Harburg. Sie sind ein Juwel der Industriekultur: Die alten Backsteinhallen der Freudenberger-Fabrik. Nun steht fest, was aus ihnen werden soll.

Unweit des Harburger Bahnhofs soll ein attraktives Eingangstor zum Harburger Binnenhafen entstehen: Die denkmalgeschützten Fabrikgebäude von Harburg-Freudenberger werden nach den Plänen des Bezirks und der Stadt erneut mit Leben gefüllt werden, auch für die Öffentlichkeit. Ziel sei ein „Mix von unterschiedlichen gewerblichen Nutzungen sowie Anlagen für sportliche und kulturelle Zwecke “. Der erste Schritt ist nun getan.

Seit Februar gehört das 21.600 Quadratmeter große Areal der Stadt. Sie hatte ihr Vorkaufsrecht über die insgesamt rund 57.000 Quadratmeter umfassende ehemalige Betriebsfläche ausgeübt. Denn das Gebiet spielt eine Schlüsselrolle, um den Bahnhof Harburg mit dem Binnenhafen zu verknüpfen. Der Löwenanteil liegt östlich der Seevestraße und erstreckt sich entlang der Hannoverschen Straße bis zum Busbetriebshof.

Hauch von Brooklyn an der Elbe: Fabrikhallen von 1906 sind ein Industrie-Juwel

Im ersten Schritt wollen die Stadtplaner den westlichen Teil an der Bahntrasse in Angriff nehmen. Hier geht es darum, den Denkmalschutz mit attraktiven neuen Nutzungskonzepten zu verbinden. Die ältesten Fabrikhallen wurden 1906 erbaut und zehn Jahre später erweitert. Auch die um 1960 errichteten Hallen sind geschützt. Insgesamt umfasst das Ensemble laut Hamburger Denkmalliste „Produktions- und Montagehallen, angebaute Meisterstuben sowie ein aufgeständertes Betriebsbüro“.

Harburg-Freudenberger Seevekanalquartier
Im nördlichen Teil des Freudenberger-Areals, am Übergang vom Karnapp zur Seevestraße, befinden sich die ältesten Fabrikhallen. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Gegründet 1855 als „Koeber’s Hütte. Eisengießerei und Hammerwerk“, zog die spätere Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH vor drei Jahren zum neuen Firmensitz in die Schlachthofstraße um. Aktuell dienen die Hallen zahlreichen Firmen als Lagerflächen. Schon diese Nutzung entspricht nicht dem gültigen Bebauungsplan (B-Plan), der auf dem gesamten Areal Industrie vorsieht. Nun soll das linsenförmige Areal offiziell zum Gewerbegebiet werden.

Zwischen Bahnhof und Hafen: Das Gebiet soll am Abend belebter werden

Dazu hat der Bezirk das Teilgebiet abgetrennt, in Form des maßgeschneiderten B-Plans „Harburg-Freudenberger West“ (Harburg 76). „Bei der Aufstellung des Bebauungsplanes stehen die Würdigung und Berücksichtigung der Denkmalschutzbelange im Vordergrund. Mit der Planung wird auch beabsichtigt, das Gebiet in den Abendstunden stärker zu beleben“, heißt es im Konzept des Bezirks.

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„Wir schaffen zunächst nur für den Teil des denkmalgeschützten Ensembles neues Baurecht. Für die Gesamtfläche brauchen wir einen größeren Vorlauf“, sagte Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied kürzlich vor dem Stadtentwicklungsausschuss. Der stimmte dem neuen B-Plan-Verfahren einstimmig zu. Der Plan sieht zudem vor, dass am südlichen Zipfel „eine weitere, viergeschossige Bebauung unter Beachtung möglicher denkmalschutzrechtlicher Abstände“ entstehen kann.

Obwohl der B-Plan in einem sogenannten „beschleunigten Verfahren“ aufgestellt werden kann, wird es rund zwei Jahre dauern, bis neues Baurecht als Grundlage für die Umgestaltung des Areals geschaffen ist. Wenn alles optimal laufe, könne der neue B-Plan im August 2026 den alten aus dem Jahr 1954 ersetzen, sagte Tobias Klein vom Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung.

Harburg-Freudenberger Seevekanalquartier
Der Seevekanal fließt am östlichen Rand des ehemaligen Werksgeländes entlang. Es ist nur über zwei Brücken erreichbar. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Freudenberger-Areal in Harburg: Neue Heimat für Kultur, Sport und Startups

Nicht erst dann werden sich der Bezirk und das Liegenschaftsamt LIG als Eigentümer der Immobilie darum bemühen, für die alten Backsteingebäude neue Nutzer zu finden. Neben Kultur und Sport sollten die Gewerbetreibenden vielfältiger sein, so Klein. Beispielsweise könnten Startup-Unternehmen sich dort ansiedeln, hofft der Stadtplaner.

Auch die Stadtentwicklungsbehörde ist an der Umgestaltung des Areals beteiligt. Denn es liegt in einem Bereich, den die Behörde derzeit als einen Entwicklungsschwerpunkt im Visier hat. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der Nartenstraße im Norden bis zur Moorstraße/Walter-Dudek-Brücke im Süden und bezieht im Westen auch die ehemalige Karstadt-Immobilie mit ein.