Harburg. Bezirksamt lädt ins Rathaus ein, um über geplante Schönheitskur der Lüneburger Straße zu informieren. Was die Harburger sich wünschen.
Trotz strömenden Regens machten sich am Donnerstagabend knapp 70 Harburgerinnen und Harburger auf den Weg in ihr Rathaus, um mit der Verwaltung, mit Stadtplanern und dem Team des Stadtteilprojekts Mitten in Harburg über die Neugestaltung der Lüneburger Straße zu diskutieren. Ausgestattet mit einem Budget von sechs Millionen Euro, soll Harburgs Einkaufsmeile deutlich einladender werden.
In seinem einleitenden Vortrag beschrieb Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied die Bedeutung der Straße als Teil der historischen Achse: von der Schlossinsel über die Harburger Schlossstraße, den heutigen Schlossmühlendamm, der Lüneburger Straße bis zur Wilstorfer Straße. Hier entlang entwickelte sich die Stadt von der Süderelbe ins Landesinnere. Der Rahmenplan Harburg 2040 sehe vor, diese Entwicklungsachse wieder sichtbarer zu machen, so Lied.
Harburger Hauptachse: Wettbewerb um bestes Gestaltungskonzept
Dazu wollen Harburgs Stadtplaner eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke über die Bahntrasse und die B73 errichten, die die Schloßstraße mit dem Schloßmühlendamm verbindet. Letzterer soll (auch ohne Brücke) in den kommenden Jahren attraktiver werden, indem der Raum für den Autoverkehr zugunsten anderer Straßennutzer reduziert wird.
Ein Schwergewicht der historischen Achse soll nun verschönert werden. „Wenn Harburger Straßen neue Beläge brauchen und im Zuge der Bauarbeiten umgestaltet werden, dann planen wir das normalerweise selbst“, sagte Andreas Swensson, Leiter der Tiefbauabteilung im Bezirksamt. „Angesichts der besonderen Bedeutung der Lüneburger Straße haben wir uns für ein Wettbewerbsverfahren entschieden. Schließlich ist die Straße das Herz der Harburger Innenstadt.“
Allein der Gestaltungswettbewerb wird um die 200.000 Euro kosten. Torsten Wild vom Planungsbüro Claussen-Seggelke beschrieb das recht aufwendige Verfahren. Aufgrund der hohen Bausumme muss der Wettbewerb um das beste Konzept europaweit ausgeschrieben werden. Mit dem Ziel, die Beiträge von zehn Landschaftsarchitekten-Büros in der ersten Phase des Auswahlverfahrens bewerten zu können. Sie ist für Februar bis Mai 2025 geplant.
Hamburgs Verkehrsbehörde zahlt Löwenanteil der Baukosten
Im zweiten Schritt werden fünf Büros in die engere Wahl genommen und aufgefordert, ihre Vorschläge zu ergänzen, im Detail zu ändern oder sonst wie zu überarbeiten. Aus diesen Entwürfen wird dann, wie im ersten Teil, eine Jury aus Verwaltung, Lokalpolitik und externen Fachleuten den Sieger küren. Dies geschieht voraussichtlich im Juli. Mit dabei sind auf jeden Fall Hans Christian Lied und Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing.
Auch zwei bis drei Bürgervertreter können an dem Auswahlverfahren teilnehmen. Es werden Mitglieder des Beirats vom RISE-Projekt Harburger-Innenstadt/Eißendorf Ost sein. Das Förderprojekt besteht seit 2016 und firmiert unter dem Namen „Mitten in Harburg“. RISE steht für Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung und wird von der Stadtentwicklungsbehörde finanziert. Der Löwenanteil des Sechs-Millionen-Budgets Lüneburger Straße kommt aber aus der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende.
Mehr Grün, mehr Fahrradständer, schönerer S-Bahn-Abgang
Im zweiten Teil der Veranstaltung war das Publikum aufgefordert, seine Ideen zur Umgestaltung der Einkaufsstraße an verschiedenen Stellwänden anzukleben. Aus welchem Material sollte der zukünftige Bodenbelag sein? Lässt sich die Beleuchtung verbessern? Wie umgehen mit dem zunehmenden sommerlichen Hitzestress in Innenstädten? Wie lässt sich die Aufenthaltsqualität steigern?
Auf der Seite des Harburger Rings sollte ein einladendes Entrée entstehen, der S-Bahn-Abgang sei hässlich, lautet ein Beitrag. „Begrünung der Lü‘ erweitern, auch in die Nebenstraßen“, ist zu lesen. Und gleich daneben: „Feuerwehr kommt nicht durch“. Eine insektenfreundliche Beleuchtung wird vorgeschlagen, Baulücken werden beklagt.
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Am Lüneburger Tor könnte ein Wasserspielstein Kinder erfreuen, dazu Bänke zum Hinsetzen. Unweit entfernt steht an einer Engstelle eine Platane im Weg – „Vordach ständig kaputt gefahren“. Mehrere Beiträge fordern mehr Bäume, andere mehr Fahrradständer.
Gastronomen wünschen mehr Außenflächen und schönere Sitzmöglichkeiten
Zuvor wurden bereits die Geschäftsleute der Lüneburger Straße befragt: Gastronomen zwischen der Bremer Straße und der Amalienstraße würden gern mehr Außenflächen haben. Einige Geschäfte wünschen sich einen festinstallierten Regenschutz vor der Ladentür. Die Beschattung gegen Hitze ist ebenfalls ein Thema, etwa vor der City-Galerie und im Kreuzungsbereich Amalienstraße.
Auch unter den Gewerbetreibenden ist mehr Grün erwünscht, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Zudem seien die Sitzmöglichkeiten teilweise „spärlich und unattraktiv“. Wenn es allerdings zu gemütlich wird, könnten „ungewünschte Ansammlungen“ entstehen. Im Januar wollen die Stadtplaner die Hauseigentümer an der Lüneburger Straße und den Seitenstraßen befragen.