Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen soll bereits 1999 von Vorwürfen gegen einen Ahrensburger Pastor erfahren, aber kaum etwas unternommen haben.

Hamburg. Im Fall des Ahrensburger Pastors K. , der Ende der 70er Jahre bis Mitte der 80er Jahre zahlreiche Jugendliche sexuell missbraucht haben soll, sind jetzt auch Vorwürfe gegen Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen laut geworden. Die Bischöfin sei im Herbst 1999 von der damaligen Ahrensburger Pröpstin Heide Emse über die Vorwürfe informiert worden, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Wochenende und zitiert die Pröbstin mit den Worten: "Ich habe mit ihr gesprochen, in der Pause eines Konvents. Ich habe gesagt, dass es Anschuldigungen gegen Pastor K. gibt. Ich könne ihn hier in Ahrensburg nicht mehr halten. Es gebe diese Geschichte von der Frau, und es gebe andere Dinge. Die könne ich aber nicht verifizieren."

Damit widerspricht Emse der Bischöfin, die jüngst erklärt hatte, sie habe von den damaligen Vorfällen leider nichts erfahren. Jetzt vom "Spiegel" darauf angesprochen, habe Jepsen eingeräumt, es könne sein, dass sie informiert worden sei, schreibt das Nachrichtenmagazin. Zudem berichtet der "Spiegel" von einer Tagung aus dem Jahr 1999, auf der Bischöfin Jepsen von einer Frau explizit auf die Vorwürfe angesprochen worden sei. "In Ahrensburg sind mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch vorgekommen, bitte, gehen Sie dem nach", soll die Frau der Bischöfin gesagt haben, so das Magazin. Auch an diesen Vorgang kann Jepsen sich dem "Spiegel" zufolge nicht erinnern.

Allerdings habe Jepsen bei einem Treffen des Bischofskollegiums mit Beamten aus dem Personaldezernat am 1. November 1999 dem Protokoll zufolge gezielt nachgefragt, "ob Herr Pastor K. möglicherweise intime Verhältnisse mit jüngeren Frauen hatte".

Dem „Spiegel“ zufolge hat der Ahrensburger Pastor K. auch nach seiner Versetzung weiter mit Jugendlichen gearbeitet. Der Kirchenmann soll danach an einer Ahrensburger Schule als Religionslehrer und in der Jugendstrafanstalt Schleswig als Seelsorger tätig gewesen sein, ohne dass die jeweiligen Dienststellen von den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gewusst haben.

Die Nordelbische Kirchenleitung sagte inzwischen die Aufklärung der Vorwürfe zu. Es stehe außer Zweifel, dass damals Fehler gemacht worden seien, erklärte Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung, am Sonntag. Der beschuldigte Pastor wurde 1999 aus der Ahrensburger Gemeinde herausgenommen, der Gemeinde wurden aber die wahren Gründe verschwiegen. Bislang hieß es, er sei auf eine übergemeindliche Pfarrstelle für ein Konzept der Strafgefangenen-Seelsorge versetzt worden. Der betroffene Pastor will sich weiterhin nicht zu den Vorwürfen äußern.

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Nach „Spiegel“-Recherchen sind unter anderem die drei noch lebenden Stiefsöhne des Pastors Opfer des sexuellen Missbrauchs. Zwei weitere sind inzwischen gestorben. Darüber hinaus soll der Pastor mehrere Jahre lang ein sexuelles Verhältnis mit einer Minderjährigen gehabt haben.

Die Kirchenleitung hat sich an die Seite von Jepsen gestellt. Es müsse geprüft werden, so Bischof Ulrich, an welcher Stelle 1999 Hinweisen nicht entschieden genug nachgegangen worden sei. Gegen Pastor K. läuft ein Disziplinarverfahren. Die Kirche führt außerdem ein Disziplinarverfahren gegen den damaligen Ahrensburger Amtskollegen von K., dem vorgeworfen wird, entsprechenden Hinweisen nicht nachgegangen zu sein. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt.

Die Kirche schaltete nach Bekanntwerden der Vorfälle im März 2010 die Staatsanwaltschaft ein und machte im Mai die Vorfälle öffentlich. Sexueller Missbrauch sei ein großes Unrecht mit schwerwiegenden Folgen für die Opfer, sagte Ulrich. „Wir als Kirche wollen nicht dulden, dass Missbrauch unausgesprochen und ungesühnt bleibt.“