Siegen. Kennzeichenerfassung am Siegener Löhrtor-Parkhaus funktioniert, hätte aber besser kommuniziert werden können: Manche Autofahrer sind verunsichert

Parken in der Siegner Innenstadt: kompliziert; wie große Neubauten errichten oder Bäume pflanzen. Es ist wenig Platz, alles bündelt sich im Tal. In Unter- und Oberstadt gibt es sieben größer Parkhäuser, in denen Autos zu moderaten Preisen abgestellt werden können – jedenfalls im Vergleich zu Städten, die ähnlich groß sind wie Siegen und ähnliche Funktionen (Oberzentrum) erfüllen. Verkehrsplanung ist ohnehin schon aufgrund von Topografie und Bebauung kompliex, gleichzeitig dreht sich der Wind zusehends dahin, dass das Zentrum nicht mehr fürs Abstellen von und Durchfahren mit Autos da sein soll, sondern damit sich Menschen hier aufhalten. Gerade die Parkhäuser sind dabei wichtig, weil sie die Autos vor dem Zentrum „abfangen“.

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Parkhäuser sind kontinuierlich großen Belastungen ausgesetzt, durch Wetter – und Autos. Vor wenigen Jahren erst wurden sie grundlegend und für viel Geld in ihrer Betonstruktur saniert – Feuchtigkeit war eingedrungen, die tragende Stahlkonstruktion zeigte erste Korrosionserscheinungen. „Wir hatten gedacht, wir hätten länger Ruhe“, sagt Stefan Gaden, Prokurist der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG), die für die Stadt Siegen die Aufsicht über die Parkhaus-Verwalterin Apcoa führt. Aber die Abnutzung im laufenden Betrieb sei größer als gedacht. Autos werden immer größer und schwerer, was die Konstruktion belastet; außerdem ermöglichen es Servolenkungen, mit diesen Kolossen auf der Stelle zu drehen. Man werde die Parkhäuser wohl in größerem Umfang jährlich untersuchen und warten müssen.

Parken ohne Ticket im Siegener Löhrtor-Parkhaus dank Kennzeichenerfassung

Die KEG bemüht sich aber auch, die Benutzbarkeit der Parkhäuser zu verbessern. Gewissermaßen als Pilotprojekt wurde kürzlich im Altstadt-Parkhaus am Löhrtor das ticketlose Parken mittels Kennzeichenerfassung eingeführt. Das funktioniert auch sehr gut: Eine Kamera erfasst beim Einfahren das Kennzeichen wo vorher per Knopfdruck ein Ticket gezogen werden musste. Will man wieder rausfahren, muss am Kassenautomat nur das Kennzeichen eingegeben und gezahlt werden, bei der Ausfahrt wird wiederum ohne Ticket das Fahrzeug digital freigegeben. Die Fensterscheiben können oben bleiben. Viele Nutzer seien aber verunsichert, sagt Stefan Gaden, gerade ältere – das neue System sei nicht kommuniziert worden. Derzeit rüstet die KEG Bildschirme an der Einfahrt nach, um beim Einfahren die Information geben zu können. Wenn das System sich dann bewähre, könne es auch in den anderen Parkhäusern eingeführt werden, wo es öfter alle möglichen Probleme rund um die Magnetkarten-Parktickets gibt. „Wenn wir das hinkriegen, ist das eine tolle Sache“.

Rein- und rausfahren ohne die Scheibe herunterzulassen, um am langen Arm ein Ticket zu ziehen: Im Siegener Altstadt-Parkhaus geht das.
Rein- und rausfahren ohne die Scheibe herunterzulassen, um am langen Arm ein Ticket zu ziehen: Im Siegener Altstadt-Parkhaus geht das. © Hendrik Schulz

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Ein Beispiel, wo das ticketlose Parken eine echte Verbesserung beim Einfahren wäre, ist das Parkhaus Oberstadt an der Heeserstraße. Dort sind Straße und Einfahrt nicht nur eng, sondern auch in einem ungünstigen Winkel – regelmäßig würden sich dort Autofahrer Reifen und Felgen beschädigen, wenn sie versuchen, in der Kurve ganz nach links, nah genug zum Automaten zu fahren, um am langen Arm ein Ticket zu ziehen, so Gaden. Kennzeichenerfassung „wäre da sehr viel komfortabler“. Um Abhilfe zu schaffen, sei dort einstweilen eine Betonsanierung geplant.

Besseres Parkleitsystem für die Siegener City kostet mehr Geld als gedacht

In allen Parkhäusern arbeitet die KEG überdies an energetischen Verbesserungen: So werde die Beleuchtung optimiert, berichtet der Prokurist – über Bewegungssteuerung lasse sich zusätzlich zum Einsatz von LEDs einiges an Energie sparen.

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Auch das Parkleitsystem soll verbessert werden – jene Anzeigetafeln, die an den Einfalltoren zur Innenstadt auf die Parkhäuser hinweisen und dabei anzeigen, wie viele freie Stellplätze wo aktuell zur Verfügung stehen. Die Maßnahme hatte der Rat beschlossen, nachdem sich die Stadt Siegen erfolgreich für ein Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums beworben hatte. Auf die Ausschreibung hin hatte laut Vorlage aber nur eine Signalbaufirma ein Angebot abgegeben, das mit fast 496.000 Euro rund 205.000 Euro höher liegt als die bereitgestellte Summe. Das ist demnach mit Kostenschätzungen aus den Jahren 2019/20 zu erklären, Preissteigerungen bei Materialkosten durch Corona- und Ukraine-Krise seien noch nicht berücksichtigt. Um das Parkleitsystem bis Jahresende wie geplant erneuern zu können, muss die Politik das zusätzliche Geld bereitstellen – andernfalls drohe weniger Fördergeld (derzeit 70 Prozent der Kosten).

Weniger Parksuchverkehr durch Siegens Innenstadt verbessert die Luftqualität

Von den „dynamischen Parkleitanzeigen“ im Stadtgebiet funktionieren viele nicht. Computer und Verkabelung sind recht neu und in Ordnung, die Schilder müssen aber ausgetauscht werden mit dem Ziel, den Verkehr besser durch die Innenstadt zu lotsen. Auch die digitale Schnittstelle zwischen den Rechnersystemen von Stadt und Parkhaus-Betreiber soll verbessert werden. Dazu sollen die Parkbereiche Ober- und Unterstadt durch je eigene Farbkennung besser ausgewiesen werden, um das Erkennen und damit Orientieren aus der Distanz zu erleichtern. Je weiter man sich der Parkzone nähere, desto deutlicher würde, wo genau aktuell wie viel Platz ist, erklärt Jan König von der Arbeitsgruppe Straßen- und Verkehrsplanung. Das ist auch deshalb so aufwendig, weil jedes Blech-Schild, das irgendwie auf ein Innenstadt-Parkhaus hinweist, erneuert werden müsse, auch wenn es keine digitale Anzeige hat.

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Ein verbessertes Parkleitsystem habe durchaus Effekte auf den Verkehrsfluss. So konnte die Stadt mit einer solchen Beschilderung erreichen, dass die Stickoxid-Werte im Bereich Sandstraße/Kölner Tor unter den Grenzwert sanken, weil genug Autos auf dem Weg in die Parkhäuser wie vorgesehen über die HTS auswichen – was dank entsprechender Ampelschaltungen auch schneller und flüssiger geht, auch wenn die Route etwas länger ist.