Kirchhundem/Lennestadt. Die Wisentherde wurde wieder in Kirchhundem-Rüspe gesichtet. Willkommen sind die Wildtiere nicht. Neue Klagen sind möglich.
Für die betroffenen Waldbauern im Kreis Olpe ist der Wisentstreit auch nach der jüngsten, juristischen Kehrtwende noch lange nicht beigelegt. Denn das Problem der herumziehenden Herde, die Laubbäume anfrisst und nachhaltig beschädigt, ist nach wie vor existent. Erst in der letzten Woche hatte eine Wildkamera wieder Wisente bei Rüspe in der Gemeinde Kirchhundem aufgenommen.
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Der Trägerverein hatte seine Revision vor dem Bundesgerichtshof zurückgezogen und den Rechtsstreit offiziell damit beendet (wir berichteten). Damit gilt jetzt das frühere Urteil des Oberlandesgericht Hamm: Zwei Waldbauern aus dem Hochsauerland müssen nicht länger hinnehmen, dass die Wildtiere die Rinden ihrer Buchenbestände anknabbern und die Bäume dadurch nachhaltig schädigen.
Die Forstwirte können verlangen, dass der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein mit Hilfe „geeigneter Maßnahmen“ verhindert, dass die Wisente ihre Grundstücke betreten.
Auf diese Maßnahmen, „da warten wir alle gespannt drauf. Mal sehen, wann sich der Verein aus der Deckung traut und einen Lösungsvorschlag unterbreitet“, so Lucas von Fürstenberg, Waldbesitzer in der Rüspe und einer von rund 15 Waldbesitzern im Kreis Olpe, die die Waldschäden durch die zotteligen Tiere nicht länger hinnehmen wollen.
„Der Trägerverein hatte verkündet, sich kurzfristig mit den Waldbauern in Verbindung zu setzen und dann nach einer Lösung zu suchen, bisher ist das nicht passiert“, so von Fürstenberg. Weder bei der Stadt Schmallenberg noch bei den Betroffenen habe sich der Verein gemeldet. „Das ein schlechtes Zeichen“, so von Fürstenberg.
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Er befürchtet, dass der Trägerverein weiter „auf seine Salamitaktik“ setze, also erst dann reagiere, wenn etwas passiert sei. Wenn also die Wisente wieder Privatgrundstücke betreten und so gegen das Urteil verstoßen wird. Möglicherweise müsse man sich dann mit einer Unterlassungsverfügung wehren.
Die Forstwirte im Kreis Olpe haben sich nach der neuen Rechtslage abgesprochen und sind sich einig, juristisch gegen den Trägerverein zu Felde zu ziehen. „Wir sind im Kreis Olpe klagebereit. Wenn es notwendig ist, dann werden wir klagen“, sagt von Fürstenberg.
Denn unklar ist noch, ob die Klage der beiden Waldbauern aus dem Hochsauerland als eine Art Präzedenzfall für alle betroffenen Waldbauern gilt oder ob jeder Waldbauer persönlich klagen muss, um seine Ansprüche geltend zu machen. Im Prinzip habe das Gericht für die beiden Kläger gesprochen. „Es wird jetzt davon abhängen, was der Verein daraus macht, ob er das Urteil als allgemeingültig ansieht oder sich von jedem einzelnen Grundstücksbesitzer verklagen lässt“, so von Fürstenberg.
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Letzte Woche wurden die Wisente wieder in der Rüspe gesichtet, aufgenommen von einer Wildkamera. Lucas von Fürstenberg: „Sie ziehen von dem Höhenkamm weiter runter und kommen jetzt in Bereiche, wo wir im Herbst neue Eichen gepflanzt haben.“
Fünf Kälber
Der Forstwirt kann darüber nur noch den Kopf schütteln. „ Wir sollen nach der Borkenkäferkalamität den Wald umbauen und dann ziehen die Wisente durch und machen alles wieder platt.“
Auf den Aufnahmen der Wildkamera seien mindestens fünf Kälber zu sehen. Ein Indiz dafür, dass die Herde wieder größer werde.