Das Gesuch wurde jedoch abgewiesen. Das Verfahren gegen den Somalier wird fortgesetzt, die Anwälte haben einen Antrag zurückgezogen.

Hamburg. Im Hamburger Piraten-Prozess hat die Verteidigung des angeblich 13-jährigen Angeklagten am Montag den Antrag auf Einstellung des Verfahrens gegen ihren Mandanten zurückgenommen. Der Somalier hatte beim Prozessauftakt vor dem Hamburger Landgericht angegeben, erst 13 Jahre alt zu sein – damit wäre er nicht strafmündig. Im Laufe der Hauptverhandlung hatten jedoch mehrere Experten zur Altersbestimmung ausgesagt, nach ihren Untersuchungen sei der Angeklagte mindestens 14 Jahre. Gutachter des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) schätzen ihn auf mindestens 18 Jahre.

Unterdessen hat der mutmaßliche Pirat nach Angaben des Radiosenders NDR 90,3 Asyl beantragt. Der Antrag sei jedoch unter anderem mit der Begründung abgelehnt worden, dass es in seiner Heimat Somalia keine staatliche Verfolgung gebe, berichtete der Sender. Der Somalier soll seinen Asylantrag unter anderem mit einer Kopie seiner Geburtsurkunde und einer Bescheinigung seiner Schule begründet haben.

Nach Aussage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg ließ sich nicht klären, ob diese Papiere echt sind, wie der Radiosender weiter berichtete. Bei Somaliern seien aber häufig gefälschte Papiere im Umlauf, sagte ein Mitarbeiter des Bundesamtes vor Gericht. Außerdem besteht der Verdacht, dass eine Gebührenmarke auf der somalischen Geburtsurkunde aus Italien stammt.

Ein anderer Angeklagter, der ebenfalls noch nicht volljährig sein soll, hatte die Tat am vergangenen Verhandlungstag bereits eingeräumt. Der vermutlich 17-Jährige ließ durch seine Anwälte verlesen, er habe erst auf dem Boot erfahren, dass ein anderes Schiff gekapert werden soll. Beim Anblick der Waffen an Bord habe er „ein ungutes Gefühl“ gehabt. Zwar sei der ehemalige Hafenarbeiter als Steuermann an dem Überfall auf das Hamburger Containerschiff „Taipan“ am Ostersonntag 2010 beteiligt gewesen, habe aber nicht geschossen. Es sei vorher klar gewesen, dass kein Mitglied der Besatzung bei dem Angriff verletzt oder getötet werden sollte. „Es tut mir leid, dass ich an der Aktion beteiligt war“, räumte er vor Gericht ein.

Seine Anwälte beantragten daraufhin, den Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufzuheben. Ein Mitarbeiter des Hamburger Jugendamtes sagte am Montag vor Gericht aus, der angeblich 17 Jahre alte Angeklagte müsse „so schnell wie möglich integriert werden“, da er vermutlich nach der Verhandlung weiter in Deutschland leben werde.

Die zehn an Bord des Schiffes festgenommenen somalischen Männer müssen sich seit dem 22. November wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs vor dem Hamburger Landgericht verantworten.

Das Schiff war am Ostermontag 2010 auf dem Weg von Haifa nach Mombasa, etwa 530 Seemeilen vor der Küste Somalias von Piraten attackiert worden. Ein Spezialkommando der niederländischen Fregatte „Tromp“ befreite das 140 Meter lange Schiff der Hamburger Reederei Komrowski noch am selben Tag.

Bislang haben drei der zehn Angeklagten eine Beteiligung an dem Überfall auf die „Taipan“ vor Gericht eingeräumt. Die Männer müssen sich in der Hansestadt wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs verantworten. (dapd/dpa)