Deuz. Hinter Stephanie Stefener aus Siegen liegt ein Berufsweg mit Umwegen. Inzwischen hat sie sich einen Traum erfüllt. Ihre Geschichte macht Mut.

Schon in ihrer Kindheit war Stephanie Stefener mit ihrer Familie regelmäßig im Wald unterwegs. „Ich bin quasi im Wald groß geworden“, sagt sie und lacht. Schon früh stand für sie daher fest: „Ich will Forst studieren.“ Doch als die Entscheidung für einen Beruf anstand, kamen Zweifel. Die Berufsaussichten als Försterin waren nicht besonders gut. Sie entschied sich daher nach langem Überlegen um und machte eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Doch wie so oft im Leben kann man seine innigsten Wünsche nicht lange ignorieren: Wie es dazu kam, dass die gebürtige Müsenerin nun Försterin ist, und was ihren Beruf so einzigartig macht.

Von der Bankkauffrau zur Försterin – ein ungewöhnlicher Berufsweg

„Du wolltest doch eigentlich immer etwas anderes. Überleg’s dir“ – mit diesen Worten stieß Stephanie Stefeners Mann etwas an. Leicht machte sie sich ihre Entscheidung so kurz nach Ende ihrer Ausbildung als Bankberaterin mit Anfang 20 trotzdem nicht. Aber sie wusste: Wenn sie den Beruf jetzt nicht wechselt, dann vielleicht nie mehr. Also zog sie zusammen mit ihrem Mann nach Göttingen und begann dort ein Bachelorstudium der Forstwirtschaft. Um gut durchs Studium zu kommen, brauche man ein analytisches und mathematisches Verständnis, erzählt sie. „Vor allem sollte man aber an Wald, Umwelt und Naturschutz interessiert sein.“

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Ihr Ziel nach dem Studium ist schon seit dem Studienbeginn der „gehobene Forstdienst“ – das bedeutet, dass sie nach ihrem Bachelorabschluss noch einen Anwärterdienst zur Försterin bei einer Forstverwaltung absolvieren wird. Sie zieht ihr Studium durch, durchläuft dann den eineinhalbjährigen Dienst in Niedersachsen (in NRW dauert er ein Jahr). „Da wird man einem Förster zugewiesen und bekommt den Revieralltag mit“, erzählt sie. Sie lernt jeden Tag dazu, ist bei allen wichtigen Dingen im Forstrevier dabei. „Ohne den Anwärterdienst hätte ich mich auch nicht bereit gefühlt, ein eigenes Revier zu übernehmen.“ Am Ende des Dienstes legt Stephanie Stefener eine Laufbahnprüfung für den gehobenen Forstdienst ab. Schließlich wird bei Wald und Holz NRW eine Stelle frei, sie bewirbt sich und bekommt sie.

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Seit Oktober ist sie nun Försterin in Siegen-Wittgenstein und für ein rund 2000 Hektar großes Revier zuständig – darunter fallen Hainchen, Deuz, Irmgarteichen, Helgersdorf, Salchendorf, Werthenbach und die Stadt Netphen. Die Stelle im Siegerland sei ein „Jackpot“ gewesen: „Man hängt am Wald in der Heimat“, so die 30-Jährige. Der Siegerländer Wald lasse ihr Herz einfach höherschlagen. Natürlich freue sie sich auch, wieder in der Nähe ihrer Familie wohnen zu können.

„Man arbeitet, während man Vogelgezwitscher hört und durch raschelndes Laub geht“, sagt Försterin Stephanie Stefener.
„Man arbeitet, während man Vogelgezwitscher hört und durch raschelndes Laub geht“, sagt Försterin Stephanie Stefener. © WP | Ina Carolin Pfau

Siegen-Wittgenstein: So sieht die Arbeit einer Försterin aus

In ihrem Forstrevier arbeitet Stephanie Stefener mit 20 Waldgenossenschaften zusammen, steht mit ihnen regelmäßig im Austausch. Den Hauptteil ihrer Arbeit mache die Waldbewirtschaftung aus: Da geht es unter anderem darum, Wirtschaftspläne aufzustellen und zu sehen, was jetzt und in den kommenden Jahren nötig ist, um den Wald weiterhin so gesund wie möglich zu halten. „Hier stehen wir zum Beispiel in einem rund 70-jährigen Buchenbestand“, erzählt die Siegerländer Försterin und zeigt auf die Bäume um sie herum. Damit sich der Wald gut entwickeln kann, muss da auch einmal „steuernd eingegriffen“ werden. Zum Beispiel, wenn die Krone eines Baumes eingeklemmt ist – „der Motor des Baumes“, betont Stephanie Stefener. Wenn dieser eingeklemmt ist, dringt nur noch wenig Licht zum Baum durch, was seine Existenz auf lange Sicht gefährdet. Indem man manche Bäume fälle, fördere man andere Zukunftsbäume, erklärt die Försterin. Auch sei eine Vielfalt der Baumarten im Wald wichtig.

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Generell müsse man sich und andere in diesem Beruf „gut organisieren können“. Sich um rund 2000 Hektar zu kümmern, ist sonst schwer zu bewältigen. Das „A und O“ sei, die „PS auf den Boden zu kriegen“, erklärt die 30-Jährige. Sprich: Unternehmen für Pflegearbeiten, Wiederbewaldungsmaßnahmen, usw. zu beauftragen, damit diese sie dann umsetzen. Stephanie Stefener muss alles in ihrem Revier im Blick haben: „Ich stelle fest und habe offene Augen und Ohren.“ Sie ist die Managerin ihres Waldes, dafür viel unterwegs. „Bald auch mit Dienst-E-Bike.“ Als Försterin oder Förster gehe es darum, „zu erkennen, zu beobachten, zu verstehen und in die Zukunft zu schauen“. Teil ihrer Arbeit sind auch die „hoheitlichen Aufgaben“ im Revierbezirk. Da geht es darum, zu überprüfen, dass die Rechtsgrundlagen im Wald eingehalten werden.

Um zu schauen, wie sich die Bäume entwickeln, blicken Försterinnen und Förster auch nach oben.
Um zu schauen, wie sich die Bäume entwickeln, blicken Försterinnen und Förster auch nach oben. © WP | Ina Carolin Pfau

Försterin: „Einen größeren Fußabdruck könnte ich in meiner Heimat nicht hinterlassen“

Bislang ist die Forstbranche eine eher männlich geprägte Domäne, doch auch dort arbeiten immer mehr Frauen. „Man muss sich behaupten“, sagt Stephanie Stefener. Das gilt sowohl für Försterinnen als auch Förster. Für Frauen sei der Beruf genauso attraktiv wie für Männer, betont die gebürtige Müsenerin. Als eigene Chefin oder eigener Chef im Revier könne man sich die Arbeitszeiten auch relativ flexibel einteilen. Das kann gerade, wenn man Familie hat, ein Pluspunkt sein. Auf der anderen Seit ist man als Försterin im eigenen Revier auch oft allein unterwegs – hier ist Stephanie Stefener froh, mit ihrem Hund Troll immer jemanden dabei zu haben.

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Das Schönste sei die Arbeit in der Natur: „Der Beruf ist total vielfältig. Man arbeitet, während man Vogelgezwitscher hört und durch raschelndes Laub geht.“ Es sei auch ein Job, „bei dem man extrem viel erreichen kann“. Auch weil in den vergangenen Jahren wegen der klimawandelbedingten Waldschäden wieder vieles neuaufzubauen ist. Stephanie Stefener sieht in dem Negativen auch etwas Positives: „Die Freiflächen bieten nun eine riesige Chance. Man kann klimastabile Wälder schaffen.“ Und sie wirkt direkt in der ersten Reihe dabei mit, dass das gelingt. „Einen größeren Fußabdruck könnte ich in meiner Heimat nicht hinterlassen.“ Die meisten Ergebnisse der Wiederbewaldung wird die 30-Jährige allerdings nicht persönlich mitbekommen: „Wir planen jetzt für 100 bis 150 Jahre.“ Um ihre Erfolge schon jetzt zu sehen, schreibt sie sich To-do-Listen, bei denen sie die Aufgaben nach und nach abhaken kann.

Wissenswertes über das Regionalforstamt Siegen-Wittenstein (Wald und Holz NRW)

Unternehmen: Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein

Mitarbeiterzahl: Rund 73 Mitarbeiter

Standorte: 25 Forstbetriebsbezirke

Branche: Wald und Holz

Tarif: Ja

Arbeitszeit: 40-Stunden-Woche

Arbeitsplatz: Homeoffice, Außendienst mit Dienstwagen, Dienst-E-Bike

Benefits: Flexible Arbeitszeitregelung, moderne EDV-Ausstattung, Zusatzvergütung im öffentlichen Dienst, breites Angebot im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Weiterbildungen: Regelmäßige Fortbildungen

Weitere Besonderheiten: Hunde erlaubt, Forstamtsausflüge

Adresse: Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein, Vormwalder Straße 9, 57271 Hilchenbach, www.wald-und-holz.nrw.de

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