Krankenkassen kündigen Regressforderungen an. Bezahlen soll, wer nicht geräumt hat. Das könnte auch die Stadt Hamburg betreffen.
Hamburg. Auf die Stadt Hamburg und private Anlieger rollt möglicherweise eine Welle von Regressforderungen von Krankenkassen und Berufsgenossenschaften zu. Die Hanseatische Krankenkasse (HEK) etwa rief ihre Versicherten bereits dazu auf, Glätte-Unfälle zu melden. "Wir prüfen jeden Fall. Wenn sich herausstellt, dass die Räumpflicht nicht erfüllt wurde, fordern wir das Geld vom jeweiligen Haftpflichtversicherer zurück", heißt es.
Wie die Techniker Krankenkasse (TKK) dem NDR bestätigte, prüft die TKK derzeit ebenfalls, ob Behandlungskosten nach Unfällen von Fußgängern auf eisglatten Gehwegen zurückgefordert werden können. Der Sender zitierte zudem einen Sprecher der DAK mit den Worten, die Behandlungskosten etwa für einen normalen Bruch mit 1.500 Euro oder für einen komplizierten Oberschenkelhalsbruch mit etwa 15.000 Euro würden wieder zurückgeholt. Sofern ermittelt werden könne, wer seiner Räum- und Streupflicht nicht nachgekommen sei, würden Regressforderungen gestellt.
Die Krankenkassen weisen darauf hin, dass die Kosten für eisbedingte Unfälle auf dem Arbeitsweg von den Berufsgenossenschaften bezahlt werden. Auch diese wollten das Geld von den Schuldigen zurückfordern. Der AOK Rheinland/Hamburg liegen noch keine aktuellen Zahlen zu Sturzopfern vor. "Generell haben die gesetzlichen Krankenkassen immer die Möglichkeit, Regress vom Verursacher eines Unfalls zu fordern", sagt Sprecher André Maßmann. "Man müsste allerdings im Einzelfall prüfen, ob das bei einer Sturzverletzung möglich ist. Es müsste schon konkrete Anhaltspunkte für eine Dritthaftung geben."
Nach Angaben der Techniker Krankenkasse kostet der strenge Winter in Niedersachsen die gesetzlichen Krankenkassen zusätzliches Geld. Den Berechnungen der Versicherung zufolge werden die Ausgaben allein durch die gehäuften Verletzungen bei Schnee und Eisglätte etwa sechs Millionen Euro mehr betragen als in einem durchschnittlichen Winter. Besonders häufig komme es zu Fuß-, Knie-, Schulter- und Armverletzungen.
Die Lage in Hamburg entspannt sich unterdessen langsam. Der Winterdienst wurde um 300 zusätzliche Mitarbeiter verstärkt, Streusalz und Splitt stehen wieder zur Verfügung.
Auch andernorts im Norden bereitet das Glatteis weiter Probleme. So kam in der Gemeinde Kosel (Kreis Rendsburg-Eckernförde) eine 68 Jahre alte Frau bei einem Glättesturz ums Leben. Laut Polizei war die Frau gegen 3 Uhr unterwegs zu Bekannten, als sie stürzte. Wie lange die Verunglückte dort gelegen hat, wurde nicht gesagt. Auch sei unklar, ob Sturz oder Kälte ursächlich für ihren Tod waren. Die Tote soll nun im Institut für Rechtsmedizin in Kiel obduziert werden.