Harburg. Betriebshof an der Hannoverschen Straße bekommt 20 Lademasten. Weitere Station in Neuland geplant. Schon 1953 fuhren hier Elektrobusse.
Harburger, die auch mal nördlich der Elbe den öffentlichen Nahverkehr nutzen, kennen längst die elektrischen Busse der Hamburger Hochbahn AG (HHA). Noch sind es längst nicht alle Fahrzeuge, aber es werden immer mehr. Immerhin schaffen die beiden städtischen Busunternehmen Hochbahn und VHH seit 2020 keine Dieselbusse mehr an. Nur in Harburg fährt noch kein einziger Elektrobus. Es gibt hier noch keine Ladeinfrastruktur. Das ändert sich noch in diesem Jahr. Harburg hat aber einen historischen Vorsprung: Fast zehn Jahre lang fuhren hier nach dem Krieg die damals einzigen Elektrobusse Hamburgs.
Infrastruktur für E-Busse in Harburg: Man braucht nicht nur Lademasten
Die ersten batteriebetriebenen Elektrobusse könnten in Harburg ab Sommer fahren. „Ein exaktes Datum gibt es zwar noch nicht, aber für den Betriebshof Harburg 2 ist im Frühjahr die Installation von Lademasten vorgesehenen“, sagt Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum. Harburg 2 ist der Betriebshof an der Hannoverschen Straße.
Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass die Hochbahn Lademasten aufstellt, sondern auch darauf, dass die Stromnetz Hamburg GmbH eine entsprechende Leitung zum Betriebshof legt. 20 Ladestationen sind vorgesehen. Weitere sollen ab 2029 auf dem neuen Betriebshof in Neuland entstehen und außerdem sollen Busse der Harburger Linien von der – ebenfalls noch geplanten – E-Bus-Werkstatt am Stenzelring sowie dem ebenfalls auf der Veddel gelegenen Superbetriebshof „Zusammen-HUB“ aus eingesetzt werden.
Neuland 23: Hochbahn muss überzeugendes Umweltkonzept vorlegen
In Neuland soll die Hochbahn einen Teil des brachliegenden Riesen-Gewerbegebiets Neuland 23 erhalten. Die zwei Hektar große Fläche ist bereits „anhand gegeben“, das heißt, die Hochbahn hat hier erst einmal keine Konkurrenz zu befürchten. Allerdings muss die HHA noch darlegen, ob und wie sie die strengen Umweltauflagen für das „Klima-Modell-Quartier“ Neuland 23 erfüllen kann. „Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir ein überzeugendes Konzept vorlegen können“, sagt Christoph Kreienbaum.
Den Grünen-Bezirksabgeordneten Michael Sander, Vorsitzender des Mobilitäts-Ausschusses der Bezirksversammlung, freut es, dass bald auch in Harburg Elektrobusse fahren. „Zunächst einmal sollten damit die Linien auf der Bremer Straße, der Winsener Straße und der Cuxhavener Straße bedient werden“, sagt er, „denn dort richten die Dieselbus-Emissionen am meisten Schaden an. Und es sollten schnell mehr Elektrobusse kommen!“
Neue Dieselbusse schafft die Stadt auch schon seit 2020 nicht mehr an. Schon deshalb wird es Zeit, die nötige Infrastruktur für Elektrobusse in Harburg zu installieren. Ein Bus hat bei der HHA ein Betriebsleben von 10 bis maximal 12 Jahren. Danach ist er zwar nicht schrottreif, aber die Hochbahn trennt sich von ihm. Spätestens 2032 soll es also nur noch E-Busse geben.
Frank Wiesner, derzeit noch der Verkehrsexperte der SPD-Bezirksfraktion, ist deshalb genauso, wie sein Grünen-Pendant Sander der Meinung, dass es zwar schön sei, dass es mit der Elektrifizierung der Harburger Busflotte jetzt losgeht, aber, dass es auch langsam mal Zeit werde. Für die Priorisierung bei der Bedienung mit E-Bussen hat er allerdings noch eine andere Linie im Blick, als Sander: „Die 142 fährt im hohen Takt durch sehr dicht bebautes Gebiet. Hier könnte Elektroantrieb die Lärmemissionen senken.“
Elektrobusse waren mal eine Notlösung, weil Stahl für Straßenbahnschienen fehlte
Elektrobusse gab es in Harburg schon einmal: Ende der 1930er-Jahre waren in Harburg gleich drei Straßenbahnlinien in die Jahre gekommen und lagen dringend zur Sanierung an. Stahl allerdings, wie man ihn für neue Schienen benötigt hätte, wurde bereits knapp, weil die Nazis den Krieg vorbereiteten. Der Krieg kam dann auch, und zwar schneller, als die bereits bestellten O-Busse. Im Zuge der Kriegswirtschaft wurden alle zivilen Infrastrukturprojekte auf Eis gelegt. Bei Kriegsausbruch war als Jahr der O-Bus-Einführung dann 1941 im Gespräch. So siegesgewiss war man. Auf den maroden Strecken fuhren zunächst die Straßenbahnen weiter. Sieben Linien waren für O-Bus-Umrüstung vorgesehen.
Erst 1949 – Stahl war immer noch knapp, aber immerhin gab es wieder Geld – kamen die ersten vier O-Busse in Harburg an. Sie bedienten die Linie „O2“ zwischen Sand und Bostelbek. Als „O1“ war eine Verbindung zwischen dem Harburger Bahnhof und Moorburg geplant, die mit dem O-Bus jedoch nie verwirklicht wurde. Mit weiteren Fahrzeugen, die im Lauf des Jahres hinzukamen, wurde auf der Linie O1 ein Sieben-Minuten-Takt erreicht.
Sensation in Harburg: Deutschlands einziger Elektro-Doppeldecker!
1950 wurde dann die zweite von sieben vor dem Krieg geplanten O-Buslinien in Betrieb genommen: die „O4“ zwischen Bahnhof Harburg und Eißendorf. Auf der O4 fuhren zeitweilig auch Dieselbusse, um die Bedarfsspitzen abzudecken. Im Streckenverlauf der Oberleitungen waren bereits sogenannte „Luftweichen“ eingebaut, um Leitungen in Richtung Schwarzenberg und Bremer Straße abzweigen zu können. Die Linien wurden aber nie verwirklicht.
Die „O4“ wurde allerdings verlängert und umbenannt: Als „43“fuhr sie ab 1953 nach Fleestedt. Dafür hatte zuvor die Winsener Straße verbreitert werden müssen. Die 43 war dermaßen beliebt, dass es trotz der extra angeschafften Doppeldeckerbusse – eine Sensation, denn sie waren die ersten elektrischen Doppeldecker in Deutschland – zu Stoßzeiten sehr eng wurde.
1959 kamen die O-Busse zum Schrott
Die HHA richtete eine Verstärkerlinie ein, die nur bis Sinstorf fuhr. In die Gegenrichtung mussten Fahrer und Schaffner den Bus mit Muskelkraft wenden. Später wurde die Wendeschleife um die Schule (heute ein Kindergarten) angelegt, die die HHA heute noch nutzt. Ohne Vorankündigung stellte die HHA 1959 den Busbetrieb komplett auf Diesel um. Die erst wenige Jahre zuvor sensationellen Doppeldecker kamen zum Schrott.
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Mit Verschrottung der Hochbahn-E-Bus-Flotte ist eher nicht zu rechnen. „In Zukunft soll das Busangebot ja auch noch vergrößert werden“, sagt Frank Wiesner, „dafür braucht die Hochbahn dann allerdings noch mehr Flächen. Die Stadt hat ja gerade das ehemalige Freudenberger-Gelände aufgekauft. Es grenzt direkt an den HHA-Betriebshof Harburg 2. Wenn man das rechtzeitig plant, wäre hier noch eine Erweiterung des Betriebshofs möglich.“