Arnsberg. . Die Städte Arnsberg und Sundern wollen sich gegen ein Factory Outlet Center am Autobahnkreuz Werl wehren. Sie fürchten den Abfluss von Kaufkraft aus dem Sauerland.

Die Stadt Arnsberg positioniert sich klar gegen die Pläne zur Errichtung eines Factory Outlet Centers (FOC) am benachbarten Autobahnkreuz Werl. „Das ist ein Angriff auf die Innenstädte“, sagt Stadtplaner Thomas Vielhaber.

Gerüchte hatten auch die Arnsberger über die Investoren-Absicht in Werl längst vernommen. „Als wir nun aber gehört haben, wie weit die Überlegungen fortgeschritten sind, waren wir erschrocken“, so Vielhaber. Die WP hatte in ihrer Montagsausgabe über das Vorhaben einer Investorengruppe berichtet, auf 80.000qm ein Factory Outletcenter am Werler Kreuz zu errichten. In den FOC verkaufen Markenartikelhersteller meist Produkte des Vorjahres. Zusammengefasst sind die Geschäfte in attraktiv gestalteten, oft künstlich wirkenden Einkaufszentren, in denen auch Gastronomie Platz findet.

„Das zieht auf jeden Fall Kaufkraft aus der ganzen Region ab“, fürchtet Thomas Vielhaber. Und arbeite damit gegen die Initiativen der benachbarten Einkaufsstädte um attraktive Innenstädte. „Da bemüht man sich zehn Jahre lang darum, die Zentren nach vorne zu bringen, damit dann so ein Center kommt, um die Leute im Auto an Arnsberg und Neheim vorbeifahren zu lassen“, ärgert sich Vielhaber. Er verweist auf den Einsatz von Landesmitteln zur Stärkung der Stadtkerne und auf viele private Investitionen in Neheim.

Gespannt sei man in Arnsberg auf die in Planungsverfahren dieser Art obligatorische Auswirkungsstudie, die auch die Einzugsbereiche zu berücksichtigen habe. Letztendlich habe auch die Bezirksregierung im Rahmen regionaler Planung ihr Ja-Wort zu geben und müsse vorher die Stellungnahmen anderen Kommunen und auch der IHK und Einzelhandelsverbände einholen.

Der Arnsberger Stadtplaner kann sich nicht vorstellen, dass Städte im direkten Umfeld eines FOC vom im Werler Fall errechneten Einzugspotenzial von 18 Millionen Menschen profitieren können. Diese Auffassung teilt der Wirtschaftsring in Werl nicht. „Natürlich bleiben Kunden in Werl hängen“, sagt Wirtschaftsring-Chef Stephan Rahmann. Er arbeitet hochrangig im Werler Möbelhaus Turflon, dessen Erweiterungsvorhaben ja ebenfalls stets kritisch aus Arnsberg beäugt worden sind. Auch der bis vor wenigen Jahren in Neheim mit einem Geschäft ansässige Werler Herrenausstatter Clemens Kirschniak riet im Werler Wirtschaftsring dazu, das FOC-Projekt zu unterstützen. Der Einzelhandel müsste sich zwar aber auf die neuen Mitbewerber einstellen, doch das „tun wir lieber bei Konkurrenz in unserer Stadt als in einer Nachbarkommune“.

Innerhalb der nächsten vier Wochen, so heißt es aus Werl, soll der genaue Standort des FOC in Werl benannt werden. In Arnsberg ist damit eine Art Mobilmachung gegen das Projekt eingeläutet, „Wir werden den Schulterschluss mit anderen betroffenen Städten suchen“, kündigt Vielhaber an. Dieser informelle Weg sei wichtig, weil es im Raum Sauerland/Börde noch kein regionales Einzelhandelskonzept wie im östlichen Ruhrgebiet gibt. Ein solches steht aber offenbar auf der Wunschliste von Bezirksregierung und IHK Arnsberg.

Festzustellen ist aber auch, dass auch viele Arnsberger durchaus neugierig auf ein Factory Outlet Center in ihrer Nähe wären und es als attraktive Einkaufsalternative betrachten. „Das aber ist ein wenig kurzfristig gedacht“, warnt Stadtplaner Thomas Vielhaber, „wenn hinterher deshalb in Arnsberg und Neheim die Läden leerstehen, jammern alle wieder über eine unattraktive Innenstadt“.

Auch in Sundern sieht Stadtmanager Franz-Josef Rogoll die Pläne mit Bedenken: „Klar wollen alle ein neues Gesicht. Für Sundern wäre ein FOC in Werl ein empfindlicher Stoß, aber auch für alle Innenstädte der Region.“