Möhnesee. Brauerei Veltins verändert die Belieferung von Groß-Gastronomien: Jetzt gibt es Pils aus Tanks am Zapfhahn. Das lockt junge Leute an.
Die Sauerländer Brauerei Veltins hat es nicht erfunden, aber in der Veltins-Fußballarena in Gelsenkirchen, wo der Fußballclub Schalke 04 zu Hause ist, reichlich gute Erfahrungen mit Bierversorgung aus riesigen Edelstahltanks gemacht. Jetzt wird das Konzept auf die Gastronomie ausgeweitet.
Das durstige Publikum in der Veltins-Arena auf Schalke kennt es seit Jahren nicht mehr anders. Ob beim Fußballspiel der Profis oder wie jüngst beim Konzert der Rockband AC/DC - Gerstensaft fließt im Stadion in Gelsenkirchen bei Events in Strömen aus riesigen Edelstahltanks statt aus Fässern. Was im ganz großen Stil seit 2001 reibungslos mit rund 30.000 Liter Tankkapazität in der Arena auf Schalke funktioniert, bietet die Sauerländer Privatbrauerei Veltins mit ihrem Tochterunternehmen WGS neuerdings verstärkt auch Gastronomien an, in denen der Bierdurst besonders groß ist: die Belieferung mit Tankbier statt mit Pils in Fässern.
Die Dorfalm und die Tenne im Tourismusort Willingen, wo der Bierabsatz das ganze Jahr über mächtig zu sein scheint, waren die ersten Lokale, die das Angebot der Brauerei annahmen. Auch „Möppis Hütte“ im Skigebiet Winterberg ist schon dabei, um an wilden Tagen nicht trockenzufallen. Aktuell werden bereits 14 Objekte mit Tankbier versorgt, ganz frisch auch die Traditionsgastronomie „Torhaus“ am Möhnesee. „Es ist eine optimale Lösung, auch für das Personal“, schwärmt der neue Torhaus-Geschäftsführer Benjamin Fahl. Und sie lockt neues, junges Publikum an.
Nicht nur schweres Fässerschleppen entfällt weitgehend, die Versorgung mit Tankbier spart Zeit, viel Platz im Kühlkeller, sei insgesamt viel nachhaltiger - und das Bier von noch besserer Qualität, versichert Sebastian Staat, Braumeister und beim Gastroservice WGS für die Planung solcher Tankbieranlagen zuständig: „Tankbier kommt so im Ausschank aus dem Zapfhahn, wie es aus der Brauerei kommt. Beim Abfüllen von Fassbier und beim Anschließen in der Gastronomie gibt es dagegen immer minimale Verluste. Außerdem braucht man beim Tankbier keine Kohlensäure zuzusetzen, es funktioniert mit Luftdruck.“ Frischer gehe es nicht.
Kein schweres Fässerschleppen mehr
Ob die Gäste im Torhaus den Unterschied tatsächlich schmecken, müsste eine Blindverkostung erst beweisen. In der Gastronomie am Möhnesee sind die neuen Betreiber in jedem Fall zufrieden mit der neuen Art der Belieferung. Ganz besonders das Team sei vom Tankbier begeistert - bester Geschmack und deutlich weniger Handling-Aufwand im Team sprächen für sich. Kein Fässer-Schleppen mehr, kein Druckunterschied – Tankbier sei in der Verwendung wirklich einfach, schwärmt Geschäftsführer Fahl. Und wichtig: „Die Bier-Umsätze im Torhaus steigen seit der Umstellung merklich. Auf unserer Karte finden Gäste seit der neuesten Version auch schriftlich Veltins aus dem Tank, statt vom Fass, das macht neugierig.“ Für das vermehrt einkehrende junge Publikum sei das Tankbier offenbar eine kleine Attraktion.
Mehr als 50 Liter Pils fließen pro Minute
Jochen Schmidt ist Fahrer beim WGS, dem Westfälischen Gastronomie Service. Statt dutzender Fässer hat er zwei Kühltanks auf seinem Lkw, die maximal 3000 Liter Bier fassen. Bis zu drei Tanks passen auf den Lkw, der mit einer hochmodernen Pumpeneinheit ausgestattet ist, die den Gerstensaft in Trinktemperatur von konstant wenigen Grad Celsius über einen dicken Schlauch in die Tanks der Gastronomien pumpen kann, und zwar ziemlich flott.
Mehr als 50 Liter pro Minute fließen vom Lkw in die mit Inlinern ausgestatteten Tanks in den Lokalen. Schmidt kann die Lieferung locker allein bewältigen. Bei der Anlieferung von Fassbier wird dagegen zu zweit gefahren. Für die Brauerei und den eigenen Gastroservice lohnt sich der Ausbau des Tankbiergeschäfts. „Es ist eine gute Ergänzung für die Betriebe, die die Voraussetzungen haben“, sagt Brauereisprecher Ulrich Biene. Eine Abkehr vom Fassbiergeschäft bedeute diese moderne Technik sicher nicht. Erst ab einem Bierumsatz von etwa 130 Hektoliter pro Jahr, also 13.000 Liter, lohne es sich für Brauerei und Gastronomie. 20 bis 30 weitere Objekte kämen absehbar infrage, schätzt WGS-Geschäftsführer Bastian Struwe. Außerdem werde über eine mobile Lösung für große Feste nachgedacht. Vereinzelt wurde dies schon erprobt.
Weitere Themen aus der Region:
- Wie es den wilden Wisenten nun im Gehege geht
- Mückenplage: Jetzt geht es zur Sache - 10 Tipps vom Experten
- CDU: Rechnungshof soll A-45-Brückenbauerbüro untersuchen
- Fernuni eröffnet virtuelle Lern- und Erlebniswelt
- Schock: Autozulieferer Hella baut 420 Jobs in Lippstadt ab
- „Stören die Brüste nicht?“ - Was Frauen im Handwerk erleben
- Der lauernde Feind: So gefährlich ist jetzt der Borkenkäfer
- Hagener kämpft im Segelboot: Nach drei Tagen erstmals gedöst
Auch wenn die Brauerei Veltins durch die Veltins-Arena in Gelsenkirchen die größte und längste Erfahrung im Tankbiergeschäft in Deutschland hat, ist es keine Erfindung der Sauerländer. Entwickelt hat das System die niederländische Firma Duotank aus Waalre bei Eindhoven. Die Brauerei Heineken als Platzhirsch in den Niederlanden nutzt diese Art der Belieferung seit langem. „In Holland gibt es fast nur Tankbier am Zapfhahn“, sagt Brauereisprecher Biene. Neben Heineken und natürlich Veltins setzten auch andere große Brauereigruppen wie Mahou San Miguel, AB-InBev, Estrella Damm setzten auf das Duotankbiersystem, lässt der niederländische Hersteller wissen.