Der D-Club: Party-Seligkeit, Konzerte und süße Lollis.
Club-Besucher, die sich gerade erleichtert haben, erkennt man sofort. Nicht etwa an dem seligen Gesichtsausdruck, sondern am Lolli wahlweise Cola, Lakritz, Banane oder Kirsch im Mund. Den kredenzt Toilettenfrau Taddy nämlich jedem Klogänger in Geberlaune für ein paar gespendete Cents. So steigen die Gäste die Treppen zum großen Saal gleich doppelt befriedet empor, um sich nach erledigten Geschäften wieder unauffällig ins Party- oder Konzertgeschehen zu integrieren.
Schwierigkeiten könnte allerdings das Wiederfinden der Bezugsgruppe machen, denn in den 1.400 Besucher fassenden Weiten des Traditionsschuppens, der bei Konzerten weiterhin Docks, für Partys neuerdings aber D-Club heißt, kann man seine Begleiter schon mal verlieren. Treffpunkte im Saal und auf der Empore bieten sich allerdings reichlich in Form zahlreicher Tresen. Preislich orientiert man sich am Stammpublikum, und das ist da eher jünger als 20 Jahre notorisch knapp bei Kasse. Nachtschwärmer mit genau diesem Problem kommen bei zahlreichen Getränkespecials auf ihre Kosten. Durch derartige Hilfsmittel angeheizt findet sich die eine oder andere knapp bekleidete Schulabgängerin schon mal auf einem der Tresen zum aufreizenden Tanz zu Hits, Dance-Classics, R&B, Latin, Reggae, Techno oder Trance wieder. Experimente fernab der Partystromlinienförmigkeit gönnt man sich allenfalls gelegentlich in der angeschlossenen Prinzenbar. Der mit Jugendstil-Ornamenten und Original-Putten aus der Zeit um die Jahrhundertwende verzierte Raum wird bei Großveranstaltungen auch vom D-Club-Publikum frequentiert, kann bei Bedarf etwa für die stilechte SM-Party "Respekt" aber abgetrennt und dann nur durch einen separaten Eingang betreten werden.
Auch als Konzert-Location hält sich das Docks alle Richtungen offen. Von schmusig mit Xavier Naidoo bis rotzig mit Ozzy Osborne weit mehr als 500 Konzerte von Künstlern aller Musik-Genres lieferten in den vergangenen 15 Jahren wilde Storys aus der ehrwürdigen Halle: So torkelte Evan Dando, Sänger der Lemonheads, dereinst im Rausch minutenlang über die Bühne, bis er schließlich über den Bühnenrand stolperte. Ein tiefer Fall im doppelten Sinne. Zumindest für ihn war der Konzertabend an dieser Stelle gelaufen. Und auch für die kalifornische Band Van Halen entwickelte sich ein Auftritt anders als geplant, trommelte Alex van Halen beim Soundcheck doch so wild, daß sich ein Stück Deckenputz in 8,50 Metern Höhe löste und den Drummer kurzfristig außer Gefecht setzte. Damit Letzteres nicht noch einmal passiert, wurden Docks ( = D-Club) und Prinzenbar 2002/03 komplett renoviert, so daß auch die Toiletten inzwischen bedenkenlos begehbar sind, und auf denen gibt’s schließlich Süßes for free!
In Zusammenarbeit mit dem "Hamburg Kulturverführer" 4. aktualisierte Aufl., Helmut Metz Verlag