Kreuztal. Nico Pietrzyk und seine Hündin „Fly“ haben ein ganz besonderes Hobby: Sie hüten Schafe. Dazu kam es, weil Hündin Fly einfach zu viel Power hat.

Hündin Fly strotzt vor Elan, nimmt die Schafe zielsicher in den Blick. Nico Pietrzyk pfeift, Fly sprintet los und kurz danach auch die Schafsherde vor ihr. Die Tiere rennen geradewegs auf die Reporterin zu. Die will noch schnell ausweichen, muss sie aber gar nicht. Die Tiere laufen einfach an ihr vorbei. Schafe hüten, wie es Nico Pietrzyk und Fly in Kreuztal machen, ist bei weitem nichts Ungewöhnliches. Aber ein Hundebesitzer, der extra damit anfängt, weil seine Hündin sonst nicht müde wird, ist schon ziemlich besonders.

Kreuztal: Eine Hündin, die einfach nicht müde zu kriegen ist

Um diese außergewöhnliche Geschichte zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen: „Vier Stunden war ich mit Fly am Hundeplatz“, erzählt Nico Pietrzyk. Dort stand Hundesport auf dem Programm. Viele andere Hunde oder Hündinnen wären danach müde – Fly aber nicht. „Als ich dann nach Hause gekommen bin, hat sie mich nur angeguckt, nach dem Motto: Was machen wir jetzt?“, erzählt Nico Pietrzyk und lacht. Das kam immer und immer wieder vor.

Hündin Fly treibt die Schafe in Kreuztal vor sich her.
Hündin Fly treibt die Schafe in Kreuztal vor sich her. © WP | Ina Carolin Pfau

Fly hat unglaublich viel Power – ganz im Gegensatz zu Milo, einem spanischem Terrier-Mischling, der zweite Hund von Nico Pietrzyk. Der ist eher ein „Couch-Potato“ und braucht nicht viel Beschäftigung. Mit Fly habe er sich eine Hündin angeschafft, mit der man auch etwas machen könne, so Nico Pietrzyk. Eine, die nicht faul auf der Couch rumliegt, sondern kaum zu stoppen ist. Dass sie aber so viel Energie hat, damit hat Nico Pietrzyk wohl selbst nicht gerechnet.

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Fly ist ein Border Collie. Diese Rasse sei seit Jahrhunderten dafür gezüchtet worden, Schafe zu hüten. „Also habe ich mir vier Schafe geholt“, so Nico Pietrzyk. Die übernahm er von einem Freund, der selbst Schafe züchtet, nachdem Fly und er das Ganze zusammen mit ihm eine Weile getestet hatten. Der Freund leitete die beiden an; nicht einmal ein Jahr später übernahm Nico Pietrzyk vier von dessen Schafen.

Kreuztal: „Fuchsschafe am Kindelsberg“ – jedes Schaf hat eine individuelle Persönlichkeit

Mittlerweile hat der Kreuztaler zehn Schafe. Nico Pietrzyk suchte sich bereits direkt zu Anfang Fuchsschafe aus, weil sie ihm am besten gefielen. „Sie haben diesen warmem Braunton. Ich habe mich einfach in die Fuchsschafe verliebt. Ich möchte keine anderen haben.“

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Sie grasen das ganze Jahr über auf Obstbaumwiesen oder Weideflächen, wodurch deren Besitzer den Rasen nicht mähen müssen. Ein kleiner Unterstand schützt die Tiere vor Wind und Wetter. Der würde aber nicht häufig von ihnen in Anspruch genommen, erläutert der 35-jährige Schafhalter. „Am Fuße des Kindelsberges ist sonst auch kein anderer mit Schafen.“ Der Name für Nico Pietrzyks Herde war so auch schnell gefunden: „Fuchsschafe am Kindelsberg“.

Nico Pietrzyk züchtet Fuchsschafe rund um den Kindelsberg in Kreuztal. Er fing damit an, weil seine Hündin Fly einfach nicht auszulasten war. Nun hütet sie die Schafe. 
Nico Pietrzyk züchtet Fuchsschafe rund um den Kindelsberg in Kreuztal. Er fing damit an, weil seine Hündin Fly einfach nicht auszulasten war. Nun hütet sie die Schafe.  © WP | Ina Carolin Pfau

Das erste Lamm der Herde wurde am 25. Dezember 2018 geboren. „Es hat eine weiße Stelle auf dem Kopf“, sagt Nico Pietrzyk, und sei mittlerweile das zahmste Schaf. Er kennt seine „Pappenheimer“: So gibt es zum Beispiel auch ein Schaf, das er „Dreadlock“ getauft hat. „Da steht die Wolle am Ohr ab“, erzählt er. „Das ist ein kleiner Querulant. Das Schaf will manchmal einfach abhauen.“

Freude und Entspannung

Mit seinen Schafen und Fly könnte Nico Pietrzyk auch an Hütwettbewerben teilnehmen. Das ist aber überhaupt nicht sein Bestreben. Für ihn stehen die Entspannung im Fokus und die Freude, mit dem Hund zusammenzuarbeiten. „Für uns reicht das“, betont er.

Mehr Infos über die „Fuchsschafe am Kindelsberg“ und die Produkte gibt es unter dem gleichnamigen Facebook- oder Instagramaccount und auf der Homepage www.fuchsschafe-am-kindelsberg.jimdosite.com.

Ein besonders helles Schaf sei , „das Leitschaf“. „Und eins steht immer abseits“, berichtet Nico Pietrzyk. Schafe haben eben auch ihre individuelle Persönlichkeit – das eine ist eigenwillig, das andere gibt den Ton an und „Dreadlock“ besticht eben mit seiner Wolle am Ohr.

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„Nächstes Jahr haben wir auch wieder Lämmer“, sagt Nico Pietrzyk. Dieses Jahr ist er beruflich zu stark eingebunden, um sich um die jungen Schafe zu kümmern. „Die Lammzeit ist anstrengend. Alle paar Stunden bin ich auf der Weide, um gegebenenfalls bei der Geburt zu helfen, damit alle gesund und fit sind“, sagt Nico Pietrzyk. Sind die Lämmer geboren, kommen viele nach Kreuztal, um sie sich anzusehen. „Letztes Jahr, als die Lämmer hier waren, war es wie auf der Kirmes“, sagt Nico Pietrzyk und lacht. „Alle wollten sie sehen.“

Kreuztal: Hündin Fly weiß genau, was sie beim Schafehüten tun muss

Hündin Fly ist mittlerweile fast schon ein Profi beim Schafehüten, lässt ihr Freunde nie zu lange aus den Augen. Sie beherrscht die vier Grundkommandos, die ihr Nico Pietrzyk beigebracht hat: Links, rechts, gerade, Stop. Dann gibt es noch speziellere Kommandos für langsam und schnell, weiter links oder rechts, erläutert Nico Pietrzyk. Alles ist für Fly nur anhand der Pfeifentöne von Nico Pietrzyk zu erkennen.

Hündin Fly hat es sich auf der Wiese in Kreuztal gemütlich gemacht.
Hündin Fly hat es sich auf der Wiese in Kreuztal gemütlich gemacht. © WP | Ina Carolin Pfau

Die Hündin könne besonders gut die Schafe trennen, zwei oder drei von ihnen in einen eigenen Bereich bringen. „Sie kann auch ziemlich gut singlen“, sagt Nico Pietrzyk – ein Schaf also vom Rest der Herde loslösen. Auch hierbei wird Fly nicht müde. „Du kannst sie auch nachts um 3 Uhr wecken, dann ist sie voll da“, sagt Nico Pietrzyk. Sie könne auch gut Kritik vertragen. „Wenn ich ‘Ey!’ sage, weiß sie, da war was falsch.“ Nico Pietrzyk, Fly und die Schafe sind ein eingespieltes Team.

Schafe hüten in Kreuztal: Das steckt hinter dem Hobby

Vor vier Jahren fing Nico Pietrzyk mit seinem Hobby – dem Schafehüten – an. Das Wiesen einzäunen, Schafe umtreiben und alle anderen Arbeiten rund um die Tiere erledigt er nach Feierabend. Der Angestellte im öffentlichen Dienst liebt es, mit seiner Hündin und den Schafen auf der Wiese zu sein. „Ich kann dann voll abschalten. Wenn ich die Schafe am Gras schmatzen höre, ist das vollkommene Entspannung.“

Lämmer wie diese gibt es 2022 bei den „Fuchsschafen am Kindelsberg“ nicht, aber vermutlich 2023 wieder.
Lämmer wie diese gibt es 2022 bei den „Fuchsschafen am Kindelsberg“ nicht, aber vermutlich 2023 wieder. © Fuchsschafe am Kindelsberg | Fuchsschafe am Kindelsberg

Jeden Tag schaut er bei den Tieren vorbei. Wenn er im Urlaub ist, kümmern sich Freunde und Familie um die Tiere. Mit der Zeit wurde die Verbindung zwischen ihm und den Tieren immer enger. Er habe die Schäferei nicht professionell gelernt, so Nico Pietrzyk. An der Verbindung zu den Schafen ändert das nichts.

Kreuztal: „Fuchsschafe am Kindelsberg“ haben eigene Produkte

Mittlerweile haben Nico Pietrzyk und seine Frau auch einen kleinen Hofladen etabliert, in dem sie Lammfleisch sowie Wurstwaren verkaufen. „Wir kündigen bei Facebook an, wann wir schlachten“, sagt Nico Pietrzyk. Kein Tier soll umsonst sterben, Fleischinteressenten können sich so unkompliziert über das soziale Netzwerk informieren und melden. Und nicht jedes Tier wird geschlachtet, Teile der Herde grasen auch an anderer Stelle weiter, sind nur eben nicht mehr Teil der „Fuchsschafe am Kindelsberg“. Die Herde müsse weiter jung gehalten werden, erläutert Nico Pietrzyk.

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Für die Schlachtung bringt er die Tiere zu einem Metzger in der Region – es soll keine weiten Transportwege geben. „Die erste Fahrt zum Schlachter war ganz schlimm“, sagt Nico Pietrzyk. Mittlerweile kann er besser damit umgehen. Schwer fällt es immer. Damit beim Metzger alles möglichst schonend und stressfrei ablaufen kann, ist Nico Pietrzyk beim Schlachten dabei. Das gehöre eben dazu. „Es sind Nutztiere, die sind dafür da.“

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Die Schafwolle gibt der Kreuztaler der Genossenschaft „Das goldene Vlies“, die sie zu Wolle und Pullovern verarbeiten. Teile der Wolle nutze er auch als Dünger für sein Hochbeet. „Es speichert super die Feuchtigkeit.“ Kürzlich erst wurden die Schafe geschoren, damit ihnen im Sommer nicht zu warm wird.

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