Der Verbraucherverband übt Kritik, spricht von einer “Fehlentscheidung“. Kunden müssen ihre Briefmarken künftig in Buchhandlung kaufen.
Hamburg. Die Postfiliale im Hauptbahnhof wird Mitte Juli geschlossen. Das bestätigte Deutsche-Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt auf Abendblatt-Anfrage: "Es ist bekannt, dass die Post die meisten ihrer eigenen Filialen nicht mehr selber, sondern von Partnern betreiben lässt. Das wird auch künftig im Hauptbahnhof der Fall sein."
Die Kunden sollen die Postleistungen vom 14. Juli an in der Bahnhofsbuchhandlung Stilke in der Wandelhalle erhalten: "Es werden exakt die Dienstleistungen angeboten, die die Kunden bislang in der Filiale im Hauptbahnhof bekommen haben."
Scharfe Kritik kommt aus der Politik: "Die eigene Filiale im Hauptbahnhof aufzugeben ist eine klare Fehlentscheidung der Deutschen Post. Zumindest ein so wichtiger und stark frequentierter Standort benötigt eine eigene Filiale", sagt Dennis Thering, Fachsprecher für Verbraucherschutz der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Der Senat müsse handeln und im Sinne der Kunden auf die Post einwirken, damit die Schließungspläne gestoppt werden, so Thering weiter.
Auch der SPD-Verbraucherschutzexperte Martin Schäfer kritisiert die Entscheidung: "Die Post macht es sich einfach mit diesem Konzept, und die Kunden sind die Leidtragenden." Die Post gebe die Risiken weiter an ihre Subunternehmer, und auf Dauer sei eine Ausdünnung der Dienstleistungen die Folge, sagte Schäfer.
Auch der Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation, der die Interessen der Verbraucher vertritt, hat Bedenken: "Es ist leider so, dass die Partnerfilialen den Kunden eben nicht den gewohnten Service bieten können. Meist gibt es weniger Schalter, was dann zu langen Schlangen und Wartezeiten für die Kunden führt", sagte Vorstand Elmar Müller dem Abendblatt. Außerdem sei das Personal in den Partnerfilialen in der Regel nicht so gut ausgebildet wie ein Mitarbeiter der Post, so Müller.
Postsprecher Hogardt ist da anderer Meinung: "Diese Kritik ist unberechtigt. Wir arbeiten nur mit kompetenten und engagierten Partnern zusammen. Deren Mitarbeiter werden speziell geschult, und die Umfragen unter Kunden haben ergeben, dass der Service stimmt." Der einzige Vorteil, den auch Elmar Müller sieht, sind die längeren Öffnungszeiten der Partnerfilialen. Die Post lässt in der Hansestadt 138 Filialen von Partnern in deren eigenen Geschäften betreiben. Das sind meist Einzelhändler, die dann zum Beispiel in ihrem Supermarkt einen Postschalter eröffnen. Dieses Konzept wurde zunächst in den 90ern in ländlichen Gebieten gestartet und dann auch in Großstädten eingeführt: "Die Nachfrage hat sich durch moderne Kommunikationsmittel verändert. Deshalb wurden eigene Filialen zunehmend unrentabel, und wir haben uns Partner gesucht", sagt Postsprecher Hogardt.
Allerdings hatte die Schließung von Postfilialen immer wieder zu Protesten von Bürgern und Bezirkspolitikern geführt. Heute gibt es nur noch drei Filialen, inklusive dem Hauptbahnhof, die die Post selber betreibt.
Außerdem gibt es 192 sogenannte Verkaufspunkte, die aber nur einen eingeschränkten Postservice bieten und ebenfalls nur im Auftrag der Post betrieben werden: "Hier können Brief- und Paketmarken gekauft, aber keine Postsendungen aufgegeben werden", sagt Jens-Uwe Hogardt.
Zudem gibt es in Hamburg 38 Postbank-Finanzcenter, die zusätzlich Bankleistungen und eine intensivere Beratung anbieten.
Die Post hat im Hauptbahnhof noch einen Mietvertrag bis Ende November, aber die Filiale soll trotzdem bereits Mitte Juli geschlossen werden. Wer die Ladenfläche am Ausgang Kirchenallee mieten wird, steht noch nicht fest: "Wir sind mit mehreren potenziellen Nachmietern in Verhandlungen", sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis.