Hamburg. Während der Streit um den Abriss der Sternbrücke tobt, klagen Gegner gegen ein weiteres Bahnprojekt am S-Bahnhof. Was geplant ist.

In der seit Jahren geführten Auseinandersetzung um den Abriss der Sternbrücke und den geplanten Neubau geht ein anderes Brückenbau-Projekt der Deutschen Bahn fast unter. Dabei gibt es viele Parallelen, nur einfach weniger Aufmerksamkeit für die Schwesterbrücke im Schanzenviertel.

Die Brücke über die Schanzenstraße unmittelbar am Bahnhof Sternschanze wurde 1903 erbaut. Laut Bahn ist sie wie die Sternbrücke den Anforderungen der heutigen Zeit aber nicht mehr gewachsen und muss ebenfalls ersetzt werden. Der Zeitplan steht fest, die neue Brückenkonstruktion auch. Aber die gefällt – wieder einmal – nicht jedem. Eine Klage gegen das Projekt wurde eingereicht.

Deutsche Bahn: Vorbereitende Arbeiten an Schanzenbrücke haben bereits begonnen

Ob die Klage, die auch in diesem Fall vom Verein Prellbock Altona geführt wird, Erfolg haben wird, ist unklar. Klar ist: Seit Dezember liegt der nötige Planfeststellungsbeschluss vor, gegen den Prellbock am 12. Februar Klage einreichte. Davon unberührt gehen die Arbeiten an dem Projekt weiter.

Die vorbereitenden Arbeiten zum Abriss und Neubau der Brücke über die Schanzenstraße haben im Februar begonnen.
Die vorbereitenden Arbeiten zum Abriss und Neubau der Brücke über die Schanzenstraße haben im Februar begonnen. © Funke | Katy Krause

„Bevor die Hauptarbeiten an dem Brückenkörper starten, wird das zukünftige Baufeld im Straßenraum unterhalb der Eisenbahnüberführung bis September 2024 entsprechend vorbereitet. Diese Arbeiten haben am 12. Februar begonnen“, erklärt ein Bahnsprecher auf Abendblatt-Anfrage. Zu den vorbereitenden Arbeiten gehören demnach das Verlegen von Leitungen und Kampfmittelsondierungen sowohl im Straßen- als auch im Gehwegbereich.

Deutsche Bahn: Bauarbeiten an der Brücke dauern voraussichtlich bis März 2026 an

Die Hauptarbeiten am Bauwerk sollen nach aktuellem Planungsstand im September 2024 starten. Das gesamte Bauprojekt wird bis zum Einhub der neuen Brücken (es sind mehrere nebeneinander) voraussichtlich im März 2026 andauern, so der Bahnsprecher.

Die Visualisierung zeigt, wie die neuen Brücken über die Schanzenstraße nach der Fertigstellung im Jahr 2026 aussehen sollen
Die Visualisierung zeigt, wie die neuen Brücken über die Schanzenstraße nach der Fertigstellung im Jahr 2026 aussehen sollen © Deutsche Bahn | DB InfraGO AG

„Nach aktuellem Planungsstand erfolgen die Arbeiten tagsüber, und wir werden moderne, lärmgedämpfte Maschinen einsetzen. Dennoch lassen sich Lärmemissionen leider nicht gänzlich ausschließen“, erklärt der Sprecher. Außer dem Lärm wird es auch Einschränkungen für den Auto- und Fernbahnverkehr geben. Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr seien nicht zu erwarten.

Verkehr Hamburg: Schanzenstraße vom 14. Juli 2024 bis 2026 komplett gesperrt

Ziel sei es, die Einschränkungen unter der Brücke während der Arbeiten so gering wie möglich zu halten. Trotzdem wechseln sich von jetzt an bis zum Ende des Baus Teil- und Vollsperrungen der Schanzenstraße ab. Auf folgende Einschränkungen sollten sich Autofahrer einstellen:

  • Einbahnstraße: seit 1. März bis 15. April 2024
  • Vollsperrung: 15. April bis 6. Juni 2024
  • Einbahnstraße: 6. Juni bis 14. Juli 2024
  • Vollsperrung: 14. Juli 2024 bis zum Ende der Baumaßnahme im März 2026

Deutsche Bahn: Planung beinhaltet eine weitreichende Umleitung des Verkehrs

Während der Einrichtung der Einbahnstraße ist die Durchfahrt für den Autoverkehr nur in Richtung Norden (Fahrtrichtung Altonaer Straße) möglich. „Die Verkehrsplanung beinhaltet eine weitreichende Umleitung des Verkehrs sowie eine Integration für Drittmaßnahmen im Umkreis“, erklärt der Bahnsprecher.

Der Fuß- und Radverkehr sei von den Sperrungen nur geringfügig betroffen. Der Busverkehr von und bis zur Straße Sternschanze soll über die gesamte Bauzeit hinweg möglich sein. Derzeit ist der Fernbahnverkehr aufgrund von Baumaßnahmen im Zusammenhang mit einer projektübergreifenden Sperrung auf der Verbindungsbahn eingestellt. Das soll bis 28. März andauern.

Kritik an neuer Brücke: Verlust von drei Metern Straßenbreite – Bahn widerspricht

Die Kritiker bemängeln unter anderem, dass die Deutsche Bahn aus Spargründen einen typischen Einheitsbau gewählt habe, der dem Szeneviertel nicht gerecht werde. „Die DB erneuert nicht nur die stählernen Brückentröge, sondern auch die Widerlager, was nicht zwingend sein muss. Dies aber in der Billigversion, in der die neuen Widerlager vor die alten gesetzt werden. Dadurch verschmälert sich der lichte Brückendurchlass auf der Straßenebene um 3,80 Meter (also um 18 Prozent)“, kritisiert Michael Jung als Sprecher von Prellbock Altona.

Dadurch entstehe ein tunnelähnlicher Effekt, es mache den leichten, lichten Effekt, den die jetzige Brücke habe, zunichte. Durch die Verschmälerung des Durchlasses würden städtebauliche Sichtachsen verloren gehen. Dazu muss man wissen, dass die bisherige Überquerung, die aus vier Brücken besteht, unter Denkmalschutz stand, weil sie als prägend für das Viertel in Hamburg gilt. Für den Abriss wurde der Denkmalschutz aufgehoben.

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Laut Angaben der Deutschen Bahn liegt die Brücke auf Widerlagern auf, die die Lasten in den Boden leiten. Geplant ist, vor die bestehenden Widerlager neue zu bauen, welche die zukünftige Brücke tragen sollen. Dadurch vermindere sich die Breite der Schanzenstraße in der Tat um etwa 1,5 Meter auf jeder Seite. Aber: Der Entfall der heutigen Stützen würde den Raumverlust wieder kompensieren, so der Bahnsprecher.

Deutsche Bahn: Kosten können nicht genauer beziffert werden, sind aber gestiegen

Die Kosten, die aus Bundesmitteln bezahlt werden, wurden 2021 mit rund 20,5 Millionen Euro beziffert. Auf Nachfrage, ob diese Schätzung noch aktuell ist, teilte die Bahn jetzt mit: „Seit 2021 hat sich die Aufgabenstellung, also die Beschreibung des Umfangs der zu leistenden Arbeiten, erweitert. Hinzu gekommen sind unter anderem drei zusätzliche Stützwände mit einer Länge von insgesamt mehr als 300 Metern zur Sicherung des Bahndamms sowie die Modernisierung der Oberleitungsanlage.“

Die endgültigen Kosten könnten erst nach Ende des derzeit laufenden EU-weiten Vergabe-Wettbewerbs und der Vergabe der Bauleistungen näher beziffert werden.

Sternbrücke Altona: Nächstes Kreiselkonzert ist für 21. März geplant

Kostengründe sind es auch, die die Gegner dazu bewogen, in diesem Fall zwar Klage einzureichen, aber auf einen Eilantrag mit Baustopp wie im Fall der Sternbrücke zu verzichtet. „Da der Bau an den Schanzenbrücken erst Ende des Jahres losgehen soll, hoffen wir, dass es bis dahin zu einer Hauptverhandlung kommt“, so Jung vom Verein Prellbock Altona, die beide Klagen führen.

Während der kritisierte Bau der Schanzenbrücke vorangetrieben wird, wollen die Gegner der neuen Sternbrücke wieder lautstark auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Am Donnerstag, 21. März, ist das mittlerweile 101. Kreiselkonzert geplant. Um 19.30 Uhr tritt der Musiker Chillionaire auf.