Hamburg. Christbaum im Harburger Binnenhafen verursacht hohe Kosten, machte dafür anfangs aber ziemlich wenig her. Was die Anwohner sagen.
- Geschmückte und beleuchtete Weihnachtsbäume bringen derzeit viel Licht und Freude in die dunkle Jahreszeit
- Der Bezirk Harburg hat dafür tief in die Tasche gegriffen – zu Recht?
- Darüber ist zwischen den Anwohnern eine Diskussion ausgebrochen
Etwa 4000 Euro für eine Nordmanntanne? Nun gut, die Preise für Weihnachtsbäume sind in den vergangenen Jahren eher gestiegen als gesunken. Ist das nicht doch etwas hochpreisig? Diese Frage beschäftigte in den vergangenen Wochen mehrere Akteure im Bezirk Harburg.
4000 Euro beträgt nämlich alles in allem die Investition für den Weihnachtsbaum auf dem Kanalplatz im Harburger Binnenhafen. Viel zu teuer für eine 3,50 Meter hohe Nordmanntanne, nörgelten Kritiker und Anwohner des Binnenhafens schnell. „Wir wollten erstmal anfangen“, verteidigt Harburg Marketing das Projekt.
Bezirk zahlt 4000 Euro für winzigen Weihnachtsbaum: Muss das wirklich sein?
Die Weihnachtstanne, die in diesem Jahr erstmals auf dem Kanalplatz in Harburg einen Platz gefunden hat, geht mit Blick auf die Gesamtgröße des Platzes ziemlich unter. Besonders tagsüber, wenn keine Lichter leuchten, hinterlässt der Baum einen eher tristen und vergessenen Eindruck. Anders in der Dunkelheit: Da leuchtet der Weihnachtsbaum kräftig und bettet sich in den schön beleuchteten Binnenhafen ein.
Weihnachtsbaum am Kanalplatz: Ursprünglich sollte er fast doppelt so groß sein
Ursprünglich war geplant, eine sechs bis sieben Meter hohe Weihnachtstanne auf dem Kanalplatz zu errichten. Dafür bewilligte die Binnenhafen-Begleitgruppe auf Antrag des Vereins Harburg Marketing 2000 Euro aus Finanzmitteln zur Stadtentwicklung, sogenannte Rise-Mittel. Das war im September. Der Beschluss wurde einstimmig, bei zwei Enthaltungen des Stadtteilmarketings, gefasst. Den gleichen Teil der Kosten hätten die Mitgliedsunternehmen von Harburg Marketing aufgebracht.
Museumshafen fürchtet Konkurrenz zum schwimmenden Nikolaus
Als das Harburg Marketing in der November-Sitzung erneut Fördermittel für ein weihnachtliches Rahmenprogramm am 7. Dezember beantragte, äußerten zunächst einige Mitglieder des Museumshafens Kritik. Sie hatten offenbar Angst, dass die Marketing-Spezialisten aus der Hölertwiete den schwimmenden Nikolaus, der ebenfalls am 7. Dezember einzutreffen gedachte, kapern könnten. Der 1500-Euro-Antrag versandete im Gremium.
„Wir sind selbst nicht glücklich mit der Situation und hätten uns einen größeren Weihnachtsbaum für den Binnenhafen gewünscht. Aber wir wollten erstmal anfangen“, beantwortet Citymanagerin Antonia Marmon eine Abendblatt-Anfrage. Schnell habe sich herausgestellt, dass ein größerer Baum wegen der Kosten und der Sicherheit nicht zu realisieren gewesen wäre.
Größerer Weihnachtsbaum wäre nur mit Bodenhülse genehmigungsfähig
„Es fehlt eine Bodenhülse, die den sicheren Stand eines größeren Baumes hätte gewährleisten können. Diese werden wir für das kommende Jahr beantragen. Dann können wir hoffentlich eine größere Tanne aufstellen“, gibt sich Marmon bei aller Kritik kämpferisch.
Eine Bodenhülse sei im windanfälligen Binnenhafen die Bedingung, damit das Bezirksamt einen entsprechenden Antrag genehmigen könne. In diesem Jahr habe die Behörde erhebliche Sicherheitsbedenken gehabt. Daher habe man sich für eine 3,50 bis 3,80 Meter hohe Nordmanntanne entschieden. Die Kosten für Anlieferung, Sicherung des Baumes, der in einem massiven Fuß steht, den Stromanschluss samt Leitung plus Energiekosten und Versicherung hätten die Gesamtkosten von 4000 Euro verursacht, heißt es von Harburg Marketing.
Kulturwerkstatt Harburg: Kinder schmücken Tannenbaum, Kritik verstummt
Am 8. Dezember sei der Weihnachtsbaum in einem Projekt mit Kindern von der Kulturwerkstatt Harburg geschmückt worden. Das Material für die Bastelaktion hätte ebenfalls die Marketing-Gesellschaft zur Verfügung gestellt. „Seither ist der Weihnachtsbaum trotz geringer Größe ein echter Hingucker“, lobt Marmon die Kulturwerkstatt Harburg.
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Zu den schärfsten Kritikern des Baumes gehörten die Mitglieder des Museumshafens Harburg. „Wir können nur mit dem Kopf schütteln“ und „die Bewohner und Anlieger des Hafens verstehen die hohen Kosten nicht“, hieß es von mehreren Vereinsmitgliedern noch beim schwimmenden Nikolaus.
Doch innerhalb einer Woche sind diese Stimmen leiser geworden. Öffentlich will niemand mehr dem Baum eine Schelte erteilen. Hatten doch auch Vertreterinnen und Vertreter des Museumshafens in der Binnenhafen-Begleitgruppe dem Baum zugestimmt. Erst später hatten sie mit Blick auf die eigene Nikolausveranstaltung einen zweiten Antrag verhindert.
Teure Weihnachtsdeko am Kanalplatz: Wie am Ende doch noch alles gut wurde
Erst kritisch, jetzt positiv gestimmt ist auch Hafenbarde Werner Pfeiffer. „Ich war am Anfang schon etwas enttäuscht. Aber ich muss sagen, jetzt wo der Baum geschmückt wurde und er wunderschön leuchtet, passt er sich weihnachtlich in den Binnenhafen ein“, freut sich der Fischhallen-Besitzer.
„Die beleuchteten historischen Schiffe im Museumshafen und der Weihnachtsbaum am Kanalplatz bilden mittlerweile eine stimmige Einheit.“ Klingt nach einem Weihnachtsfrieden, ist auch so. Friedensstifter sind einmal mehr die Kinder, die eine beleuchtete Tanne durch ihren bunten Schmuck in einen prachtvollen Weihnachtsbaum verwandelt haben.