Hamburg. Schulkinder etwa oder Bürgergeld-Empfänger erhalten in Hamburg das Deutschlandticket günstiger. Senioren aber wurden bislang vergessen.

  • Viele Seniorinnen und Senioren beziehen Wohngeld, brauchen also soziale Unterstützung.
  • Trotzdem gibt es für sie beim Deutschlandticket bislang keine Ermäßigung in Hamburg.
  • Das wollen diverse Parteien nun ändern.

Für Studierende gibt es Rabatt, auch für Auszubildende, für Arbeitnehmer, Bürgergeld-Empfänger, Geflüchtete – und Schulkinder erhalten das Deutschlandticket im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) sogar komplett kostenlos. Seniorinnen und Senioren in Hamburg gehen hingegen leer aus. Sie zahlen im in den meisten Fällen den vollen Preis für ein Deutschlandticket, trotz vielfach schmaler Rente.

Dafür hagelt es Kritik: in zahlreichen Leserbriefen an das Abendblatt, selbstverständlich aus der Opposition und auch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Hamburg. Welche Rabatte die einzelnen Akteure für sinnvoll halten und welche Parteien die Forderung nach vergünstigten Senioren-Tickets schon in ihr Programm für die Bürgerschaftswahl aufgenommen haben.

Deutschlandticket: Senioren in Hamburg gehen bei Rabatt leer aus

Für Janna Schulte aus dem Landesvorstand des VCD Hamburg ist der fehlende Seniorenrabatt unverständlich. „Oftmals sind Seniorinnen und Senioren Menschen, die ein geringeres Einkommen haben. Mit der Erhöhung des Preises für das Deutschlandticket wird es für sie nochmal zusätzlich teuer“, sagt sie.

Bislang hatte das Deutschlandticket den Senioren zumindest eine kleine Ersparnis verschafft: Mit 49 Euro ist es etwas günstiger als die Senioren-Monatskarte im Abo (Hamburg AB oder 4 Tarifzonen), die es zuvor im HVV für 54 Euro monatlich gab. Mit dem neuen Deutschlandticket-Preis ab 2025 – er beträgt 58 Euro monatlich – kommen Rentner wieder schlechter weg, ärgert sich Schulte vom VCD.

Für ein Senioren-Deutschlandticket gibt es im Übrigen schon ein Vorbild: In Mecklenburg-Vorpommern sind Menschen ab 65 Jahren zum Sonderpreis von 29 Euro monatlich deutschlandweit mobil.

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VCD Hamburg fordert: Deutschlandticket-Rabatt auch für Wohngeld-Empfänger

Einige Senioren in Hamburg, nämlich alle Bezieher von Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderungsrente, erhalten bereits ein vergünstigtes Deutschlandticket. Hier greift der Sozialrabatt des HVV, genau wie bei Empfängern von Bürgergeld oder Mitteln nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dieses vergünstigte Deutschlandticket kostet derzeit 19 Euro und von 2025 an 22,50 Euro monatlich.

Laut Schulte ist der HVV mit dieser Vergünstigung für Sozialhilfeempfänger im Bundesvergleich „fortschrittlich“ unterwegs. Sie sagt aber auch: „Wenn es nach uns ginge, würde der HVV den Sozialrabatt nicht nur auf Grundrente-Empfänger, sondern zusätzlich auf Wohngeld-Empfänger anwenden.“ Damit wäre auch vielen weiteren Senioren mit kleiner Rente geholfen.

Am allerbesten jedoch würde ihr ein allgemeingültiger Senioren-Tarif beim Deutschlandticket gefallen, „und zwar auf Bundesebene und nicht als Insellösung im HVV“, so Schulte vom VCD.

So viel kostet das Deutschlandticket im HVV

Das Deutschlandticket kostet im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) genau wie bundesweit 49 Euro und ab dem Jahreswechsel 58 Euro monatlich. Für bestimmte Personengruppen gibt es allerdings Ermäßigungen:

Studierende zahlen aktuell 29,40 Euro und künftig 34,80 Euro im Monat für ihr Deutschland-Semesterticket.

Auszubildende können ihr HVV-Deutschlandticket (Bonusticket) aktuell für 29 und von 2025 an für 34,80 Euro monatlich beziehen.

Das Deutschland-Jobticket steigt von 34,30 auf 40,60 Euro, wobei der Arbeitgeber-Mindestzuschuss von 12,25 auf 14,40 Euro angehoben wird.

Der Preis für Deutschlandtickets mit Sozialrabatt wird in Hamburg künftig 22,50 statt bisher 19 Euro betragen.

Die Mobilitätskarte für Asylbewerber kostet für Erwachsene derzeit 19 und ab kommendem Jahr 22,50 Euro monatlich und für Kinder derzeit 9,50 sowie in Zukunft 11,25 Euro.

Das Deutschlandticket für Hamburgs Schülerinnen und Schüler soll weiterhin kostenlos bleiben.

Hamburger Linke wollen alle Rabatte abschaffen – und Gratis-ÖPNV einführen

Die Hamburger Linke forderte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Vergünstigungen für Senioren im HVV und reichte entsprechende Anträge ein – unter anderem für die Erweiterung des Sozialrabatts auf Bezieher von Wohngeld, wie sie auch der VCD vorschlägt.

Das große Ziel der Partei ist allerdings die Abschaffung sämtlicher Rabatte im HVV. Denn geht es nach den Linken, sollte die Fahrt mittelfristig für alle vollständig kosten- und fahrscheinfrei möglich sein, sagt die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann.

„Hamburg ist die Hauptstadt der Altersarmut“, konstatiert Sudmann. Sie verstehe überhaupt nicht, weshalb der Senat selbst Beziehern von Wohngeld oder Grundsicherung bislang keine kostenlose Nutzung von Bus und Bahn erlaubt. „Wir werden weiter dafür streiten, dass der HVV für alle ohne Fahrschein zu nutzen ist. Das ist sozial- und klimapolitisch ein wichtiger Schritt.“

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Bürgerschaftswahl Hamburg: Auch CDU setzt Senioren-Ticket ins Wahlprogramm

In puncto Senioren-Tickets finden ganz ausnahmsweise sogar Linke und CDU zusammen. Denn auch die Christdemokraten halten in ihrem Programm für die Bürgerschaftswahl Zuschüsse für Jung und Alt fest: „An den Erfolg des kostengünstigen Deutschlandtickets wollen wir anknüpfen und die Zahl der HVV-Abonnements hochhalten, mit kostenlosen Auszubildenden-Tickets sowie vergünstigten Tickets für Senioren.“

Der Fraktionsvorsitzende Dennis Thering sagt angesichts der jüngst angekündigten Erhöhung der Preise im HVV, aber auch des Deutschlandtickets: „Besonders ältere Hamburgerinnen und Hamburger werden durch die Kostensteigerungen stark belastet“, das sende ein völlig falsches Signal. „Unser Antrag auf ein vergünstigtes Seniorenticket wurde von SPD und Grünen leider abgelehnt“, so Thering.

Deutschlandticket: Grüne wollen Rabatt für Senioren – in der nächsten Legislatur

Und das ist einigermaßen seltsam. Denn auch die SPD will „Bewegung beim Seniorenticket“ sehen, teilt Fraktionsvorsitzender Dirk Kienscherf dem Abendblatt mit. „Entweder eine Vergünstigung, falls das Deutschlandticket vom Preis stabil bleiben würde oder eine Stabilisierung, falls der Preis auf Bundesebene deutlich steigen würde“, so Kienscherf.

Und die Grünen, die Verkehrssenator Anjes Tjarks stellen, halten offenbar ebenfalls viel von einem rabattierten Seniorenticket. Im „Regierungsprogramm“ für die anstehende Bürgerschaftswahl heißt es: „Perspektivisch wollen wir in Hamburg ein kostengünstigeres Senior*innenticket auf Basis des Deutschlandtickets im HVV schaffen“. Wieso SPD und Grüne das Anliegen für die nächste Legislatur aufsparen, bleibt fraglich.