Siegen. Siegenerin Judith Demmer kennt die vier schönsten Wanderwege in Siegen und Umgebung. Sie gibt Tipps, wie der Ausflug mit Kindern perfekt wird.

„Normale Turnschuhe an, Trinkflasche einpacken und los!“, sagt Judith Demmer. Mehr brauche man gar nicht für eine Wandertour mit der Familie. Auf ihrem Instagram-Kanal „kinder.wandern“ gibt die 38-Jährige Siegenerin Tipps für Wander- und Themenwege für Kinder in Siegen und Umgebung. Dazu läuft sie die Strecken zuvor immer mit ihrer eigenen Familie und Freunden oder einer weiteren Familie ab. „Man sollte nie alleine als Familie auf Tour“, ist ihre Grundregel. Denn sonst könne es für Kinder schnell langweilig werden – mit Freunden und Familien aber werde die Wanderung zum Event. Judith Demmer nennt ihre persönlichen vier schönsten Wanderrouten mit Kindern in Siegen-Wittgenstein und erzählt, wie die ganze Familie Spaß hat.

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Die Anfänge

„Meine Eltern haben mich schon immer in den Wald mitgenommen“, sagt Judith Demmer. Sie ist in Gummerbach geboren, wuchs den größten Teil ihrer Kindheit aber in Dortmund auf. Jeden Sonntag unternahm sie als Kind am Wochenende Ausflüge mit ihren Eltern in die Natur. Sie dachte sich sogar Namen für die Wälder aus. „Hüttenwald“ oder „Pilzwald“ hießen sie zum Beispiel. „Ich weiß bis heute nicht, wie die Wälder wirklich heißen“, sagt sie und lacht. Als sie ihren Mann kennenlernte, war sie auch mit ihm immer gerne in der Natur unterwegs, irgendwann kam ihr Sohn mit. Immer häufiger suchte sie schließlich nach passenden Wanderrouten für ihre Familie. „Ich hab Fotos gemacht und auf meinem privaten Insta-Account gepostet“, erzählt sie. Familie und Freunde, die ihre Aktivitäten in dem sozialen Netzwerk verfolgten, fanden toll, was sie macht, und die Anzahl der Beiträge stieg. „Ich brauchte einen Zweitaccount“, so Judith Demmer. Und so entstand „kinder.wandern“.

Bewusst von hinten

Ihren Sohn zeigt Judith Demmer auf Instagram bei ihren Tipps bewusst nur von hinten. „Es ist seine Entscheidung“, betont sie. Als Gymnasiallehrerin bringe sie ihren Schülerinnen und Schülern immer wieder bei, sicher mit ihren Daten und ihrem Gesicht im Internet umzugehen. Diesen Grundsatz wirft sie auch bei ihrem eigenen Instagram-Kanal nicht über Bord.

Mehr Infos zu anderen Wanderrouten und mehr Tipps gibt’s auf Instagram unter „kinder.wandern“. Dort steht auch immer, wie lang eine Route ist, wie viele Stunden sie dauert und für wen sie gut geeignet ist.

Instagram sei für sie die Plattform gewesen, bei der sie am einfachsten Fotos und Text in kurzer Form zusammen „loswerden“ konnte, erzählt Judith Demmer. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal über 800 Follower haben werde.“ Gerade weil sie aus Spaß mit dem Ganzen anfing, ohne weitere Absichten zu haben. Mit dem Wandern bedient sie einen (Familien-)Trend, der gerade in der Corona-Zeit immer größer geworden ist. Es sei kostengünstig, meist seien maximal die Spritkosten zu zahlen, gerade wenn man sich ein Picknick von zuhause mitnehme. „Wir sind auch keine Hardcore-Wanderer“, unterstreicht Judith Demmer.

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Die Grundsätze

Ihr ist wichtig, dass gerade bei Touren mit Kindern nichts zu kompliziert wird, alles möglichst praktikabel ist. Wandern sei ein „niedrigschwelliges Freizeitangebot“, es bedürfe keiner besonderen Ausstattung. „Wir gehen nur Rundwege, die ausgeschildert sind“, erklärt die Siegenerin. So spart man sich auch viel Planung, da man dort rauskommt, wo man losgelaufen ist. Die Wanderzeichen erleichtern die Orientierung. Viele Wege könne man mit Kleinkindern gehen. Generell richtet sich das Angebot von Judith Demmer an Familien mit Kita-Kindern bis hin zu Grundschulkindern. „Bei Kindern muss immer etwas Cooles dabei sein. Sie wollen meist nicht lang laufen“, sagt die Deutschlehrerin. Den Coolness-Faktor kann der Event-Charakter durch zusätzliche Mitwanderer ausmachen oder ein Spielplatz sein, zu dem der Wanderweg hinführt.

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„Alles, was ich mache, mache ich mit einem Plan“, erläutert Judith Demmer. Sie plant, welche Beiträge sie wann postet. Trotzdem soll dabei der Spaß nicht verloren gehen, ihr Kanal weiterhin ein Hobby bleiben. So auch das Wandern selbst: „Als Mutter und Vater reicht auch, eine Stunde einen Weg zu gehen.“ Jeder Kilometer, den man gegangen sei statt zu sitzen, sei schon ein Gewinn. „Die Eltern etablieren die Kultur des Wanderns.“ Der Familienausflug müsse ja auch nicht Wandern heißen, es könne auch Spazierengehen oder anders genannt werden. Dabei gelte, sich bequeme Schuhe für die Wanderungen anzuziehen, in denen man länger laufen könne. Und natürlich sollen die Kinder nicht überfordert werden. „Es ist kein Leistungssport, sondern ein schönes Familienerlebnis.“

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Die Routen

Judith Demmer ist schon zahlreiche Wanderwege mit ihrer Familie abgewandert. Sie nennt die vier schönsten Routen für Familien in Siegen-Wittgenstein. Die Nummerierungen sagen nichts über den Rang aus:

Auf dem Erlebnispfad „Siegquelle
Auf dem Erlebnispfad „Siegquelle" können Familien ein richtiges "Wald-Feeling" erleben, betont Judith Demmer.  © Judith Demmer | Judith Demmer

1. Walderlebnispfad „Siegquelle“

„Jedes Kind sollte die Quelle gesehen haben“, sagt Judith Demmer, gerade weil dort die Sieg entspringe und sie so zentral für Siegen-Wittgenstein sei. „Bei der Wanderung entsteht ein richtiges Wald-Feeling“, sagt Judith Demmer. Schnecke Bythinella, das Maskottchen des Weges, führt die Kinder auf Infotafeln durch die Natur. „Für Kinder ist es cool, durch den Wald zu stampfen.“ Kinderwagentauglich sei der Weg allerdings nicht. Insgesamt umfasst der Rundweg nahe Walpersdorf ca. 2 Kilometer. Start: Wanderparkplatz Siegquelle, Eisenstraße, 57250 Netphen, Dauer: 1 Stunde, empfohlenes Alter: ab drei Jahren.

Der Abenteuerpfad „Henner und Frieda“ am Forsthaus Hohenroth ist für Mädchen und Jungen ab dem Kindergartenalter gut geeignet. 
Der Abenteuerpfad „Henner und Frieda“ am Forsthaus Hohenroth ist für Mädchen und Jungen ab dem Kindergartenalter gut geeignet.  © Judith Demmer | Judith Demmer

2. Abenteuerpfad „Henner und Frieda“

Die beiden Maskottchen Henner (ein Hirsch) und Frieda (eine Füchsin) sind die Wahrzeichen des neuen Abenteuerpfades um das Wildgehege am Forsthaus Hohenroth in Netphen. „Da gibt’s breite Wege und man läuft am Wild vorbei“, erklärt Judith Demmer. Zudem ist der 3,5 Kilometer lange Rundweg kinderwagentauglich. Wanderer kommen an Wissenstafeln, einer Fotowand und einem Sandkasten am Forsthaus vorbei. „Es ist alles super ansprechend und es gibt Rätsel“, sagt Judith Demmer. Am Wochenende herrscht meist Café-Betrieb am Forsthaus, was mit dem Ausflug verbunden werden kann. Start: Forsthaus Hohenroth, Eisenstraße, 57250 Netphen, Dauer: 1 - 1,5 Stunden, empfohlenes Alter: ab Kindergartenalter.

Die
Die "Märchenspur" in Bad Berleburg ist ein Spazierwanderweg, der tolle Aussichten bietet.  © Judith Demmer | Judith Demmer

3. Märchenspur

Im Premium-Wanderort Bad Berleburg liegt der 6 Kilometer lange Spazierwanderweg, der von der Altstadt durch den Schlosspark in den Wald und wieder zurück führt. An verschiedenen Stationen werden Märchen vorgestellt. Diese können sich Kinder per QR-Code vorlesen lassen und anschließend Quizfragen beantworten. An der Touristik-Info in Bad Berleburg kann vor der Tour ein Flyer zum Abstempeln der Stationen abgeholt werden. Wer noch zu den Öffnungszeiten der Touristik-Info mit allen Stempeln zurückkommt, bekommt eine Belohnung. Zudem gibt es auf dem Weg einen Holzerlebnisparcours. „Der Weg ist auch für Erwachsene interessant“, sagt Judith Demmer. Mit dem Kinderwagen sei die Tour allerdings eher schwierig. Start: Schulstraße (Nähe Touristinfo, Marktplatz 1, 57319 Bad Berleburg), Dauer: 2 Stunden, empfohlenes Alter: ab Vorschulalter.

Der Erlebnisweg in Hilchenbach bietet ein Panoramafenster, das sich auch super für einen Wanderhalt eignet.
Der Erlebnisweg in Hilchenbach bietet ein Panoramafenster, das sich auch super für einen Wanderhalt eignet. © Judith Demmer | Judith Demmer

4. Erlebnisweg Hilchenbach

Zwischen Hilchenbach und Herzhausen führt die 4,5 Kilometer lange Wanderroute entlang. Kinder können auf Infotafeln vom „Waldwichtel“ lernen und rätseln. Familien bietet sich ein toller Ausblick durch einen großen Holzrahmen („Panoramafenster“). „Der Weg ist super“, sagt Judith Demmer. Die Strecke sei auch mit Kinderwagen machbar. Start: Wanderparkplatz Oberbach, 57271 Hilchenbach (zwischen Hilchenbach und Herzhausen), Dauer: 1,5 Stunden, empfohlenes Alter: ab älterem Kindergartenalter.

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