Die Ahrensburgerin fühlt sich durch die Wortwahl der Bischöfin gedemütigt. Zudem sei sie bereits vor ihrem 16. Lebensjahr belästigt worden.
Hamburg. Bischöfin Maria Jepsen gerät wegen ihres Umgangs mit den Missbrauchsfällen , die sich Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre in der Ahrensburger Kirchengemeinde ereigneten, erneut in die Kritik. Mit einem offenen Brief widerspricht jene Frau, die sich als eines der Missbrauchsopfer von Pastor K. 1999 an die damalige Pröpstin Heide Emse und im März 2010 an die Bischöfin wandte, den Aussagen Jepsens im gestrigen Abendblatt-Interview. "Ich erlebe es als demütigend und herabwürdigend, die sexuellen Übergriffe seitens des Pastors an mir als Verhältnis oder Affäre beschrieben zu sehen", schreibt die heute 46-Jährige an die Bischöfin. "Auch, oder gerade durch Ihre Person, in Ihrem Amt, unabhängig davon, was Sie über die Vorgänge wussten oder nicht."
Jepsen hatte gegenüber dem Abendblatt gesagt, Pröpstin Heide Emse habe ihr 1999 lediglich von einem beendeten außerehelichen Verhältnis des Pastors K. mit einer erwachsenen Frau berichtet. Ihr sei auch nicht bekannt gewesen, so Jepsen weiter, dass die Frau zu Beginn der sexuellen Übergriffe erst 16 Jahre alt war. Ebenso wenig habe sie von weiteren, auch männlichen, Missbrauchsopfern gewusst.
Die Frau, die mit ihrer Meldung an die Bischöfin im März die Aufklärung in Gang setzte, stellt auch die Umstände ihres Missbrauchs richtig. Sie sei bereits vor ihrem 16. Lebensjahr "sexuell durch Worte und Taten" von Pastor K. belästigt worden. Ab ihrem 16. Lebensjahr sei sie dann von ihm für seine sexuellen Zwecke benutzt worden. "Er hat mich als junges, unschuldiges und in vielerlei Hinsicht bedürftiges Mädchen durch seine Taten sexuell gedemütigt, entwürdigt, entehrt und nicht nur in meiner Identität nachhaltig verletzt."
Das Opfer bittet Jepsen, um seiner und der Würde aller Betroffenen willen "auch in der sprachlichen Bewertung des Geschehens achtsam und respektvoll zu sein". Thomas Kärst, stellvertretender Pressesprecher der Nordelbischen Kirche, sagte gestern zu der Kritik des Opfers: "Die Beteiligten erinnern sich nur, dass 1999 von einem Verhältnis die Rede gewesen sei, aber nicht von sexuellem Missbrauch. Wo diese Information versickert ist, ist unklar." Das sei aus heutiger Sicht tragisch, so Kärst. Die damalige Pröpstin Heide Emse, die Jepsen 1999 über Vorwürfe gegen Pastor K. informiert hatte, wollte sich gestern mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren dazu nicht äußern.