Wilstorf. Kita, Tiefgarage, Einkaufszentrum: Neuem Wohnquartier in Wilstorf soll es an nichts fehlen. Was geplant ist und wann es losgeht.
- An der Winsener Straße in Harburg geht bald ein großes Bauprojekt an den Start
- Über 300 Wohnungen sollen hier neu gebaut werden, ein neues Quartier entsteht
- Für die Menschen in Wilstorf ist das die wahrscheinlich beste Nachricht des Jahres
Es tut sich etwas an der 150 Meter langen Baulücke an der Winsener Straße: Ab kommendem Frühjahr wird die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga dort das große Bauprojekt mit Wohnungen und Einkaufszentrum beginnen, das die private Immobiliengesellschaft Revitalis AG zuletzt ruhen ließ.
Immobilien Hamburg: Neues Wohnquartier in Wilstorf bekommt Kita und Supermärkte
Die Saga hat von der Revitalis das Grundstück Winsener Straße 34 bis 52 mit einer Gesamtfläche von rund 15.000 Quadratmeter Fläche erworben. Für den Neubau von 306 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten liegen die Baugenehmigungen bereits vor. Hamburgs stadteigene Vermieterin plant den Bau von 71 Wohnungen im ersten Förderweg, 72 Wohnungen im zweiten Förderweg sowie 163 frei finanzierte Wohneinheiten.
„Diese Baulücke lässt den ganzen Stadtteil verwahrlost aussehen.“
16 Mehrfamilienhäuser sieht der Architektenentwurf vor. Sie stehen zum Teil auf den Supermärkten – neben dem Vollsortimenter sollen noch ein Drogeriemarkt, ein Discounter und einige Fachgeschäfte Platz finden – und ziehen so die Hangkante, die sich bislang am Eigenheimweg befindet, bis an die Winsener Straße vor.
Hinter den Märkten, vor dem natürlichen Hang und unter den Wohnungen sind Tiefgaragen für Bewohner und Kunden, sowie die Logistik für die Händler geplant. Im vorderen Bereich soll auch eine Kindertagesstätte einziehen. Der Gebäudekomplex erhält sein eigenes Blockheizkraftwerk.
Beinahe hätte es bereits 2020 einen Baustart gegeben
„Wenn die Saga und damit der Staat das Projekt jetzt übernimmt, heißt das ja, dass sich hier tatsächlich bald etwas bewegen wird“, freut sich die Wilstorfer Bezirksabgeordnete Benizar Gündoğdu (SPD). „Das wird auch Zeit, denn diese Baulücke lässt den ganzen Stadtteil verwahrlost aussehen. Außerdem fehlt der Supermarkt mit seinen langen Öffnungszeiten. Hier leben viele Menschen mit untypischen Arbeitszeiten, die auf solche Angebote angewiesen sind.“
Die Revitalis hatte das Projekt Anfang 2023 vom Entwickler Schulte Hubbert übernommen, der es über zehn Jahre vorbereitet hatte, indem er Grundstücke zusammenkaufte, Pläne erstellen ließ und mit Politik und Verwaltung verhandelte.
Neues Bauprojekt in Wilstorf: 300 statt anfangs nur 80 Wohnungen für Harburg
Beinahe hätte es bereits 2020 einen Baustart gegeben. Dann wäre das Projekt allerdings kleiner geworden als jetzt angedacht, weil damals noch mit großem Abstand um die Tankstelle herum geplant wurde. Als feststand, dass die Tankstelle aufgegeben wird, veränderten sich die Pläne. Statt 80 sollten nun 300 Wohnungen entstehen können.
2022 schloss die Tankstelle. Ihr Abbruch zog sich hin. In der Zwischenzeit explodierten die Baukosten: Rohstoffknappheit, Fachkräftemangel und hohe Nachfrage waren zunächst die Gründe. Dann wurden auch noch die Kredite teurer.
Das verunsicherte zunächst die Branche, dann die Banken. Die Revitalis Real Estate geriet in schweres Fahrwasser und war darin nicht der einzige Immobilienkonzern. Die Folge: Insolvenz in Eigenverwaltung –alle Projekte auf dem Prüfstand.
Der Verkauf des Projekts in Wilstorf an die Saga ist Teil des Revitalis-Sanierungsprozesses: „Eine gewisse Hartnäckigkeit zahlt sich in diesen schwierigen Zeiten aus“, kommentiert Sachwalter Sven-Holger Undritz. „Mit diesem auch politisch ungemein wichtigen Projekt für Hamburg legt die Revitalis bereits das sechste Projekt in neue Hände, es ist bei der Saga bestens aufgehoben“.
„In Wilstorf wird ein gut durchmischtes Quartier zu bezahlbaren Mieten entstehen“
Die SAGA wird das Grundstück Anfang 2025 übernehmen und mit den üblichen Erschließungsmaßnahmen beginnen. Mit einem Baubeginn ist voraussichtlich 2026 zu rechnen, heißt es in der Pressemitteilung der Unternehmensgruppe.
„In Wilstorf wird ein gut durchmischtes Quartier zu bezahlbaren Mieten entstehen, und unser Dank gilt allen Partnern, die uns bei diesem Ankauf unterstützt haben,“ sagt Saga-Vorstandssprecher Thomas Krebs. „Es ist unser Ziel, den Neubau von bezahlbaren Wohnungen auch in der anhaltenden Krise unvermindert fortzusetzen. Das Beispiel Winsener Straße zeigt: Unsere Strategie, Grundstücke und Projektentwicklungen am Markt antizyklisch anzukaufen und zu entwickeln, bewährt sich.“
Wohnen in Harburg
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In der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen ist man über die Entwicklung erfreut: „Es ist ein sehr gutes Signal, dass die stadteigene SAGA gezielt Grundstücke ankauft, um darauf zügig bezahlbare Wohnungen für den eigenen Bestand zu bauen“, sagt Senatorin Karin Pein (SPD). Das zeigt, dass Neubau auch unter den derzeit erschwerten Marktbedingungen möglich ist.“
Startschuss für Bauprojekt in Harburg: Wie wird der neue Rewe-Markt aussehen?
Noch steht auf dem Grundstück die leere Hülle des alten Rewe-Marktes. Der hatte 2023, nach Bekanntwerden der Revitalis-Insolvenz, geschlossen. Eigentlich war geplant, dass er erst schließt, wenn der neue gebaut ist.
Allerdings wartete der Markt auch schon zehn Jahre auf die weitere Entwicklung und unterschied sich optisch schon deutlich von den anderen Filialen der Kette, die zwischenzeitlich neu gestaltet wurden. 2023 wurde eine Wiedereröffnung für 2025 angekündigt. Die Frage, wie das gehen soll, wenn das gesamte Bauprojekt auf der Kippe steht, wollte die Rewe-Pressestelle seinerzeit ausdrücklich nicht beantworten.