Bad Berleburg. Der Wisentverein trennt sich von insgesamt sechs Tieren. Neben den vier getöteten freien Bullen gibt es auch Veränderungen im Schaugehege.

Bereits Ende April und Anfang Mai sind aus der frei lebenden Wisentherde im Rothaargebirge vier Jungbullen „letal entnommen worden“. Das berichtet der Trägerverein des Artenschutzprojektes am Donnerstag in seinem Newsletter.

Das heißt, die Wisentbullen wurden geschossen. Wie der Verein weiter mitteilt sei diese „von Beginn des Artenschutzprojektes an mit eingeplante Maßnahme zum Erhalt der Gesamtpopulation und Regulation der im Öffentlich-rechtlichen Vertrag vereinbarten Herdengröße notwendig. Die Herde soll eine Größe von 25 Tieren nicht dauerhaft überschreiten. Nach der „Entnahme“ der vier Tiere zähle sie nun wieder nach jüngsten Beobachtungen 25 Tiere.

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Die Entnahme von Tieren aus der Gruppe ist zudem aus genetischen Gründen zur Vermeidung von Inzucht und somit zum gesunden Erhalt der Herde insgesamt erforderlich.

Gleichwohl sieht der Wisent-Verein das Schießen der Tiere als Ultima Ratio an. Intensive Versuche, die Tiere in andere Projekte zu vermitteln, haben nicht zum Erfolg geführt. Denn junge Bullen sind für diese kaum von Interesse. Die Reduzierung der Herde wird von dafür rechtlich autorisierten Person vorgenommen.

Auch im Besucherareal gibt es Veränderungen

Wisentbulle Quandro wird demnächst die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ verlassen. Er wird Teil eines Auswilderungsprojektes im Tarcu-Gebirge in den Südkarpaten in Rumänien. Das berichtet der Verein ebenfalls in seinem Newsletter.

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In den vergangenen Jahren waren bereits weitere Jungbullen nach Rumänien gebracht worden, wo sie zu den Gründern einer neuen frei lebenden Herde gehören. Der Wisent-Verein pflegt gute Beziehungen zu den Umweltorganisation WWF Rumänien und Rewilding Europe, die die Initiatoren dieses Auswilderungsprogramms sind.

Auf dem Weg nach Rumänien macht Quandro aber erst einmal Station im bayerischen Donaumoos. Dort wird er auf weitere Wisente treffen, die ebenfalls Teil des rumänischen Auswilderungsprojektes werden sollen. In Donaumoos bildet die Herde eine stabile Gruppenstruktur aus, ehe sie gemeinsam den Weg nach Rumänien antritt.

Mit nach Donaumoos geht auch Jungbulle Quill aus dem Besucherareal „Wisent-Wildnis“ in Bad Berleburg. Er bleibt aber als Zuchtbulle in Donaumoos. Da die Wisente aus dem Rothaargebirge eine begehrte und interessante Zuchtlinie repräsentieren, ist für Quill in Bayern der Umzug zu Ende.

Bau einer zweiten Fanganlage ist gestartet

Der Bau der zweiten Wisent-Fanganlage im Rothaargebirge hat begonnen. Sie entsteht im Managementbereich des ehemaligen Auswilderungsareals. Im vergangenen Herbst war eine solche Anlage bereits im Besucherareal „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ gebaut worden. Nun entsteht eine ähnliche Anlage für die frei lebende Herde.

Die Fanganlage dient in erster Linie dazu, einzelne überschüssige Tiere auf eine Umsiedlung vorzubereiten. In West-Europa leben bislang freie Wisente ausschließlich im Rothaargebirge.

Die natürliche Abwanderung der Bullen für einen genetischen Austausch muss darum mit menschlichem Zutun durch Transportmittel unterstützt werden. Eine Fanganlage wird diesen Prozess erleichtern und somit zum internationalen Arterhalt beitragen. Die Bauzeit wird mehrere Wochen benötigen.