Warstein. .
Stadtplaner, Wirtschaftsförderer und Einzelhändler sind in heller Aufregung: Seitdem bekannt wurde, dass in Werl möglicherweise ein Factory-Outlet-Center (FOC) gebaut wird, positioniert sich der Widerstand dagegen. Mit an vorderster Front auch die Stadt Warstein.
Meinolf Kreggenwinkel vom Sachgebiet Städtebau der Stadt Warstein verweist dabei auf das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2008: Während Warstein stark in Sachen Lebensmitteln sei, seien die Defizite bei anderen Sortimenten groß, etwa bei Textil, Schuhen, Unterhaltungs-Elektronik, Uhren und Schmuck. Kreggenwinkel: „Wenn wir das FOC einfach hinnehmen würden, ist genau bei den Sortimenten die Gefahr, dass wir diese nicht nach Warstein bekommen.“ Denn die Wästerstadt werde als Standort für Lebensmittel wahrgenommen, doch bei den übrigen wichtigen Sortimenten fehle es, die aber wichtig für ein Mittelzentrum seien. Kein Wunder also, dass sich zwei Dutzend Städte bis hin nach Paderborn und Lippstadt mit einer gemeinsamen Erklärung gegen das FOC ausgesprochen haben.
Im Regionalen Einzelhandelskonzept Südwestfalen, an dem auch der Kreis Soest und dessen Städte mitarbeiten, habe man abgesprochen, dass überregional bedeutsame Vorhaben nur in Abstimmung mit den anderen Kommunen erlaubt werden sollen. „Aber die Stadt Werl prescht jetzt einfach vor“, bedauert Kreggenwinkel: „Das tut der Vereinbarung auch nicht gut“.
Ein ähnliches Einzelhandelskonzept gibt es auch für das östliche Ruhrgebiet (auch da ist Werl eingebunden). Und diese Städte (unter anderem Lünen, Hamm, Dortmund, Hagen und Iserlohn) seien noch stärker von dem Projekt in Werl betroffen. Vor allem: Dort sei das Konzept schon fest vereinbart worden, andere Städte hätten deswegen bewusst auf eigene Planungen für ein Outlet-Center verzichtet.
Denn die Dimension – und Sogwirkung – eines FOC ist enorm: Im Einzugsgebiet der potenziellen Werler Einrichtung sollen 18 Millionen Menschen leben, es wird mit rund 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche kalkuliert – und davon sind üblicherweise rund 70 Prozent für den Textil-Bereich vorgesehen.
„Wir haben es bei dem Sortiment selbst schwer“, blickt Meinolf Kreggenwinkel auf die möglichen Folgen für Warstein und deren Geschäftsansiedlungs-Potenzial. Solch ein neues geballtes Textilsortiment „würde uns nur schaden – dann kommt garantiert niemand mehr nach Warstein!“
Bewusst würden derartige Center an der Autobahn geplant, die Möbelfirmen haben es vorgemacht, das FOC würde nachziehen. Das Landesentwicklungsprogramm habe vorgesehen, dass nur Oberzentren mit mehr als 100 000 Einwohner ein Outlet-Center errichten dürften, doch diese Regelung habe das Oberverwaltungsgericht Münster gekippt, bedauert Kreggenwinkel im Gespräch mit der WESTFALENPOST .
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Seine Forderungen daher: „Die Landesplanung soll sich sputen“ – eine rechtssichere Nachfolgeregelung müsse her. Und die Bezirksregierung Arnsberg müsse im Rahmen des Regionalplans im Genehmigungsverfahren auf die Sorgen und Einwände der anderen Städte achten.
Da es noch keine konkreten Planungen gibt, können die Städte der Region zunächst nur an Werl appellieren: „Das soll Signalwirkung haben, dass sich die Nachbarkommunen das nicht gefallen lassen“, betont Kreggenwinkel, der das Dokument für die Stadt Warstein unterzeichnet hat.
Schließlich verweist der Rathaus-Mitarbeiter darauf, dass auch die Stadt Warstein seitens der Bezirksregierung klare Vorgaben für die Planungen von Einkaufsmöglichkeiten bekommen habe: „Wir mussten auch unsere zentralen Versorgungsflächen festlegen. Und jetzt soll in Werl ein Standort auf der Grünen Wiese entstehen ...“