Hamburg. 100-Millionen-Programm für Busse und Bahnhöfe, U1 und U3 für Wochen unterbrochen. Doch dann verspricht die Hochbahn mehr Komfort.

Die Hamburger Hochbahn nimmt gut 100 Millionen Euro in die Hand, um vor allem die Busse, große Haltestellen wie Rahlstedt und Harburg sowie ihre Betriebshöfe zu modernisieren. Neben dem Bau der U5 und dem Ausbau der U4 Richtung Horner Geest sind das für die kommenden Jahre die Bauprojekte, die die Fahrgäste am meisten spüren werden – zunächst leider auch, was Einschränkungen wie Unterbrechungen von U-Bahn-Linien betrifft. „Das geht nicht schmerzfrei“, räumte Hochbahn-Technikvorstand Jens-Günter Lang ein.

Der Zugewinn an erheblich mehr E-Bussen, modernen, barrierefreien Haltestellen und auch 125-Meter-Zügen auf der U-Bahn-Linie U3 soll das jedoch später vergessen machen. Die beste Nachricht für 80.000 Fahrgäste jeden Tag hatte Lang für die U2/U4: Der Busersatzverkehr aus der City Richtung Billstedt und Mümmelmannsberg endet nach etwa einem Jahr am 6. Mai. Lang sagte, das Prinzip von Direktbussen habe sich bewährt. Die Lehren aus diesem stark befahrenen Streckenabschnitt und der Sperrung würden in Baumaßnahmen ähnlicher Dimension einfließen.

Hamburger Hochbahn: Erst U-Bahn-Sperrungen, dann XXL-Züge

Für die Harburger und ihren, vorsichtig gesagt, in die Jahre gekommenen Busbahnhof ZOB (40.000 Fahrgäste pro Tag) gibt es wichtige Daten. Im Juni 2024 kommt die Abrissbirne, der zentrale Umstieg zur S-Bahn zieht zur Haltestelle Harburg Rathaus. Im Sommer 2026, hofft die Hochbahn, soll der moderne Busbahnhof mit Gründach und Photovoltaik eingeweiht werden. Lang sprach von einem „Aushängeschild für eine moderne Mobilität in Harburg“. Er verschwieg nicht, dass die Planungen aufwendig und die Abstimmung mit anderen Beteiligten zeitintensiv gewesen ist. In Harburg kommt hinzu, dass dort die S-Bahn Richtung City zeitweise gesperrt werden muss, um Behelfsbrücken zu bauen, die im Zusammenhang mit der geplanten Hafenbahn A26-Ost stehen. Hier greifen nicht nur S- und Hochbahn ineinander, sondern auch der Straßenbau.

Solardächer sollen zur selben Zeit wie in Harburg auch den neuen Betriebshof in Meiendorf zieren. Hier wird der Diesel verbannt. 130 klimafreundlichere Elektrobusse saugen den Saft für ihren Antrieb aus der Steckdose. Aber selbst die gewaltige PV-Anlage auf dem Dach könne nur drei oder vier Busse speisen, so Technik-Vorstand Lang. Meiendorf wird etwa vier Fußballfelder groß. Lang sagte: „Der Standort Meiendorf ist ideal, um im Hamburger Nordosten E-Busse auf die Straßen zu schicken.“

Mit grünen Gedanken hat die Hochbahn auch ihre neue Zentralwerkstatt in Barmbek am Rübenkamp gestaltet. Hier stand zuvor ein Autounternehmen. Weiterhin stehen wird die alte Eiche, die ursprünglich gerodet werden sollte. Das neue Gebäude wird drum herum gebaut. Anders als an der Sternbrücke, wo die Bahn gegen große Widerstände Bäume wegholzte, ist sich die Hochbahn offenbar des sensiblen Themas bewusst – und wirbt offensiv mit Grünerhalt.

Rahlstedt und Harburg mit neuen Busbahnhöfen

Gewaltig gebohrt und neu gestaltet wird in Rahlstedt, wo die nahende S4 für Hunderttausende im Hamburger Osten Richtung Ahrensburg eine Entlastung bringen soll. Für die Hochbahn heißt das: Der Busbahnhof wird komplett umgestaltet und ein neuer Tunnel unter den Bahngleisen gegraben. Grün und Photovoltaik sind auch hier selbstverständlich. Gebaggert wird hier vom Juli 2024 an unter dem „rollenden Rad“, also im laufenden Betrieb. Im Sommer 2026 ist der Ersatz für den bisherigen verwinkelten Zugang zwischen Fußgängerzone, S-Bahn und Bussen fertig.

Die „Schmerzen“, die die Hochbahn vor allem den U-Bahn-Kunden bereiten muss, werden auf den Linien U1 und U3 zu spüren sein. An der U1-Strecke wird der Bahnhof Meßberg barrierefrei ausgebaut, außer Kiekut (Schleswig-Holstein, bleibt so) ist dann die gesamte U1 barrierefrei zu erreichen. Die Station Meßberg gegenüber der Speicherstadt muss im Sommer gesperrt werden, sodass der gesamte Verkehr zwischen dem 22. Juli und dem 25. August von Jungfernstieg bis Hauptbahnhof ruht. Einen Ersatzverkehr mit Bussen richtet die Hochbahn für diese Zeit nicht ein, weil die anderen Verbindungen in der Innenstadt nutzbar sind.

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Sternschanze: Große Bauprojekte bei U-Bahn und S-Bahn

„Tricky“ ist der Fahrstuhleinbau an der Saarlandstraße (U3) am Stadtpark in Barmbek. Hier muss die Hochbahn im historischen Gebäude penibel auf den Denkmalschutz achten. Die Bahnsteige wachsen auf 125 Meter Länge an, um statt der heutigen 80-Meter-Züge in Zukunft – in den 2030er-Jahren – die XXL-U-Bahnen fahren zu lassen. Schlechte Nachricht zunächst: Für 42 Tage fahren vom 27. Mai an keine U-Bahnen zwischen Barmbek und Kellinghusenstraße. Dieser Teil der Ringlinie wird dann mit Bussen bedient.

An der Sternschanze, wo es ebenfalls Ärger um die neue S-Bahnbrücke über der Schanzenstraße gibt, ist die Hochbahn zum Warten verdammt. Ihr winziger, gebogener Bahnhof der U3 dort soll komplett verlegt werden. Doch wohin? Das hängt vom Verbindungsbahnentlastungstunnel ab, den die Deutsche Bahn in Zukunft vom Hauptbahnhof über Dammtor Richtung Diebsteich vorantreiben will. Solange nicht klar ist, wo genau dieser VET an der Schanze verläuft, reißt die Hochbahn hier nicht großflächig die Erde auf. Der VET soll der „Gamechanger“ für S- und Fernbahn und die historische Linie der Hamburger Verbindungsdbahn sein. Ähnlich wie bei der U5 wird zwar tief im Erdreich die Strecke gebohrt. Die Haltestellen allerdings müssten in gewaltigen Gruben „offen“ gebaut werden.