Harburg. Das Duo „Die Tüdelband“ kann sich vor Konzertterminen kaum retten. Ruhepol und Studio ist ein Hausboot im Harburger Binnenhafen
Folk-Pop op Platt ut Hamborg – so stellt sich das Musiker-Duo Mire Buthmann und Malte Müller vor. Zusammen bilden sie Die Tüdelband. Mit Auftritten von den Niederlanden bis Greifswald, von Dänemark bis Bayern, aber schwerpunktmäßig in Norddeutschland. Seit einem Jahr wohnt Mire Buthmann auf einem Hausboot im Harburger Binnenhafen. Die maritime Umgebung habe die neueste CD geprägt, sagt die 35-Jährige. Die wird gerade produziert. Am 3. Dezember stellen die beiden Musiker ihr neues Album vor. Natürlich im Binnenhafen, in der Fischhalle Harburg.
Sie habe schon immer davon geträumt, auf dem Wasser zu wohnen, sagt Buthmann. Zuvor hat sie 15 Jahre auf St. Pauli gelebt; dort ist jetzt nur noch das Büro der Tüdelband. Das Wohnen im Binnenhafen empfindet sie als großen Kontrast: „Hier ist das Dorf, St. Pauli ist dagegen eine eigene Galaxie. Die Mischung finde ich ganz gut.“
Seit 13 Jahren ist Die Tüdelband aktiv
Sie kannte den Binnenhafen und seine Szene, lernte sie dann im Umzugsjahr noch intensiver kennen: „Wir haben 2021 auf der ,Fridtjof Nansen’, in der Fischhalle und zweimal auf der Waggon-Bühne am Lotsekai gespielt.“
Seit 13 Jahren ist Die Tüdelband aktiv – zuerst mit vier Musikern, seit sechs Jahren nur noch zu zweit. „Wir hatten schon damals viele Auftritte“, sagt die Sängerin, Gitarristin und Songwriterin. „Das passt nicht in jede Lebensplanung.“ Mit technischer Unterstützung hat das Duo im Laufe der Jahre einen vollen Sound entwickelt. „Wir klingen nach einer Band, sind aber nur zwei Leute“. Malte Müller hat seinen linken Fuß zu einem eigenen Musiker ausgebildet. Der übernimmt jetzt das Basspedal (ähnlich einem Orgelpedal), während der Rest des Körpers Schlagzeug spielt.
In diesem Nach-Corona-Jahr sind die beiden Musiker besonders viel unterwegs: Mehr als 90 Konzerte werden es 2022. Eines der eindrucksvollsten Erlebnisse sei die Teilnahme am Liet International Festival gewesen, dem Eurovision Song Contest für Klein- und Minderheitensprachen. Das Festival tourt durch Europa, fiel durch die Pandemie mehrfach aus und hatte im Mai 2022 in Tondern (Dänemark) ein Comeback. „Wir durften dort das Plattdeutsch vertreten“, sagt die Sängerin und strahlt. „Es war total schön, die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu feiern. Gerade nach Corona.“
Eineinhalb Wochen lang jeden Tag gespielt
Kürzlich hat Die Tüdelband – mit Ausnahme eines Abends – eineinhalb Wochen lang jeden Tag gespielt, sagt sie. Dann tue es gut, ein paar Tage lang mal wieder etwas anderes zu tun als herumzureisen und aufzutreten. Das Hausboot wird dann zum Ruhepol, aber auch zum Home-Office – nur ein bis zwei Tage in der Woche verbringe sie im Büro auf St. Pauli, sagt Buthmann. Schließlich macht das Duo nicht nur Musik, sondern ist auch sein eigener Manager.
Es macht für sich Werbung, ist in den sozialen Medien aktiv, organisiert die Konzertbuchungen. Mire Buthmann komponiert und schreibt die Texte. Im Winter brauche sie freie Zeit, um neue Songs zu schreiben, sagt sie. Im Frühjahr beginnt dann die nächste Saison voller Auftritte. Im Repertoire sind sanfte, stimmungsvolle Lieder bis hin zu Rhythmen, die zum Tanzen einladen. Jümmer allns op Platt.
Plattdeutsch ist die Leidenschaft der beiden
Plattdeutsch ist die Leidenschaft der beiden. Dabei geht es nicht nur um die Pflege der Sprache. Buthmann: „Platt ist direkter, man kommt schneller in Verbindung mit dem Publikum. Und die Sprache lässt alles zu. Man kann auf Plattdeutsch nicht nur über das platte Land, sondern eigentlich über alles singen.“ Wer den Text nicht versteht, könne die Musik allein genießen. Oder noch besser: sich mit dem Plattdeutsch anfreunden – „wir stehen dafür, dass man es lernen kann“.
Die neue CD sei eine Mischung „aus Kneipen-Melancholie und Hafenlust“. Ein bisschen St. Pauli, ein bisschen Binnenhafen. Alle Lieder seien auf dem Hausboot aufgenommen worden. Es sei eine „ganz bunte CD für Kopf, Herz und Füße“. Wer nicht bis zum 3. Dezember warten will, um die Band in der Fischhalle zu erleben, hat am 22. Oktober in Harburg eine weitere Gelegenheit. Dann spielen Mire Buthmann und Malte Müller um 18.30 Uhr auf der Suedkultur Music Night in der St. Paulus-Kirche in Heimfeld. Am kommenden Freitag, 30. September, hat Mire Buthmann einen Solo-Auftritt im Hammer Park (16 Uhr, Teichbühne).