Hamburg. Ein bisschen Gießkanne ist immer: Bei günstigen Fahrscheinen für ältere Menschen geht es um mehr als eine „Gratismentalität“.

Es ist keine neue Klage, aber eine, die immer mal wieder formuliert werden sollte: Im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gibt es zwar eine ganze Menge lobenswerter Vergünstigungen, aber Seniorinnen und Senioren gehen in den meisten Fällen leer aus.

Anders als Studierende und Auszubildende, Asylbewerber, Schüler und dank des Jobtickets auch viele Berufstätige bekommen ältere Menschen nämlich kein gesondertes, rabattiertes Deutschlandticket. Das ist nicht nur schlecht fürs Portemonnaie des Einzelnen, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene ziemlich problematisch.

Seniorenrabatt im HVV wäre mehr als Ersparnis für den Einzelnen

Bislang erhalten nur jene älteren Menschen einen sogenannten Sozialrabatt auf das Deutschlandticket, die Grundsicherung oder eine Erwerbsminderungsrente beziehen. Selbst der Bezug von Wohngeld reicht noch nicht aus, um den vergünstigten Preis von derzeit 19 Euro zu zahlen.

Am besten wäre aber, es bräuchte überhaupt keine Scheine und Anträge und Beweise. Senioren sollten genauso pauschal einen Rabatt erhalten wie etwa Schülerinnen und Schüler, die das Deutschlandticket in Hamburg ungeachtet ihrer finanziellen Möglichkeiten sogar komplett gratis bekommen.

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Klar, nicht alle Senioren leiden finanziell Not – und trotzdem ist Altersarmut längst kein Randphänomen mehr. Laut des Sozialverbandes sind derzeit 53.000 Senioren in Hamburg arm oder armutsgefährdet.

Außerdem: Ein bisschen Gießkanne ist immer. Wer kann schon sagen, ob alle Studierenden sich mit BAföG und Nebenjob gerade so finanziell über Wasser halten können, oder mancher, etwa Dank seines Elternhauses, monetär eigentlich gut ausgestattet ist. Trotzdem gibt es das Semesterticket für alle – glücklicherweise!

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Deutschlandticket für Hamburgs Senioren: Mobilität bedeutet Freiheit und Teilhabe

Zumal das Deutschlandticket und die Mobilität, die es ermöglicht, für ältere Menschen weitaus mehr bedeuten als einen Sparfaktor. Sie sind in vielen Fällen dringend auf Bus und Bahn angewiesen und nicht mehr in der Lage, Wege selbstständig und zugleich sicher mit dem Auto oder Fahrrad zu erledigen.

Bei Forderungen nach kostengünstiger Mobilität geht es deshalb nicht um eine Schnäppchenjagd oder „Gratismentalität“, wie es Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) einmal bezüglich des Deutschlandtickets formulierte. Der öffentliche Nahverkehr bedeutet für Senioren Freiheit, Unabhängigkeit und gesellschaftliche Teilhabe – und wirkt damit einem der größten Probleme unserer Zeit entgegen: der Alterseinsamkeit.