Hamburg. Beim Baustellenrundgang mit den Senatoren Carsten Bosda und Andreas Dressel stand nur noch eine Fassade der ursprünglichen Markthalle.

Es ist immer wieder faszinierend, wie aus riesigen Baustellen irgendwann prächtige und vor allem stabile Bauwerke werden. Im Fall der südlichen Deichtorhalle ist dies besonders erstaunlich, bleibt hier doch im Zuge der Sanierung wirklich kein Stein auf dem anderen. Seit 2021 ist die Ausstellungshalle, die das Haus der Photographie beherbergte, geschlossen und sieht mit den weißen Planen rundherum „ein bisschen wie unser persönliches Christo-Gebäude“ aus, so Intendant Dirk Luckow. Zusammen mit seinem Kompagnon Bert Antonius Kaufmann, Kultursenator Carsten Brosda, Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) und Martin Görge, Geschäftsführer beim Realisierungsträger Sprinkenhof GmbH, lud er am Donnerstagmorgen zum Baustellenrundgang.

Als „ein herausragendes Baudenkmal, das aber ursprünglich als unbeheizte Markthalle gebaut wurde“, sei die Halle in der Form für die Präsentation lichtsensibler Fotografie einfach nicht mehr tragbar gewesen, begründete Brosda die umfangreichen Arbeiten. Mit Fertigstellung werde man hoffentlich eine „dauerhafte starke Nutzung“ für das Haus der Photographie haben. Mit einer 1000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche und Kabinetten, modernen Büros, einem eigenen Trakt für die Sammlung F.C. Gundlach mitsamt Bibliothek und Depot, Veranstaltungsbereich sowie einem eigenen Bereich für Bildung und Vermittlung, Shop und Restaurant. Die Wiedereröffnung ist für Sommer 2027 geplant.

Haus der Photographie in Hamburg: Eröffnung nach Sanierung im Sommer 2027

Das ist dann doch überraschend spät, auch wenn die Ausmaße bei der anschließenden Besichtigung deutlich wurden. Dressel, ressortmäßig routiniert in der Verkündung eher unangenehmer Nachrichten, stellte zur Diskussion, ob es nach der „Zeit-Frage“ nicht sogar auch noch eine „Geld-Frage“ am Ende geben. Nun ist die HHP West Beratende Ingenieure GmbH mit an Bord.

Baustellenbesuch mit Bert Antonius Kaufmann, Kaufmännischer Direktor der Deichtorhallen Hamburg, Finanzsenator Andreas Dressel, Martin Görge, Geschäftsführer Sprinkenhof, Kultursenator Carsten Brosda und Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg.
Baustellenbesuch mit Bert Antonius Kaufmann, Kaufmännischer Direktor der Deichtorhallen Hamburg, Finanzsenator Andreas Dressel, Martin Görge, Geschäftsführer Sprinkenhof, Kultursenator Carsten Brosda und Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg. © DPA Images | Ulrich Perrey

Von einer „Scharnierfunktion zwischen Innenstadt, östlicher HafenCity, Kontorhausviertel und Kreativquartier Oberhafen“ sprach Kaufmann mit Blick auf die Öffnung des Hauses zu allen Seiten und dass die Deichtorhallen mit ihrem Neubau zu einem „hochenergetischen Ort“ würden. Schade ist nur, dass auch die kommende Photo Triennale im Sommer 2025 unter den gegebenen Umständen kleiner ausfallen wird. Nadine Henrich, neue Kuratorin am Haus der Photographie, verspricht aber, dass es so viel Fotokunst wie möglich geben werde: nicht nur im Phoxxi, sondern auch mit gleich zwei großen Schauen in der Halle für aktuelle Kunst.

Haus der Photographie in Hamburg: Derzeit wird Fassade inklusive Dämmschicht erneuert

Martin Görge brachte die Situation vor Sanierungsbeginn schlicht auf den Punkt: „Es drohte einfach zusammenzubrechen.“ Und zwar schon in den nächsten fünf Jahren, wie ein Kollege von der Bauleitung eindrücklich an einem letzten Stückchen der ursprünglichen Fassadenwand zeigt. Der vorschriftsmäßig behelmte Rundgang startete im Kellergeschoss, dort, wo einst die Tiefgarage war. Hier wanderten die Teilnehmer durch ein Labyrinth von rund 2000 Stützen, die später im Haus bis unters Dach verlaufen werden, um die Konstruktion zu stabilisieren. Die teils großen Wasserpfützen sind nicht etwa durch Regeneinfall entstanden, sondern durch mehrere Überflutungen in den vergangenen Jahrzehnten. Die Feuchtigkeit hat sich in die gesamte Sohle, die 1910 ohne Abdichtung verlegt wurde, gefressen. Diese muss nun komplett entfernt und durch einen neuen Bodenbelag ersetzt werden.

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Dasselbe gilt für die Fassade. Angekommen in der Halle selbst zog es kräftig durch den kathedralartigen Bau, von dem nur noch eine ursprüngliche Fassadenwand besteht. Diese trägt derzeit das Dach. Da bekomme der Begriff „Fliegende Bauten“ doch eine ganz andere Bedeutung, witzelte der Finanzsenator. Die Fassade wird komplett zurückgebaut und inklusive Dämmschicht erneuert, sogar mit neuen Klinkern, die in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt dafür extra gebrannt werden (die alten sind, ebenso wie die Stahlkonstruktionen, durch Korrosion beschädigt und können nicht wiederverwendet werden.) So werden die teils gravierenden Schäden in der Tragwerkskonstruktion behoben.

Deichtorhallen: Die Südhalle der denkmalgeschützten Deichtorhallen ist derzeit völlig verkleidet.
Deichtorhallen: Die Südhalle der denkmalgeschützten Deichtorhallen ist derzeit völlig verkleidet. © DPA Images | Ulrich Perrey

Dabei soll die charakteristische und durch das Dach prägende Silhouette des Denkmals erhalten bleiben, inklusive der filigranen Gliederung der Giebelverglasung aus der Entstehungszeit. Sobald die Fassadenbauten abgeschlossen sind, wird mit dem Innenausbau begonnen. Dann wird es vermutlich die nächste Baubestellenbegehung geben. Und ein Update nicht nur zur „Zeit-Frage“, sondern auch zur „Geld-Frage“.

Berichtigung

Disclaimer: In einer früheren Version über den Sanierungsstand der südlichen Deichtorhallen ist uns leider ein gravierender Fehler unterlaufen. Das Ingenieurbüro T. Wackermann GbR befindet sich weder in einem laufenden Insolvenzverfahren noch ist es, wie im Text geschrieben, insolvent gegangen.

Die Insolvenz-Meldung beruht auf einer Verwechslung auf Seiten des Abendblatts. Die Beendigung der Zusammenarbeit des Ingenieurbüros Wackermann mit der Sprinkenhof AG geschah einvernehmlich. Wir bitten vielmals um Entschuldigung. HA