Abendblatt-Kulturchef Hans-Jürgen Fink berichtet für abendblatt.de vom alltäglichen Wahnsinn bei den Wagner-Festspielen aus Bayreuth.

Die Wagner-Verehrung treibt zur Festspielzeit in Bayreuth manchmal seltsame Blüten.

So wird nicht nur des Meisters Grab hinter seiner Villa Wahnfried mit Kränzen und Blumen geschmückt – was verständlich ist, wenn die Spender der Festspielchor und die Solisten der Festspiele sind, die schließlich ohne Wagner im Sommer hier gar nichts zu singen hätten. Diesmal hat es auch Wagners Hund Russ getroffen. Der hat einen Gedenkstein neben Wagners Megagrabplatte: „Hier ruht und wacht Wagners Russ“.

Sonst eher eine belächelte Fußnote im Wagner-Gedenken, ist der Stein derzeit Ort tierischen Gedenkens. Ein leckerer Beißknochen mit roter Schleife und Kärtchen liegt davor – „Lieber Russ, bewache bitte weiterhin gut unseren Meister Richard.“

Russ musste schon früher für allerlei herhalten: Vor fünf Jahren war der Neufundländer in Bayreuth flächendeckend präsent, 800 Mal kopiert in Schwarz saß er 80 Zentimeter hoch und zehn Kilo schwer allenthalben herum – eine Stadtmöblierungskunstaktion des Nürnberger Professors Ottmar Hörl – der zurzeit mit dem Hitler-Gartenzwerg von sich reden macht.

„Der Hund soll die menschliche Seite Wagners darstellen und zugleich ein Versuch sein, den Komponisten von seinem musikalischen Olymp zu holen“, erläuterte damals der Künstler. Die letzten Exemplare aus dieser Aktion fristen heute ihr Dasein in den Schaufenstern von Banken, Friseuren und Boutiquen.

Da hat die muntere Hirschskulptur aus dem „Wolfenzacher“ am Sternplatz eine ansehnlichere Karriere gemacht: Vergrößert und vergoldet ist sie auf der Bühne des Festspielhauses präsent – als Sänger-Preis für Walther von Stolzing in den „Meistersingern“.

Einen tierisch komischen Versprecher leistete sich beim Festspielfrühschoppen der Brauerei Maisel in der Eremitage der Brauerei-Inhaber: Er begrüßte die beiden neuen Leiterinnen am Grünen Hügel, Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier, versehentlich als neue Chefinnen des Festspielfrühschoppens – eine Aufgabe, die die beiden sofort lachend akzeptierten.