Siegen. Mehr Uni in Siegen heißt mehr Fußgänger und Radfahrer; weniger Autos – und relativ weniger Parkplätze. Verkehrsplanung muss das berücksichtigen.

Die Sandstraße funktioniert ein Stück weit wie ein Riegel zwischen Unter- und Oberstadt – hier verläuft ein nach wie vor recht stark frequentierter Verkehrsweg für Autos. Mit dem Projekt „Siegen – Wissen verbindet“, dem Umzug der Uni in die Stadt, wird die Zahl der Fußgänger und Radfahrer, die vom Bahnhof zur Uni wollen und dazu die Sandstraße überqueren, deutlich steigen, auf täglich mehrere tausend Menschen.

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Der Autoverkehr ist zwischen Kochs und Reichwalds Ecke bereits eingeschränkt worden; durch die Verengung von abschnittsweise vier auf zwei Fahrspuren sowie die Änderung der Ampelschaltung – letzteres bedingt vor allem, um die Stickoxidwerte in diesem Bereich zu senken. „Wir müssen schauen, wie sich der Verkehr weiterentwickelt“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann – weitere Maßnahmen zur Verbannung des Autos könne es nicht geben, „das ist ausgereizt“ – zumindest Stand heute. Sollte der Verkehr sinken, „könnten wir nachlegen“.

Siegbergtunnel könnte kommen – auch entlang des Teilcampus Nord

Der Fluss der Fußgänger werde sich nicht auf das Kölner Tor als zentrale Querungsstelle konzentrieren, sagt Bürgermeister Steffen Mues – weil der Teilcampus Nord entlang der Friedrichstraße vom Bahnhof über Hindenburgstraße/Reichwalds Ecke angesteuert werde und der Teilcampus Süd entlang des Häutebachwegs über die Bahnhofstraße.

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Der Siegbergtunnel kann übrigens trotz neuem Verkehrskonzept kommen, antwortete Stadtbaurat Henrik Schumann im Bauausschuss auf Nachfrage von Raimund Hellwig (FDP): Wenn der Siegberg in der Verlängerung der Juliusstraße durchgestochen würde, müsste lediglich eine Parkgaragenausfahrt umgelegt werden.

Bei Auto-Stellplätzen nur das Nötigste, viele Abstellmöglichkeiten für Fahrräder

Der Stellplatzbedarf für Autos sei „an der untersten Grenze gerechnet“, stellte Stadtbaurat Schumann im Bauausschuss fest, „hoffentlich werden wir positiv überrascht“. Der Großteil des Autoverkehrs soll in den drei neuen Parkhäusern Tiergartenstraße, Siegerlandhalle und Melanchthonstraße abgefangen werden (wir berichteten). Nur wer unbedingt muss, dort wohnt oder arbeitet, soll in die Campus hereinfahren: In der Friedrichstraße, die aus beiden Richtungen Sackgasse wird mit einem Anger in der Mitte, entstehen zwei Tiefgaragen, neben dem Verlagsgebäude am Häutebachweg ein kleines Parkhaus. Den insgesamt 900 Pkw-Stellplätzen stehen 1350 Fahrrad-Abstellplätze gegenüber, von denen die Hälfte überdacht in Garagen untergebracht wird.

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Seit 2016 suchen rund 4000 Studierende den Campus Unteres Schloss auf. „Sie haben ihr Verkehrsverhalten geändert“, berichtet der Stadtbaurat – und das sei auch von den Studierenden der beiden weiteren in die Stadt umziehenden Fakultäten zu erwarten. „Es gibt ja auch kaum öffentliche kostenlose Parkplätze.“ Henrik Schumann bestätigte, dass die Parkhäuser so konzipiert werden, dass eine spätere Umwandlung in Wohnungen möglich würde – wobei das am Standort Siegerlandhalle eher auszuschließen sei, weil das Veranstaltungszentrum für eine Auslastung sorgen werde.

Siegen muss spätestens 2026 das Löhrtorbad-Grundstück übergeben – geräumt

Tatsächlich schließt die Masterplanung von Uni und Stadt nicht aus, dass die Hochschule auch einmal wieder kleiner wird. Anders als bei einem klassischen Campus-Neubau sei es mit dem Siegener Konzept leichter möglich, einzelne Uni-Gebäude auch wieder anders zu nutzen. Derzeit gilt der Grund- und Gebäudeerwerb als abgeschlossen, sagt Henrik Schumann: „Das Bauprogramm ist mit dem jetzigen Stand abgedeckt.“

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Baubeginn wird 2024 am Campus Friedrichstraße sein, das Löhrtor zieht nach. „Da gibt es Verzögerungen“, sagt Stadtbaurat Schumann – und damit auch einen zeitlichen Puffer für die Stadt, die das Hallenbad unbedingt weiterbetreiben will, bis der Stadtbad-Neubau in Weidenau fertig ist. Der Bau dort soll im Juli 2024 bezugsfertig sein. „Wir sind noch in der Anfangsphase, wir können jetzt noch nicht sagen, ob irgendwas nicht funktioniert“, betont Michael Tröps von der Zentralen Gebäudewirtschaft, „aber wir werde alles daran setzen.“ Die Ausschreibung für den Abriss des Löhrtorbades soll 2023 erfolgen. Spätestens 2026, so Henrik Schumann, werde die Stadt der Uni ein geräumtes Grundstück übergeben müssen: „Ein bisschen Puffer ist im Vertrag.“

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