Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen Priester und Pastoren wurde die Forderung nach einer schonungslosen Aufklärung laut. Die Ahrensburger Pastoren folgen nun ohne zu zögern genau diesem Ruf. Sie haben sich vorgenommen, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen, und bieten allen Betroffenen Gespräche an.
Und sie haben bereits einen Tag nach dem öffentlichen Bekanntwerden des Verdachts gegen einen ihrer ehemaligen Kollegen gehandelt. Ab sofort darf der Pastor im Ruhestand keine Amtshandlungen mehr vornehmen, keine Trauerreden halten, keinen Hochzeitspaaren seinen Segen geben. Das ist vorbildlich und konsequent.
Nur durch eine solche Konsequenz hat die evangelische Kirche in Ahrensburg die Möglichkeit, das Vertrauen ihrer Gemeindemitglieder wieder zurückzugewinnen. Vertrauen, das nicht nur die Opfer schon vor Jahrzehnten verloren haben.
Auch viele andere Ahrensburger dürften erschüttert sein, dass der Mann, den sie als aufmerksamen und intelligenten Seelsorger kennengelernt haben, seine Position gegenüber Jugendlichen offenbar schamlos ausgenutzt hat. Immer wieder soll es auch Gerüchte über sexuelle Übergriffe auf Schutzbefohlene gegeben haben. Nicht wenige dürften den Beschuldigten vehement verteidigt haben. Für alle Beteiligten ist der offensive Umgang der Ahrensburger Pastoren mit dem Problem ein Zeichen dafür, dass nichts mehr verdängt wird. Und dafür, dass die Menschen der Kirche doch vertrauen können.