Neugraben-Fischbek. In der kleinen Kate wurde noch bis ins 20. Jahrhundert geräuchert und gewohnt. Dann schien ihr Ende besiegelt. Wie die Rettung gelang.
- Die Fischbeker Rauchkate gehört zu den schönsten historischen Gebäuden in Harburg
- Für viele junge Menschen im Bezirk erzählt sie Geschichten, die sie sich kaum vorstellen können
- Dieses Juwel bleibt nun erhalten – und darf weiter vom ehemals ländlichen Idyll im Hamburger Süden zeugen
Die Fischbeker Rauchkate war lange Zeit vom Abriss bedroht, jetzt hat sie offenbar eine Zukunft: Die Stiftung Denkmalpflege Hamburg hat das etwa 300 Jahre alte Fachwerkhaus erworben. Es ist eines der ältesten Bauwerke in Neugraben-Fischbek.
Die Rauchkate hat bis heute keinen Schornstein. Sie wurde bis weit in das 20. Jahrhundert hinein sowohl zum Wohnen als auch zum Räuchern von Lebensmitteln genutzt. Das macht sie, zusammen mit der relativ gut erhaltenen Substanz, zu einem „wertvollen Zeugnis der bäuerlichen Wohnkultur im ehemaligen Dorf Fischbek“, heißt es aus der Kulturbehörde.
Die letzte Bewohnerin der Fischbeker Rauchkate kam mit 95 Jahren ins Pflegeheim
Vor drei Jahren sah es so aus, als sei das Schicksal des seit zehn Jahren leerstehenden, denkmalgeschützten Fachwerkhauses an der Cuxhavener Straße 432 besiegelt. Die letzte Bewohnerin, Hermine Passau, kam seinerzeit ins Pflegeheim und ist mittlerweile im Alter von 95 Jahren gestorben. Die Kate ging an ihren Neffen Klaus Passau und seine Frau Rita. Sie leben im Nachbarhaus, konnten die Instandhaltung des Denkmals allerdings nicht zahlen und wollten es deshalb verkaufen.
Die alte Kate ist in die Jahre gekommen. Trotz jahrhundertelanger Rauchkonservierung weisen die Eichenbalken erste Schäden auf. Auch das Reetdach muss erneuert werden. Die rußgeschwärzten Deckenbalken bergen ein weiteres Problem: Das Holz enthält Schadstoffe, die das Haus unbewohnbar machen.
Hilferuf einer Denkmalschützerin: „Wir haben hier etwas Einzigartiges!“
Mindestens eine Kaufinteressentin, die die Rauchkate als Nebengebäude nutzen wollte, sprang 2020 ab. Im Mai 2021 verlor das Ehepaar Passau die Geduld und kündigte an, einen Abrissantrag stellen zu wollen.
Damals wandte sich Anna Joss, Leiterin des Hamburger Denkmalschutzamtes, mit einem Hilferuf an den Stadtentwicklungsausschuss im Bezirk Harburg. „Wir haben hier etwas Einzigartiges, ein 300 Jahre altes Gebäude, das die damaligen Lebensverhältnisse sehr gut dokumentiert. Vielleicht gibt es unter Ihnen jemanden mit einer guten Idee. Vielleicht finden wir noch eine Lösung für den Erhalt“, sagte sie damals im Ausschuss.
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Hier haben die Fischbeker ihre Räucherwaren eingelagert und sich getroffen
Nach drei Jahren kommt die Wende zum Guten: Die Stiftung Denkmalpflege hat Haus und Garten zum 1. Mai 2024 an den Trägerverein „Huus un Hoff“ übergeben, der das Gebäude denkmalgerecht sanieren und anschließend kulturell nutzen möchte. „Ein historisches Bauwerk wie die Fischbeker Rauchkate ist selbst für die breit aufgestellte Hamburger Denkmal-Landschaft außergewöhnlich“, kommentiert Kultursenator Carsten Brosda die Rettung des Denkmals.
„Es ist selten, dass wir ein so gut erhaltenes Gebäude aus diesem Zeitabschnitt vorfinden. Der Erhalt der Rauchkate ist nicht nur für den Stadtteil, sondern für ganz Hamburg von großer Bedeutung“, so Brosda weiter. Die Rauchkate habe schon immer zu Fischbek gehört, sagt Henning Reh aus dem Vorstand des Trägervereins. „Hier haben die Fischbeker ihre Räucherwaren eingelagert und sich getroffen.“
Die alte Kate soll wieder zu einem Ort der Begegnung werden
Der Verein „Huus un Hoff“ hatte sich im Mai 2023 mit dem Ziel gegründet, die historische Rauchkate zu erhalten. „Gemeinsam mit den Menschen vor Ort wollen wir sie nun behutsam wiederherstellen und einer gemeinschaftlichen, kulturellen Nutzung zuführen.“ Der Wunsch sei, dass „die Kate wieder zu einem Ort der Begegnung wird“, so Reh.
„Wir freuen uns auf die geplanten Kooperationen, zum Beispiel mit den Schülerinnen und Schülern der benachbarten Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg. Und wir hoffen auf eine breite und aktive Unterstützung unseres Vorhabens durch die Menschen in Neugraben-Fischbek“, sagt Henning Reh abschließend.