Angeklagt sind zehn Somalier wegen des Angriffs auf die MS “Taipan“. Richter beschließen, dass die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen wird.
Hamburg. Im Hamburger Piraten-Prozess hat das Gericht Anträge der Verteidigung zum Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt. Der Vorsitzende Richter Bernd Steinmetz begründete seine Entscheidung am Mittwoch mit dem internationalen Informationsinteresse. „Der Prozess wird in einer Zeit geführt, in der zunehmend national und international über Piraterie diskutiert wird“, sagte Steinmetz. Zudem seien schon vor der Hauptverhandlung Bilder und Namen der Angeklagten veröffentlicht worden. Zum Prozessauftakt hatten drei Verteidiger gefordert, die Öffentlichkeit von der Hauptverhandlung auszuschließen.
Der Prozess gegen zehn mutmaßliche somalische Piraten war am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht fortgesetzt worden. Es soll festgestellt werden, ob die Angeklagten zu den Tatvorwürfen vor Gericht aussagen wollen. Knapp acht Monate nach dem Überfall auf das Hamburger Containerschiff „Taipan“ vor der somalischen Küste müssen sich die mutmaßlichen Piraten wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, die „Taipan“ am Ostermontag (5. April) geentert und vier Stunden in ihrer Gewalt gehalten zu haben. Laut Anklage hatten die schwer bewaffneten Männer das Schiff rund 530 Seemeilen vor der Küste Somalias überfallen.
Die 15-köpfige Besatzung konnte sich in einen Sicherheitsraum retten. Sie wurde von einem niederländischen Marinekommando befreit, das die Piraten an Bord festnahm. Verletzt wurde bei der Aktion niemand. Im Juni waren die Somalier von den Niederlanden an Deutschland ausgeliefert worden und sitzen in Hamburg in Untersuchungshaft. Für Wirbel sorgte beim Prozessauftakt auch der Streit um das Alter des jüngsten Angeklagten. Nach eigenen Angaben ist der mutmaßliche Pirat erst 13 Jahre alt – und wäre damit nicht strafmündig. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für älter und stützt sich dabei auf Gutachten.