auch keinen Platz.
Ab Mai dreht sie neue Folgen für die NDR-Formate "Land und Liebe" und "Inas Norden". Im Alter möchte sie "krumm, aber gesund" in Hamburg leben. Ihren eigenen "Hackenporsche" ziehen können und so viel Geld haben, "dass ich einen jungen Mann bezahlen kann, der mir Getränke bringt und liebevoll über das Gesicht streicht".