„Bei diesen Zahlen müssen wir davon ausgehen, dass es mit den Vorwürfen des Missbrauchs zu tun hat“, sagt der Sprecher des Bistums.
Hamburg. In den vergangenen drei Monaten haben die Katholiken in Hamburg mit einer dramatischen Austrittswelle auf den Missbrauchsskandal in ihrer Kirche reagiert. Allein im März, nachdem bereits zig Missbrauchsfälle unter anderem am Canisius-Kolleg in Berlin, an der Hamburger St.-Ansgar-Schule, im Kloster Ettal und beim Knabenchor Regensburger Domspatzen bekannt geworden waren, kehrten 324 Hamburger ihrer Kirche den Rücken. Im März vergangenen Jahres waren es dagegen 283 Austritte im Erzbistum Hamburg.
Im April – dem Monat, in dem der inzwischen zurückgetretene Bischof Walter Mixa schwere Kindesmisshandlungen vorgeworfen wurden – verlor die katholische Kirche 319 Gläubige, im Vorjahr waren es dagegen nur 152. Auch im Mai verzeichnete das Erzbistum Hamburg einen erheblichen Mitgliederschwund: 244 Katholiken traten aus der Kirche aus, im Mai 2009 waren es 147. Insgesamt liegt die Austrittszahl für den Zeitraum Januar bis Mai dieses Jahres bei 1218. In 2009 verließen in diesem Zeitraum 1074 Hamburger die katholische Kirche.
„Bei diesen Austrittszahlen müssen wir davon ausgehen, dass es mit den Missbrauchsvorwürfen zu tun hat“, sagt Bistumssprecher Manfred Nielen. Es sei eine Tendenz, die in Deutschland generell zu beobachten sei. „Das ist traurig.“ Die Kirchaustritte täten weh. Nielen: „Wir müssen sehen, dass wir das Vertrauen der Menschen zurück gewinnen.“