Werl/Arnsberg. .
Reduzierte Markenware und 2.-Wahl-Artikel könnten Schnäppchenjäger in einigen Jahren nach Werl locken. Bürgermeister Michael Grossmann bestätigte, dass eine Investorengruppe eine Ansiedlungsanfrage für ein Fabrikverkaufszentrum gestellt hat.
Arbeitsplatzmotor und Aushängeschild für die Region oder Verursacher verödeter Innenstädte? - Die Reaktionen auf die Pläne einer Investorengruppe, in Werl ein riesiges Fabrikverkaufszentrum (Factory Outlet Center) zu errichten, fallen sehr unterschiedlich aus.
Werls Bürgermeister Michael Grossmann bestätigte am Montag, dass eine Investorengruppe mit einer Ansiedlungsanfrage für ein Factory Outlet Center (FOC) im Rathaus vorstellig geworden und auf großes Interesse gestoßen sei. Wie viele Investoren beteiligt sind, wollte der Verwaltungschef mit Blick auf die laufenden Gespräche nicht sagen. Grossmann bestätigte, dass über drei mögliche Standorte geredet werde, teils privat, teils im Besitz der Kommune. "Das Center soll nicht kilometerweit außerhalb der Stadt liegen, muss aber nicht direkt in der Innenstadt sein."
Langfristig könnten bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen
In Factory Outlet Centern verkaufen Marken-Hersteller Vorjahreskollektionen, 2.-Wahl-Artikel und Produktions-Überhänge, größtenteils Bekleidung und Schuhe. Grossmann denkt an wirtschaftliche Effekte für die gesamte Region. In der Startphase könnten mindestens 400 neue Arbeitsplätze entstehen, langfristig bis zu 1000.
Der Verwaltungschef verhehlt nicht, dass ein langes Planfeststellungsverfahren“ bevorsteht. Sollte Anfang 2012 eine konkrete Anfrage gestellt werden können, würde es bis zu zwei Jahre bis zum ersten Spatenstich dauern. "Läuft alles glatt, könnte das Center frühestens in vier Jahren eröffnet werden."
Die Arnsberger Bezirksregierung bestätigte, dass eine Delegation aus Werl Ende vergangener Woche zu einem "allerersten Info-Besuch im Hause war, bei dem Planungsüberlegungen zu dem möglichen Projekt vorgestellt wurden", so Sprecher Christoph Söbbeler.
Nachbarstädte fürchten Konkurrenz auf der grünen Wiese
Trotz zahlreicher Hürden hält Grossmann das Projekt für realisierbar. Der Zusammenschluss „Aktives Neheim“ dagegen kann sich kaum vorstellen, dass ein FOC in Werl genehmigungsfähig ist, so City-Manager Konrad Buchheister. Nach dem Landesentwicklungsplan NRW dürften „innenstadtrelevante“ Waren wie Textilien nur in den Zentren verkauft werden und nicht auf der grünen Wiese. "Wir sind gespannt, mit welchen Argumenten die Investoren den strengen Ansiedlungsauflagen in NRW begegnen wollen."
Buchheister kennt kaum Innenstädte, die von einem in der Nähe platzierten FOC profitieren. Im Gegenteil, findet auch der Arnsberger Stadtplaner Thomas Vielhaber, der von einem „Angriff auf die Innenstädte“ spricht. Es könne nicht sein, dass die Einkaufsstraßen in den Stadtzentren seit Jahren mit Landesfördermitteln und privaten Investitionen attraktiver gemacht werden und Konkurrenz auf der grünen Wiese entstehen könnte. In Arnsberg sucht man jetzt den Schulterschluss mit anderen betroffenen Kommunen wie Soest, Hamm, Unna, Lippstadt und Menden.
Dass Innenstädte von einem FOC profitierten, hält auch Klaus Willmers, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen, für ein durch nichts zu belegendes Argument von Investoren. „Der typische FOC-Kunde fährt gezielt dorthin, kauft ein und fährt wieder.“
Beim Wirtschaftsring Werl steht man hinter den FOC-Aktivitäten. Vorstandsmitglied Clemens Kirschniak: „Werl kann dadurch nur gewinnen.“