Harburg. Zum europäischen Denkmaltag am Sonntag gibt es seltene Einblicke in historische Schätze des Bezirks. Was es zu entdecken gibt.
Zehn Sehenswürdigkeiten präsentieren sich im Bezirk Harburg zum Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag. Sein Ursprung liegt in Frankreich, seit 1991 wird der Denkmaltag europaweit begangen. Mit sieben Angeboten bildet der Harburger Binnenhafen den Schwerpunkt südlich der Elbe. Die Macher des Museumshafens Harburg (MuHaHar) rücken in diesem Jahr den Blauen Kran ins Rampenlicht.
„Das Rahmenprogramm von 11 bis 18.30 Uhr findet zum ersten Mal am Blauen Kran W40 statt, der ein echtes Original aus dem Jahr 1960 ist“, so Mire Buthmann vom MuHaHar. „Kein einziger weiterer Werftkran wurde genau so gebaut wie dieser. Wie es dazu kam und noch viel mehr aus dem Leben eines Hafenkrans können Sie beim Tag des offenen Denkmals erfahren und selbst erleben.“
Harburg: Blauer Kran bekommt großen Auftritt
So viel sei verraten: Der Kran wurde 1960 als Werftkran gebaut. Damals wurden Schiffe noch komplett aus einzelnen, recht kleinen Stahlplatten und -profilen zusammengeschweißt. Der Typ Peiner W40 erwies sich jedoch als zu klein und arbeitete stattdessen am Treidelweg, auf dem Lagerplatz des Eisenwarenhändlers Struck&Wichers an der Nartenstraße.
1982 kam der Kran, inzwischen im Eigentum der Firma Neven&Grube, an seinem jetzigen Standort am Lotsekai. Er schlug hier vor allem Futtermittel um. 1999 wurde er weiterverkauft und anschließend nur noch ab und an privat genutzt. 2016 musste er im Zuge der Kaisanierung weichen.
Rundfahrten durch den Harburger Hafen mit Barkasse „Jan“
2019 ließ der MuHaHar den Kran restaurieren und wieder am Lotsekai aufstellen. Er bekam einen neuen blauen Anstrich, die Technik wurde überholt, zwei Tonnen Stahl erneuert. Die umfangreiche Restaurierung finanzierten der Bund, das Denkmalschutzamt und die Stiftung Denkmalpflege Hamburg sowie das Bezirksamt Harburg. Wieder funktionstüchtig wurde er jedoch nicht.
Unweit des Krans am östlichen Ende des Lotsekais starten am Sonntag Rundfahrten durch den Binnenhafen auf der vereinseigenen Barkasse „Jan“. Es gibt Mitmach-Aktionen für Kinder und Erwachsene. Eine Fotoausstellung zum Blauen Kran und stimmungsvolle Live-Musik laden bei Snacks und Getränken zum Verweilen ein. Der Harburger Stadtmaler und Chronist Ralf Schwinge wird an seiner Staffelei den Blauen Kran in einem Kunstwerk festhalten.
Museumshafen Harburg: Historische Schiffe werden ihre Luken öffnen
Ebenfalls im Binnenhafen, am Kanalplatz, startet der Barkassen-Shuttle zum Hamburger Hafen und zurück auf der „Hansa III“. Zwischen 9.30 und 18.15 Uhr sind sechs Fahrten geplant, die jedoch alle bereits ausverkauft sind. Im Museumshafen Harburg werden einige historische Schiffe ihre Türen und Luken öffnen, die Besucher durch die maritimen Schaustücke führen.
Zu den Denkmälern im Binnenhafen zählt der Gelbe Kran. Er ist das Symbol des Museumshafens und des vergangenen industriellen Güterumschlags. Gebaut 1972 wurde der Liebherr-Portalkran bis 2006 von der Firma Mulch Güterservice für den Umschlag von Schüttgut genutzt, anschließend von der KulturWerkstatt Harburg gerettet und zum „Kulturkran“ umfunktioniert. Er ist derzeit nur sehr eingeschränkt betriebsbereit und wird am Sonntag nur von außen zu sehen sein.
Historische Bilder dokumentieren früheres Arbeiten im Hafen
Am westlichen Bahnhofskanal zeugt eine Fotografie aus dem Jahr 1955 vom quirligen Schiffsverkehr auf dem Kanal. Ermöglicht wird der durch die Klappbrücke über den Kanal. Am Brückenwärterhaus startet um 17 Uhr eine Führung mit Werner Krömeke, der dieses und weitere historische Bilder kunstvoll in Szene gesetzt hat. Teilnahme nur nach Anmeldung bis Freitag unter 0172 5610878.
Das Kontor- und Wohnhaus am Kanalplatz 6 ist ein weiteres Denkmal der Hafengeschichte. Hier residiert die Kulturwerkstatt Harburg. Das Haus ist von 12 bis 18 Uhr geöffnet, um 17 Uhr findet eine Führung statt. Auch Hamburgs ältester Großspeicher steht im Binnenhafen, der Speicher am Kaufhauskanal (Blohmstraße 22). Er wurde 1827 als Erweiterung des einst 1650 am Kaufhauskanal gelegenen „Alten“ Kaufhauses errichtet und musste 1881 dem Eisenbahnbau nach Stade weichen. Daraufhin wurde ein paar Meter weiter nordwärts an den heutigen Standort versetzt.
Jazz im Speicher am Kaufhauskanal
Das große hallenartige Fachwerkgebäude wurde aufwendig denkmalgerecht renoviert und ist heute für private Veranstaltungen zu mieten. Ab und an werden dort auch Konzerte gegeben oder Vorträge gehalten. Am Sonntag ist der historische Speicher von 10 bis 16 Uhr geöffnet (Führungen nach Bedarf). Um 11, 13 und 15 Uhr gibt es Kostproben aus dem Jazz-Programm von Christian Cord.
Mehr zur Geschichte des Binnenhafens
- Harburger Binnenhafen: Archäologen graben sich ins 14. Jahrhundert
- Lost Place im Harburger Binnenhafen: Wo einst sogar Walöl veredelt wurde
- Als die erste Eisenbahn von Harburg nach Hamburg fuhr
Bereits am Freitag, 6. September, öffnet sich das Harburger Rathaus dem interessierten Publikum. Um 9.30 und 12 Uhr führt Fabian Pleiser professionell und dennoch kostenlos Erwachsene zirka 90 Minuten lang durch das 1889 bis 1892 im Stil der flämischen Renaissance erbaute Gebäude. Um 15 Uhr startet eine Führung für Familien „zu einer spannenden Reise durch das Harburger Rathaus und dessen Vergangenheit“, verspricht das Bezirksamt. Da die Plätze begrenzt sind, bittet es um Anmeldung bis Mittwoch, per Mail unter veranstaltungen@harburg.hamburg.de.
Harburg: Obsthof und Rauchkate locken im Westen des Bezirks
Auch in Neugraben-Fischbek und in Neuenfelde gibt es Angebote rund um jeweils ein Denkmal. Die im Frühjahr vor dem Abbruch gerettete Fischbeker Rauchkate wird vom Trägerverein „Huus un Hoff“ saniert und wieder mit (kulturellem) Leben gefüllt. Am Sonnabend, 7. September, wird geräuchert: von 12 bis 18 Uhr in der Kate an der Cuxhavener Straße 432.
In Neuenfelde gibt es das altländer Zweiständerhaus an der Stellmacher Straße 14 zu bewundern. Es wurde 1779 gebaut und gehört zum Bio-Obsthof Mählmann. Am Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr bieten die Mählmanns (je nach Bedarf) Führungen an. Zwar nur von außen – die besonderen Fachwerk-Fassaden werden die Schaulustigen beeindrucken.