Hamburg. Dirk Luckow stellt Programm für 2025 vor, dabei sind viele große Namen und große Werke. Auch eine Kunstversteigerung wird es geben.
- Deichtorhallen Hamburg planen für 2025 einige spektakuläre Ausstellungen
- Die von F.C. Gundlach geförderte Fotografin Nan Goldin zeigt Bilder der New Yorker Subkultur
- Malerin Katharina Grosse kommt mit 60 Meter langer Installation „Wunderbild“
Große, ach was, riesige Transportkisten stapeln sich in der Halle für aktuelle Kunst der Deichtorhallen, wo derzeit die Ausstellung „Survival of the 21st Century“ abgebaut wird. Um Platz zu machen für ein weiteres spektakuläres Projekt: die Ausstellung des Schweizer Fotorealisten Franz Gertsch (1930–2022). Wer ihn nicht kennt: Bitte schon mal den 13. Dezember in den Kalender eintragen. Der Meister des modernen Holzschnitts revolutionierte die Malerei, nicht zuletzt mit seinen überbordend großen Bildern; Schnappschuss-Fotografien, die er mittels Diaprojektion Punkt für Punkt auf Leinwände übertrug. „Blow-up“ zeigt eine Werkübersicht aus mehr als 60 Jahren Schaffenszeit und ist einer der Höhepunkte im Ausstellungsjahr 2025.
Parallel dazu eröffnet „High Noon“ mit wegweisenden Arbeiten von Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe und Philip-Lorca diCorcia aus der Sammlung F. C. Gundlach. In der wertkonservativen, neoliberalen Reagan-Ära der 1980er-Jahre dokumentierten die miteinander befreundeten Künstler das Leben der New Yorker Subkultur, zeigten intime Momente von Liebe und Freundschaft, aber auch Verfall, Sucht und Aids. Die Bilder wirken bis heute nach – auf die Kunstwelt sowie auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Sexualität, Beziehungen und Identität. Besonders zu Nan Goldin hatte der Fotograf und Sammler Gundlach eine besondere Beziehung; er förderte und unterstütze die Künstlerin von Anfang an.
Große Namen, große Werke: Was die Deichtorhallen für 2025 planen
Dass sich große Ausstellungen derzeit noch die Halle für aktuelle Kunst teilen müssen, liegt zum Teil an der Sanierung des Hauses der Photographie; die Wiedereröffnung ist nach derzeitigem Stand für die zweite Jahreshälfte 2027 geplant. Die räumliche und entsprechend inhaltliche Beschränkung sieht Intendant Dirk Luckow als einen Grund für die erwartungsgemäß etwas schwächere Gästezahl: Konnten die Deichtorhallen in früheren Jahren meist 200.000 Besucherinnen und Besucher anlocken, waren es 2024 nur 160.000.
Vielleicht haben sich deshalb Luckow, sein Kompagnon, der kaufmännische Geschäftsführer Bert Antonius Kaufmann, und das kuratorische Team, darunter Nadine Isabelle Henrich am Haus der Photographie beziehungsweise Phoxxi, für das kommende Jahr besonders viele ambitionierte Projekte vorgenommen. Eins davon ist „Inhabiting The Unseen“ (ab 24. Oktober), eindrucksvolle Landschafts- und Performance-Fotografien aus dem Bestand der Walther Collection – laut New Yorker MOMA die weltweit wichtigste Fotosammlung. Erst einmal wird aber das 35. Jubiläum des Ausstellungshauses mit einer großen Kunstauktion am 12. Februar gefeiert.
Die radikalste deutsche Malerin und eine Fotografenpersönlichkeit kommen nach Hamburg
Auf die Frage, wer die radikalste deutsche Malerin unserer Zeit sei, gibt es laut Intendant Luckow nur eine Antwort: für ihn ganz klar Katharina Grosse. „Ihr Verdienst ist die Entgrenzung der Malerei, die Verwandlung von Innen- und Außenräumen in begehbare Farblandschaften. Ab dem 7. Juni wird Grosse ihre monumentale Installation „Wunderbild“ in den Deichtorhallen aufbauen: zwei bis zu 60 Meter lange und deckenhohe bedruckte Bahnen, die mit einer Soundinstallation kombiniert werden. „Wie eine Schlucht im Grand Canyon oder mittelalterliche Wandmalerei“, beschreibt es Luckow.
Eine junge Fotografenpersönlichkeit präsentiert das Ausstellungshaus vom 28. November an: Dann gehört dem mexikanisch-amerikanischen Dokumentarfotografen und „New York Times“-Fotojournalisten Philip Montgomery (35) die Bühne. In „Broken Cycles“ machen alltägliche Schauplätze die sozialen und ökologischen Spannungen in den USA sichtbar. Alle seine Bilder erzählen eine individuelle menschliche Geschichte, die zugleich Teil der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit sind.
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Die Sammlung Falckenberg in Harburg widmet dem bedeutenden Sammler und Gründer Harald Falckenberg (1943–2023) eine große Ausstellung ab 1. März. „How‘s My Painting?“ rückt mit 100 Werken aus der reichen Privatsammlung die Malerei in den Mittelpunkt. Ausgehend von Werner Büttner, Albert Oehlen und Martin Kippenberger, die zusammen mit den US-Künstlern Rymond Pettiborn und Mike Kelley die Strategie der Counter Culture prägten, will die Schau den vielfältigen Kosmos des Mediums aufzeigen, vom Tafelbild bis zu dessen installativen, destruktiven und konzeptuellen Spielarten.
Und auch eine weitere Ausstellung wird das Wesen und die Denkweise Falckenbergs spiegeln: Zu dem kürzlich verstorbenen Künstler Daniel Spoerri (1930–2024) hatte der Sammler spontan Ja gesagt. Deshalb wird in Harburg die Ausstellung „Widersprüche sind mir lieb“ ab 28. September präsentiert. Spoerri, der zu den bedeutendsten Vertretern der Objektkunst zählt, ist durch seine Assemblagen und Collagen von kuriosen Fundstücken bekannt geworden. Und auch die „Fallenbilder“ tauchen auf: Zufällige, geordnete oder ungeordnete Alltagssituationen wie abgegessene Teller oder Essensreste fixierte er mit Kleber an Tischen, Schachteln oder Schubladen und hielt auf diese Weise Momente des Lebens fest.
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