Das Molotow am Spielbudenplatz - ein Dauerbrenner der Alternativ-Szene.
Hamburg. Wer an einem schönen Wochenendabend über den Kiez flaniert, hat sicherlich schon mal die vielen jungen Menschen bemerkt, die sich vor dem Spielbudenplatz Hausnummer 5 versammeln: Sie saugen kurz frische Luft ein, um dann wieder nach "unten" zu gehen. Unten? Genau, den Kellerabgang runter und dann links rein: "Willkommen im Molotow."
Hier ist Hamburgs Top-Adresse für Rock- und Independentmusik. Und das seit 15 Jahren, was auf dem schnellebigen Kiez eine lange Zeit ist. Inhaber Andreas Schmidt (gefühlte 40) ist seit dem Start 1990 dabei. Er arbeitete zunächst in dem Laden, übernahm ihn dann später. Neben ihm sind noch Mario Stresow (29, Booking) sowie Michael Einführ (33, Mädchen für alles) fest angestellt. Bei den 100 bis 120 Konzerten im Jahr sowie etlichen Partys - etwa dem beliebten "Revolver-Club" - passen locker mehr als 300 Leute in den Keller. Schaut man sich unter dem Eingangslogo das Poster an, auf dem steht, wer hier schon gespielt hat, liest sich das wie ein "Who's Who" der Rockszene: White Stripes, Mando Diao, Wir Sind Helden, Moneybrother, Bright Eyes, Sportfreunde Stiller und andere waren schon "ganz unten".
Meist waren die Künstler zu dem Zeitpunkt des Auftritts noch nicht einer breiten Masse bekannt, was den frischen Sound des Molotow ausmacht. Und es funktioniert. Andreas: "Der Laden läuft, ganz selten ist mal ein Konzert unglücklich. So spielten letztes Jahr The Killers leider vor nur 30 Zuschauern. Drei Wochen später wär' das Molotow schon zu klein für sie gewesen." Aber es gibt auch Ausnahmen: In diesem Sommer spielte die schwedische Hardrockband The Hellacopters hier, obwohl sie ohne Probleme dreimal so große Hallen füllen kann. Sie mögen diese Adresse, so daß sie "sich nach ihrem Konzert noch bis vier Uhr früh an der Bar aufhielten", berichtet Mario.
Kein Wunder: Hinter dem neuerdings in Gelb gehaltenen Eingangsbereich mit der steilen Treppe warten die beiden ineinanderübergehenden Räume des Clubs in Dunkelrot mit einem Kicker, zwei Bars sowie hier und da einem Sofa. Dazu der winzige Backstageraum. Ziemlich familiär und urig - auch wegen der niedrigen Decken. "Wir hatten mal den Standort des DJ-Pults und der Bar ein wenig verändert, aber weiter nicht viel", erzählt Andreas von der Geschichte des Moltotow. Dafür fällt ihm auf, "daß die Leute heute viel zielstrebiger ausgehen als früher".
Allgemein läßt sich das Publikum als zwar rocklastig, aber offen für alle Stile beschreiben. Ebensoweit gefächert ist die Demographie des Clubs: alternative Oberstufenschüler, Studenten und musikbesessene Mitdreißiger, die in ihrem "Molo" die komplette Spannbreite der Musik von "dreckigem Indie-Rock" bis Soul, Punk und auch HipHop entweder live oder vom DJ-Pult erleben wollen. Weiterer Pluspunkt: Die Preise für den Eintritt und Bier sind absolut human. "Wir können nicht für Independent-Musik stehen und unverschämte Preise nehmen", sagt Andreas.
Offentsichtlich wird dies bei der Abschlußfeier des 15. Molo-Jubiläums-Marathons am 5. November: Für 3 Euro Eintritt freut sich Marios sozusagen "hauseigene" Garagen-Rock- Band "One, Two, Three, Four" über die Veröffentlichung ihres Debütalbums. Erschienen übrigens auf dem ebenfalls hauseigenen Platten-Label "Molotow-Records". Explosives Material aus einem Keller auf St. Pauli.