Im Kulturausschuss sah sich Kultursenatorin Karin von Welck am Abend in schwerer See. Schon zu Beginn der Sitzung wurde sie vonseiten der SPD und...

Im Kulturausschuss sah sich Kultursenatorin Karin von Welck am Abend in schwerer See. Schon zu Beginn der Sitzung wurde sie vonseiten der SPD und der Linken mit Kritik geradezu überschüttet, und auch im weiteren Verlauf griffen mehrere Abgeordnete die Politikerin scharf an. "Ich fühle mich hier belogen und betrogen - sagen Sie mir mal bitte, warum ich Ihnen heute glauben soll", so der Stadtentwicklungspolitiker Jan Quast an von Welck gewandt. Christel Oldenburg (SPD) sagte: "Ich bin erschüttert, hier wird von Ihnen ein Zahlenchaos ohne Beispiel unterbreitet." Und Dorothee Stapelfeldt warf von Welck vor, "noch keine einzige in sich schlüssige Kostenaufstellung" vorgelegt zu haben. "Es fällt schwer, hier nicht ein gewisses Maß an Emotionalität zu überschreiten", so Stapelfeldt, "aber ich will es einmal versuchen." Von Welck ("Der Preis für das Erreichte ist in der Tat sehr hoch") und Projektkoordinator Heribert Leutner verwiesen immer wieder darauf, dass die Planungsversäumnisse in der Vergangenheit gemacht worden seien. Und immer wieder betonten beide, dass nun "Planungssicherheit" herrsche. "Es gibt Klarheit", so von Welck bemüht optimistisch, "insbesondere für die Bürger der Stadt." Und Leutner erklärte, nun bestünde eine tragfähige Grundlage für die weiteren Arbeiten - "denn wir haben Planungslücken geschlossen". Bemerkungen wie diese wurden von der Opposition mit Hohngelächter und sarkastischen Zurufen quittiert. Zwar versuchten einige Abgeordnete von CDU und GAL der Senatorin zu sekundieren, aber auch hier hatte sich erkennbar Fassungslosigkeit ausgebreitet. "Wir waren sehr erschüttert, als wir die Zahlen gehört haben", so GAL-Politikerin Eva Gümbel, "wir stehen vor einer dramatischen Situation." Und Jens Kerstan (GAL) befand bitter: "Es hat mir selten so wenig Spaß gemacht, recht behalten zu haben." Symptomatisch auch der Kommentar von CDU-Politiker Andreas Wankum: "Ich begrüße, dass wir jetzt Planungssicherheit haben, ansonsten muss ich erst mal über alles nachdenken."

Auch außerhalb des Ausschusses schlugen die neuen Zahlen hohe Wellen. "Die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie ist erschütternd. Es ist mir völlig unverständlich, warum im Vorwege so viele Fakten, die heute den Preis in die Höhe treiben, nicht bekannt waren", kritisierte GAL-Landeschefin Katharina Fegebank. Und Anjes Tjarks, stellvertretender GAL-Landesvorsitzender, ergänzte: "Um den riesigen Brocken, der uns jetzt vor die Füße gefallen ist, zu stemmen, bedarf es großer Anstrengung von allen Beteiligten."

"Die Fans des neuen Musikzentrums wollten mit der neuen Elbphilharmonie ein Wahrzeichen schaffen. Herausgekommen ist ein Albtraum", so der finanzpolitische Sprecher der Linken, Joachim Bischoff."

Die kulturpolitische Sprecherin der FDP, Anna Gosche, fragte: "Warum wurde erst jetzt ein Festpreis für das kulturelle Großprojekt an der Elbe zwischen der Stadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief ausgehandelt und nicht schon zu Beginn der Vertragsbeziehungen, so, wie es auch jeder private Bauherr tun würde?"

Und SPD-Politiker Wilfried Buss sagte: "Besonders ärgert mich bei der ganzen Sache, dass wir seit Monaten alles nur scheibchenweise erfahren."


Berichte, Webcam-Aufnahmen und Bildergalerien unter:www.abendblatt.de/elbphilharmonie