Siegen. . Zehn Millionen Euro investiert die Kommunale Entwicklungsgesellschaft in die vier Parkhäuser im Zentrum, auch in das Schutzsystem KKS.
- Aktiver Korrosionsschutz mit Anodengitter in städtischen Parkhäusern
- Stromfluss verhindert, dass Stahlbewehrung im Beton rosten kann
- Spezialfirma aus Kreuztal: Koch Korrosions- und Oberflächenschutz
Streusalz frisst Stahlbeton an, kräftig. „Früher dachte man, Beton hält ewig“, sagt Stefan Gaden, Prokurist der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG) Siegen, die die Parkraumentwicklung der Stadt betreut. Vor allem im Winter gelangen durch die Autos Chloride – Salze – in die Parkhäuser und greifen die Bausubstanz an. Um nicht ständig sanieren zu müssen, hat die KEG in ihre vier innerstädtischen Parkhäuser aktiven Korrosionsschutz einbauen lassen: Sogenannte Anodengitter, die Arbeiten dazu laufen derzeit am Parkhaus Löhrtor. Beauftragt damit wurde die Spezialfirma Koch aus Kreuztal.
Das Problem
Rost ist schnell erkennbar: Das Volumen des Materials vergrößert sich und es platzt ab. Bei Stahlbeton, sagt Gaden, sieht man das allerdings nicht: Bei der Chloridkorrosion vermindert der Stahl seinen Umfang, man sieht keine Abplatz-ungen, die Substanz ist trotzdem geschädigt, die Statik gefährdet.
Um die Schäden im Inneren der Bausubstanz festzustellen, muss aufwändig geröntgt werden. „Es gab Stellen, da war kaum noch Metall vorhanden“, sagt Gaden. Wäre die Beschichtung des Beton regelmäßig erneuert worden – was nicht geschehen ist –, hätte das salzhaltige Wasser nicht einsickern können, man hätte viele Schäden wohl vermeiden können, schätzt Gaden. „Wenn die Korrosion einmal da ist, lässt sie sich nur stoppen, nicht rückgängig machen.“
Die Schäden am Parkhaus Reichwalds Ecke beispielsweise waren so gravierend, dass rund 1000 Tonnen Beton abgetragen und neu aufgebaut werden mussten. Rund 50 Prozent der Gesamtfläche, mindestens, wurden und werden in den Parkhäusern Reichwalds Ecke, Apollo-Theater, Rathaus/Markt an der Hinterstraße und aktuell Löhrtor geschützt. Dazu werden etwa 20 Prozent dieser Fläche mit Anodengittern belegt, je nach baulichen Gegebenheiten der Parkhäuser kamen Anodenbänder und Stabanoden hinzu.
Die Schutzmaßnahmen
Die KEG entschloss sich, einen Schritt weiterzugehen und nicht nur den Beton gegen Einsickern abzusichern, sondern den aktiven kathodischen Korrosionsschutz einzubauen. Der Beton wird aufgefräst – die Mulden sind derzeit im Löhrtor-Parkhaus zu sehen –, um Anodengitter einzulassen. Durch dieses Metall fließt ein sehr leichter Schutzstrom, der den Elektronenfluss umkehrt und auf diese Weise das Material vor Korrosion schützt.
Der Vorteil: „Es wird gleich ein Überwachungssystem mit eingebaut“, sagt Stefan Gaden: Mit dem Sensorsystem wird per Spannungsmessung überwacht ob und wo sich erneut Rost an der Stahlbewehrung ausbreitet.
„Beim Löhrtor-Parkhaus sind wir gerade in der heißen Phase“, sagt Gaden. Neben der Betonsanierung wird dort außerdem die Brücke zum Obergraben saniert und das außenliegende Stahlskelett neu gestrichen – aber im Kern geht es um Wiederherstellung und Langzeit-Schutz der Bausubstanz. Schwerpunkt sind beim „klassischen“ Parkhaus die unteren Etagen, weil sie am stärksten vom herabtropfenden Salzwasser in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Technik
Aktiver kathodischer Korrosionsschutz (KKS) ist natürlich teurer beim Einbau als eine reine Betonwiederherstellung – reduziert aber deutlich die Instandhaltungskosten, erklärt Detlef Koch, Diplom-Chemiker und Geschäftsführer der Spezialfirma Koch Korrosions- und Oberflächenschutz in Kreuztal. Im Parkhaus Rathaus/Markt beispielsweise wurden insgesamt zehn Kilometer stromführende Kabel in den Beton eingelassen – in einen Spezialmörtel, der eine ausreichende elektrische Leitfähigkeit hat. Im Parkhaus Reichwalds Ecke waren es mehr als 20 Kilometer.
Korrosion ist ein elektrochemischer Prozess: Das Metall reagiert mit einem Stoff in seiner Umgebung, in diesem Fall Wasser und Chlorid, und verändert dabei sein Volumen und seine Oberflächenstruktur. Durch den Fremdstrom, der durch das Titangitter fließt (siehe Grafik) wird dieser Prozess verhindert. Für das Parkhaus Heeser-straße werden gut 200 Euro im Jahr für Strom fällig.
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