Der ehemalige Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) fordert Länder auf, HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher abzulösen.
Hamburg. Angesichts immer neuer Vorwürfe gegen die HSH Nordbank mehren sich die Gerüchte, dass eine Ablösung des Vorstandsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher erwogen wird. Das müssten jetzt die Eigentümer der Bank, also vor allem Hamburg und Schleswig-Holstein, entscheiden, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person dem Abendblatt. Allerdings wiesen sowohl der schwarz-grüne Senat in Hamburg als auch die CDU/FDP-Regierung in Kiel entsprechende Überlegungen zurück. Man warte zunächst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab. "Dann wird getan, was getan werden muss", hieß es aus der Finanzbehörde.
Die Vorwürfe, denen die Staatsanwaltschaft zum Teil bereits nachgeht, lauten, dass die HSH-Führung einem Vorstand und zwei Spitzenmanagern belastendes Material untergeschoben haben soll, um sie entlassen zu können. Unter anderem geht es um eine inszenierte Verbindung zur Kinderpornoszene. Nonnenmacher hatte die Vorwürfe als "perfide" zurückgewiesen.
Dr. No und der dritte Mann in der HSH-Affäre
Unterdessen forderte der frühere schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) die beiden Landesregierungen als Großaktionäre und den Aufsichtsrat der HSH zum Handeln auf. ,,Der Schaden für die Bank und die Länder als Eigentümer ist jetzt schon immens", sagte Marnette dem Abendblatt. Allein die Tatsache, dass Nonnenmacher zugegeben habe, Vorstandskollegen gezielt markierte Dokumente zugespielt zu haben, um sie als mögliches ,,Leck" in der Bank zu entlarven, mache ihn untragbar. Marnette: ,,Wenn ich das in meiner früheren Eigenschaft als Vorstandschef der Norddeutschen Affinerie gemacht hätte, wäre ich fristlos entlassen worden. Ermittlungen gegen Vorstände sind Sache des Aufsichtsrats. Alles andere ist illegal und ein Verstoß gegen das Aktiengesetz." Der Ex-Minister, der aus Protest gegen die HSH-Politik der Landesregierung zurückgetreten war, forderte, Nonnenmacher mindestens bis zur Klärung der Vorwürfe seiner Aufgaben zu entbinden. An seiner Stelle müsse Aufsichtsratschef Hilmar Kopper oder ein anderes Aufsichtsratsmitglied vorübergehend die Geschäfte führen.
Der SPD-Obmann im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) HSH Nordbank, Thomas Völsch, forderte am Freitag die sofortige Abberufung Nonnenmachers. "Es ist jetzt eine rote Linie überschritten. Der Fisch stinkt vom Kopf her", sagte Völsch. "Die Sanierung der Bank und erste Hoffnungsschimmer für eine Konsolidierung des Unternehmens werden gefährdet, wenn ständig neue Skandale produziert werden."