Hamburg. Eine Einrichtung ist spielzeugfrei, es gibt auch Waldkindergärten und eine Sportkita. Ein Konzept ist sogar europaweit einzigartig.

  • Neue Kita in Altona: Schon die kleinsten sollen im Hamburger Konservatorium musizieren
  • In bilingualen Kitas lernen Kinder spielend Englisch
  • In der Kinderstube Altona gibt es kein vorgefertigtes Spielzeug wie Puppen oder Autos

Kita ist Kita? Von wegen! In Hamburg haben Eltern viel Auswahl zwischen Einrichtungen mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten, die die verschiedenen Potenziale der Kinder fördern sollen. Schon bevor die Schule beginnt, können sich Kinder beispielsweise in den Bereichen Sport oder Musik ausprobieren. Andere Einrichtungen legen einen besonderen Schwerpunkt auf das Spielen an der frischen Luft oder das Miteinander zwischen den Kindern.

Das Abendblatt stellt eine Auswahl Hamburgs besonderer Kita-Konzepte vor. Alle der folgenden Einrichtungen haben noch freie Plätze, für die Eltern ihre Kinder anmelden können.

Kita Hamburg: Hier musizieren die Kleinsten mit den Größten

Eine ganz besondere Kita soll nach zweijähriger Bauzeit noch in diesem Herbst in Altona eröffnen – die Musik-Kita Musikon. Und die Örtlichkeit könnte kaum prominenter sein: Die Kita befindet sich ebenso wie eine Musikschule, Akademie und ein Konzertsaal im Hamburger Konservatorium an den Kolbenhöfen. Dort haben in Kürze schon die Kleinsten Zugang zu Musik der Spitzenklasse. Mentor der Kita Musikon ist kein Geringerer als Star-Dirigent Kent Nagano.

Das Musizieren ist schon bald für 110 Kinder in Altona fester Bestandteil des Kita-Alltags. „Musik hat in unserer Kita einen besonders hohen Stellenwert“, sagt Dorle Lemke aus dem Kita-Leitungsteam. „Egal ob es um das gemeinsame Singen geht, das Spielen mit Instrumenten oder darum, sich zur Musik zu bewegen. Die Kinder erleben auch Rhythmus und Stimmbildung – aber immer verknüpft mit dem Alltag und Spiel der Kinder.“ 

Hamburger Konservatorium
Eine Visualisierung zeigt, wie der geplante Neubau im Quartier Kolbenhöfe aussehen soll, in den das Hamburger Konservatorium samt Kita im Herbst einziehen wird. © Hamburger Konservatorium | DREIDESIGN

Weil die Kita im Konservatorium untergebracht ist – im Übrigen ein mindestens europaweit einmaliges Konzept, so Lemke – wird es für die Kinder ganz besondere Einblicke geben: „Zum Beispiel das gemeinsame Morgensingen im Konzertsaal, Lauschkonzerte mit Studierenden oder die Nutzung des Tanzsaals der Musikschule“, zählt Lemke auf. In der Kita gebe es zudem ein Atelier, einen Bauraum, Theaterraum, Bewegungsraum und eine Entspannungsoase. Für die Betreuung in der Kita können die regulären Kita-Gutscheine der Stadt genutzt werden, es fallen keine zusätzlichen Kosten an.

Englisch spielend lernen: Villa Vivendi betreut bilingual

In den drei bilingualen Kitas Villa Vivendi (Altona), Kita Kallista (Barmbek) und Kita Zimtschnecke (Neustadt) des Trägers Villa Vivendi lernen Kinder schon vor Schulbeginn ihre erste Fremdsprache. Dafür gibt es keine Englischkurse, sondern Betreuungskräfte, deren Muttersprache Englisch ist. Die Fremdsprache ist locker in den Kita-Alltag der Krippen- und Elementarkinder integriert.

„Wir wollen, dass die Kinder schon im Kita-Alter mit dem Klang und der Melodie des Englischen vertraut sind“, sagt Maryam Reid, pädagogische Bereichsleitung bei Villa Vivendi. „Sie können dann schon ein paar Sätze sprechen und leichten Small Talk halten. Es geht uns nicht darum, dass die Kinder beim Wechsel in die Grundschule schon fließend Englisch sprechen.“ Villa Vivendi sei einer der wenigen Träger, der kein Extrageld für die zweisprachige Betreuung der Kinder nimmt, sagt Maryam Reid.

Bilinguale Kita Kallista in Barmbek
Impression aus der bilingualen Kita Kallista des Trägers Villa Vivendi in Barmbek. © Villa Vivendi | Maryam Reid

Neben der bilingualen Betreuung lege der Träger besonderen Wert auf eine Atmosphäre der Herzlichkeit in den Einrichtungen. „Wir haben eine ganz besondere Philosophie, wenn es um das Thema Familie geht. In anderen Kitas gibt es vielleicht ein eher ,behördliches‘ Feeling. Bei uns geht es sehr familiär zu. Und das kommt bei den Eltern gut an.“

Täglich in der Natur unterwegs: die Waldkindergärten am Niendorfer Gehege

Im beziehungsweise am Niendorfer Gehege befinden sich vier Kita-Einrichtungen (in Lokstedt, Niendorf und Schnelsen), die aus ihrem idyllischen Standort das meiste herausholen. Denn in den Waldforscher-Kitas mit ihren vier Elementar-, einer Vorschul- und einer Krippengruppe steht der intensive Kontakt der Kinder mit der Natur im Mittelpunkt. So oft es geht sind die Kleinen an der frischen Luft, für nasses und kaltes Wetter gibt es Schutzhütten oder Bauwagen. Am Standort „Waldforscher-Summerhill“ hält der Träger zudem Ziegen und bietet tiergestützte Pädagogik an.

„Der Natur-Kontakt unterstützt die Kindesentwicklung auf ganzheitliche Weise: Da die Kinder in der natürlichen Umgebung ohne vorgefertigtes Spielzeug stets angeregt sind, eigene Ideen und Spiele zu entwickeln und miteinander auszuprobieren“, beschreibt die pädagogische Leiterin Marion Delfs das Konzept der Waldforscher-Kitas. So würden die Fantasie, Ausdrucksmöglichkeiten und die soziale Kompetenz der Kinder gefördert – gerade „in einer Welt, die mehr und mehr von passivem (Medien-)Konsum geprägt ist“.

Sport-Kita in Fuhlsbüttel: Weil toben auch richtig gesund ist

In der Kita an der Lüttkoppel 1 in Fuhlsbüttel, die seit 25 Jahren als eine Abteilung des Sportclubs Alstertal-Langenhorn e.V. (Scala) geführt wird, dreht sich alles um Sport und Bewegung. Dreimal wöchentlich können sich die Kinder in der Turnhalle auspowern, die Sport- und Bewegungskindertagesstätte hält zudem einen Bewegungsraum vor.

Unter Anleitung einer Sportlehrerin werden die Kleinen motorisch und kognitiv gefordert. Hier geht es aber nicht um Drill und Disziplin: Ziel sei es, Spielsituationen zu schaffen, in denen grundlegende Bewegungserfahrungen gesammelt werden können.

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Um sein Kind in der Scala-Kita anzumelden, müssen Eltern keine Mitglieder im Sportclub Alstertal-Langenhorn werden, die Kinder treten jedoch automatisch in den Verein ein. In der Kita gibt es sowohl Gruppen für Krippenkinder als auch Kinder aus dem Elementarbereich.

Nicht anders als die anderen: Inklusions-Kita „Die Stifte“

„Die Stifte“ nennt sich die Kita an der Stiftstraße (St. Georg) passenderweise. Hier werden verhaltensunauffällige und Kinder mit besonderem Förderbedarf gemeinsam betreut. Träger der Kita ist das Studierendenwerk, weshalb Studierende und Mitarbeiter der Universität ihre Kinder bevorzugt in die Kita Stiftstraße bringen können. Allerdings sei in der Regel genug Platz für die Kinder weiterer Eltern, sagt Kita-Leiterin Kirsty Wegener. Auch derzeit haben „Die Stifte“ noch freie Plätze.

Obwohl es sich bei der Einrichtung um eine Inklusionskita handelt, sagt Wegener: „Behinderung, das ist bei uns eigentlich gar kein Thema.“ Denn Kinder sähen über solche Unterschiede gekonnt hinweg. „Ich weiß es so zu schätzen, dass Kinder da einfach eine andere Rücksichtnahme und ein anderes Verständnis haben. Durch das Zusammensein mit Kindern mit Behinderung wachsen sie geduldiger, rücksichtsvoller und wertschätzender auf“, so Wegeners Eindruck.

Sandkasten der Inklusions-Kita
Sieht aus, als hätte hier jemand so richtig viel Spaß gehabt: Impression aus der Inklusions-Kita „Die Stifte“ in St. Georg. © Studierendenwerk Hamburg | Studierendenwerk HambuRG

In der Stiftstraße werden Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und oftmals Entwicklungsverzögerungen betreut, etwa mit Autismusspektrum-Störungen oder ADHS, nicht aber mit körperlichen Behinderungen. „Der Tagesablauf bei uns ist kaum anders als in anderen Kitas. Uns ist ganz wichtig, dass wir eben nicht anders sind als andere“, sagt die Einrichtungsleiterin.

In der Kita werden 30 Kinder im Krippen- und Elementar-Alter betreut und es gibt drei Heilpädagogen. Zusätzlich zum Kita-Gutschein müssen Eltern monatlich 29 Euro für alle weiteren Aufwendungen der Kita, etwa das Frühstück und den wöchentlichen Ausflugstag, entrichten.

Kita Hamburg: Spielen ohne Spielzeug? Das lernen die Kleinen in der Kinderstube Altona

In der Kinderstube Altona dürfen Kinder jeden Tag das tun, was sie am besten können: erfinderisch und kreativ sein. Hier finden sie schließlich kein vorgefertigtes Spielzeug wie Autos, Puppen oder Ähnliches. Dafür gibt es eine Menge Materialien, aus denen die Kinder sich selbst etwas basteln und bauen können. „Unser spielzeugfreies Konzept fördert die Kreativität der Kinder, da sie sehr viel basteln können und sehr viel miteinander spielen. Wir stärken so ihre sozialen Kompetenzen, da sie sich viel miteinander beschäftigen“, sagt Kita-Leiterin Miriam Henke.

Auch Mitbestimmung wird in der Kinderstube Altona großgeschrieben, „zum Beispiel in der täglich stattfindenden ,Kinderversammlung‘“, sagt Henke. Dabei können die Kinder über bestehende Regeln sprechen und diese bei Bedarf ändern. „Die Kinder können bei uns entscheiden, auf welchen Spielplatz sie gehen wollen, was sie basteln wollen oder was für Experimente sie machen wollen.“

Da es sich bei dem Träger um einen Verein handelt, zahlen die Eltern einen Vereinsbeitrag von 41 Euro, mit dem Frühstück, Aktivitäten und der wöchentliche Bewegungslehrer „Tanz Thomas“ bezahlt werden.