Hamburg. Unternehmer Falk Hocquél hat einige Standorte seiner Café- und Konditoreikette dichtgemacht. Das sagt er zu den Gründen und seinen Plänen.
„Schmidtchen Holitzberg“ steht auf dem hellblauen Schild über dem Eingang. Im Juli hat der Hamburger Unternehmer Falk Hocquél in Langenhorn eine weitere Filiale seiner Café- und Konditoreikette Schmidt & Schmidtchen eröffnet. Erst mal nichts Besonderes. In den vergangenen Jahren hatte der Gastronom massiv auf Wachstum gesetzt und in schneller Folge neue Läden aufgemacht und übernommen, doch zuletzt war es stiller geworden.
Sechs Standorte seines kleinen Firmenimperiums, in der Speicherstadt, in Bergedorf, in Blankenese, in der Schanze sowie die Jellyfish-Bude und ein Restaurant in der Innenstadt in Kooperation mit Sternekoch Stefan Fäth, sind inzwischen geschlossen. Die Vergabe für den Umbau des Schaugewächshauses im Jenischpark in ein Café, für den Hocquél 2017 den Zuschlag bekommen hatte, hat die Altonaer Bezirkspolitik kassiert und plant zeitnah eine Neuausschreibung. Im Abendblatt spricht Falk Hocquél jetzt über seine Strategie und neue Pläne.
Falk Hocquél: Schmidt & Schmidtchen plant neue Cafés in Hamburg
Treffpunkt Langenhorn: Das Café am Holitzberg nahe dem Asklepios Klinikum Nord Heidberg ist die jüngste Neueröffnung. „Es läuft sehr gut an“, sagt der Unternehmer. Mehrere Jahre hatte Gastronomin Sophia Behr an dem Standort erst das Lokal eisundsalzig und ab 2023 das Pink and Orange betrieben, bevor sie im Zuge der Corona-Zeit aufgeben musste. Hocquél und sein Team haben nicht nur die Einrichtung übernommen, auch der große Pizza-Ofen ist laufend in Betrieb.
„Das ist das Besondere an diesem Standort. Wir können dadurch unser Mittags- und Abendangebot erweitern.“ Pizza gibt es ab 11,50 Euro. Als Mittagstisch mit Softdrink kostet jede 12,50 Euro. Daneben gibt es wie in anderen Schmidtchens Frühstücksauswahl eine Kuchentheke mit den bekannten Törtchen und Quiche sowie Brot und Brötchen aus der eigenen Bio-Bäckerei. Auch Pasta und Pommes sind im Angebot. Neu ist auch eine Eistheke, die ebenfalls aus der eigenen Manufaktur beliefert wird.
Falk Hocquél: Unternehmer mit Theater-Vergangenheit
Für Hocquél ist das Café der Start in eine neue Phase. Der Leipziger, der vom Theater kommt und mit der Pony-Bar auf dem Uni-Campus und der inzwischen geschlossenen Astra-Stube an der Sternbrücke erste Schritte in der Hamburger Gastronomie-Szene gemacht hatte, übernahm 2014 das Café Schmidt in Othmarschen – die Keimzelle des heutigen Betriebs. Sein Konzept kam an, ein Standort nach dem anderen wurde eröffnet. Darunter an so bekannten Orten wie im Museum Altona, im Planetarium im Stadtpark, in der Zentralbibliothek am Hühnerposten oder im Jungen Schauspielhaus am Wiesendamm.
„Viele Standorte laufen gut, aber bei einigen haben wir noch mal genau hingeschaut“, sagt Gastronom Hocquél. „Wir wollen nur noch eine begrenzte Zahl an Läden machen, die dann aber ein bestimmtes Umsatzvolumen haben.“ Motto: Mehr ist nicht immer mehr. Weniger kann auch mehr sein. Vor allem kleinere Cafés seien deshalb geschlossen worden. Konkret äußerte er sich nicht zu einzelnen Standorten.
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Falk Hocquél: 14 mal Schmidt & Schmidtchen in Hamburg
Hocquél nennt es „Aufräumen“ und kündigte für die nächste Zeit wieder mehrere Neueröffnungen an. Hintergrund sind die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Wir haben eine extrem komplizierte Lage“, sagte er mit Blick auf Mieten und Kostensteigerungen bei Lebensmittel und Personal. Aktuell gibt es 14 Schmidtchen-Standorte im Stadtgebiet.
Das Café Holitzberg sei ein gutes Beispiel für die veränderte Strategie. „Der Standort macht vom ersten Tag an so viel Umsatz wie drei geschlossene“, sagt Hocquél. Insgesamt seien die Umsätze der Café- und Konditoreikette mit mehr als 150 Beschäftigten stabil. Zu Zahlen wollte er nichts sagen. Der letzte Geschäftsbericht war 2021 veröffentlicht worden.
Falk Hocquél: Anteile an einem bekannten Sterne-Restaurant
Der Unternehmer setzt immer wieder auf neue Geschäftsfelder und scheut auch Experimente nicht. Nachdem die Partnerschaft mit Sternekoch Fäth schon nach kurzer Zeit beendet war, hatte Hocquèl im vergangenen Jahr mit zwei weiteren Teilhabern den Neustart des Ottensener Sternelokals „Petit Amour“ ermöglicht. Im Schauspielhaus an der Kirchenallee, im Jungen Schauspielhaus am Wiesendamm sowie im Altonaer Theater betreibt ein weiteres Unternehmen mit seiner Beteiligung die Theatergastronomie. Auch im Haus 73 am Schulterblatt arbeitet der umtriebige Unternehmer mit Partnern zusammen, die dort gerade in neues Café und einen Musikclub eröffnet haben.
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Zu einem Großprojekt hat sich das Spektakel „Christmas Garden“ im Botanischen Garten (Loki-Schmidt-Garten) entwickelt, das nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr Mitte November in die zweite Runde startet. Dort ist Hocquél, der am Standort seit Längerem das Schmidtchen Palme betreibt, mit mehreren Weihnachtshütten für die gastronomische Versorgung zuständig. Das Projekt bindet viele Kräfte. „Aber wir machen dort in zwei Monaten, die das Event geöffnet ist, so viel Umsatz wie an deren Standorten im ganzen Jahr.“
Falk Hocquél: Das sagt er zum Jenischpark
Für das nächste Jahr plant Hocquél weitere Investitionen. „Es sind neue Objekte in Planung.“ Im Februar 2025 soll zudem ein komplett neues Konzept starten. Was das ist, will er noch nicht verraten. Und auch das Gewächshaus-Café im Jenischpark, wo er bereits zwei Standorte betreibt, steht weiter auf seiner Liste. „Wir warten die neue Ausschreibung ab. Mehr möchte ich aktuell nicht dazu sagen.“