Düsseldorf/Bad Berleburg. Landrat Andreas Müller sieht das Projekt am Scheideweg. Auch das NRW-Umweltministerium äußert sich zur Zukunft und Finanzierung des Projektes.
Die politische Unterstützung für das juristisch angeschlagene Wisentprojekt schwindet. Im Düsseldorfer Umweltministerium werden nach der Landtagswahl die Karten neu gemischt. Der Grüne Oliver Krischer hat das Amt von Ursula Heinen-Esser geerbt (CDU). Die war zwar über die Mallorca-Affäre gestolpert, genoss aber bei den Waldbauern wegen ihres Krisenmanagements in der Borkenkäferplage ohnehin kein großes Ansehen mehr und hatte in Schmallenberg und Latrop mit ihren Plänen für eine Gatterung der Wisentherde für Kopfschütteln gesorgt.
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Oliver Krischer muss zum Thema Wisente erst noch Farbe bekennen. Aber sein Wort in dieser Sache hätte Strahlkraft. Das macht auch der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, Andreas Müller, klar. Müller leitet die Steuerungsgruppe des Projektes und muss Wisentgegner wie Befürworter, die Kommunen Schmallenberg und Bad Berleburg, die Kreise und das Land immer wieder an einen Tisch holen.
Projekt am Scheideweg
Müller sieht die schwierige Lage: „Das Wisent-Projekt befindet sich ohne Zweifel in einer sehr schwierigen Phase. Das nun rechtskräftige Urteil des OLG Hamm hat die Situation keinesfalls einfacher gemacht. Es ist offensichtlich, dass wir uns an einem Scheideweg befinden. Als Vorsitzender der Koordinierungsgruppe stehe ich im Austausch mit allen Beteiligten. Für die weitere Entwicklung des Projektes ist es sicher ganz wesentlich, wie sich der neue Umweltminister des Landes NRW, Oliver Krischer, zum Wisent-Projekt positionieren wird. Wenn diese Positionierung erfolgt ist, ist aus meiner Sicht eine Sitzung der Koordinierungsgruppe zeitnah geboten, um das weitere Vorgehen zu beraten. Vorher macht es aus meiner Sicht aber keinen Sinn, über mögliche Konsequenzen zu spekulieren. Unabhängig davon hat ja bereits das Wisent-Gutachten organisatorische Schwachpunkte bei der ehrenamtlichen Trägerschaft und dem Management des Projektes aufgezeigt und eine Professionalisierung angeraten“, schreibt der Landrat auf Anfrage.
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Der neue NRW-Umweltminister Oliver Krischer gibt sich in der Frage der Zukunft des Wisentprojektes allerdings mehr als zurückhaltend. Auch in Düsseldorf setzt man auf die bereits im Gutachten vorgelegten Lösungsmöglichkeiten für den seit Jahren schwelenden Rechtsstreit und fordert den Trägerverein indirekt auf, eine Entscheidung zu treffen. Auf Anfrage dieser Zeitung schreibt das Umweltministerium: „Mit dem aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierten Gutachten der Tierärztlichen Hochschule Hannover liegt seit dem letzten Jahr eine wissenschaftliche Auswertung des von verschiedenen Akteure in der Region getragenen Projektes ‚Wisente im Rothaargebirge‘ vor.
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Darin werden umfassend u.a. die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Projektstruktur, die historische Entwicklung, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Schadensentwicklung, die Auswirkungen auf Wälder und Schutzgebiete und die Aspekte der Arterhaltung untersucht und dargestellt. Außerdem werden Perspektiven für den weiteren Projektverlauf in verschiedenen Szenarien von der Fortführung bis hin zur Beendigung des Projekts sowie die dafür jeweils erforderlichen Rahmenbedingungen aufgezeigt.
Finanzielle Unterstützung offen
Eine abschließende Entscheidung über die künftige Entwicklung des Projektes wurde seitens der Projektverantwortlichen bis heute nicht getroffen. Daher kann derzeit auch noch nichts zu einer möglichen künftigen finanziellen Unterstützung des Wisentprojekts durch das Land gesagt werden. Das Land Nordrhein-Westfalen wird das Wisentprojekt jedoch auch weiterhin beratend begleiten.“