Während die meisten Nebenstraßen seit Wochen kaum befahrbar sind, wurde die Frustbergstraße, an der Berndt Röder wohnt, vorbildlich gestreut.
Hamburg. Die Frustbergstraße sorgt wortwörtlich für einen Berg Frust: Denn während die meisten Nebenstraßen seit Wochen wegen einer dicken Eisschicht kaum befahrbar sind, wurde diese winzige Wohnstraße in Groß Borstel vorbildlich geräumt und gestreut. Ein Zufall, dass mit Bürgerschaftspräsident Berndt Röder (CDU) einer der ranghöchsten Politiker der Stadt an der Frustbergstraße wohnt? Mitnichten, vermuten die Anwohner der umliegenden Eis-Straßen.
Berndt Röder räumt ein, die Stadtreinigung am Freitag gerufen zu haben - dabei sei es ihm jedoch nicht um seinen persönlichen Vorteil gegangen: "Wenn der Eindruck entstanden ist, dass ich hier als Politiker bevorzugt behandelt werden wollte, tut mir dies leid." Vielmehr sei es ihm um den Zugang zum städtischen Veranstaltungszentrum Stavenhagenhaus gegangen, das "insbesondere auch ältere Menschen" in die Straße führe. Als sogar ein Rettungswagen habe umdrehen müssen, habe er auf "eine solch bedrohliche Lage" aufmerksam machen wollen, sagt Röder.
Um nun aber wirklich "jeglichem Eindruck entgegenzuwirken, einen Vorteil erlangt zu haben", will der Spitzenpolitiker 1000 Euro an das Deutsche Rote Kreuz spenden, das sich "bemerkenswert" um die vielen Eis-Opfer kümmere. Bei der Stadtreinigung möchte man zu dem Vorfall nur so viel sagen: "Es kommt oft vor, dass wir abseits unseres normalen Streuplans Einsätze fahren." Dies sei in der Frustbergstraße auch der Fall gewesen: "Aus welchem Grund das jeweils passiert, können wir ob des derzeitigen Ausnahmezustands nicht immer nachvollziehen."
Damit will sich der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gunnar Eisold nicht abfinden: Er möchte mit einer Kleinen Anfrage vom Senat genau wissen, welche "Maßstäbe zur Eisräumung auf Nebenstraßen" gelten. So müsse unter anderem beantwortet werden, wer überhaupt entschieden habe, die Frustbergstraße zu räumen. Außerdem müsse aufgeklärt werden, wie lange der Einsatz gedauert habe und wie viele Mitarbeiter beteiligt gewesen seien. Zudem will der Sozialdemokrat wissen, wer die Entscheidung getroffen habe, die Frustbergstraße zu räumen: "Welche Dienststelle, welche Hierarchieebene hat dies eintschieden und an welchem Tag wurde diese Entscheidung getroffen?", fragt der Politiker.
"Es wäre ein Skandal, wenn sich der Verdacht erhärtet, dass es eine Sonderbehandlung für bestimmte Politiker gibt, während sich ältere Menschen kaum mehr vor die Tür trauen", sagt Robert Bläsing, Vorsitzender der FDP-Fraktion in Nord. Berndt Röder war bereits 2004 in die Schlagzeilen geraten: Damals hieß es, er habe mutwillig den Notruf in einem Ausschussbüro in der Innenstadt ausgelöst, um zu sehen, "wie schnell" die Polizei vor Ort sei. Röder sprach später von einem "Fehler".