Sohlbach. In Netphen gibt’s im Hofladen vom Angus Hof Sohlbach Steak und mehr von Angus-Rindern. Viele Faktoren machen das Fleisch besonders gut.
„Es geht auf zum Stall!“, ruft Tatjana Busch. Hund Tom spitzt die Ohren. „Stall!“, sagt die Sohlbacherin noch einmal vehementer und schließt die Autotür hinter sich. Sie fährt und Tom sprintet los. Er weiß genau, wo es hingeht. Manch einer würde wohl sogar sagen: Er bestimmt den Weg. Doch dann biegt er einmal falsch ab, bemerkt seinen Fehler aber schnell und korrigiert die Route. Kluger Hund. Am Ende sind Tom und Tatjana Busch gleichzeitig da. 50 Rinder werden im Stall versorgt, der zum „Angus Hof“ gehört. „Unsere älteste Anguskuh ist mittlerweile 18 Jahre im Betrieb und wurde auch hier geboren“, sagt Tatjana Busch.
Angus Hof Sohlbach: „Wir behalten alle Tiere, die bei uns geboren werden“
Seit mehr als 450 Jahren gibt es den Hof in Sohlbach – bis 1999 wurde dort von Kühen Milch produziert. „Entweder wachsen oder weichen“, sagt Eberhard Busch – nur das seien die langfristigen Optionen gewesen, als er den Hof von seiner Familie übernahm. Es musste genug Platz geschaffen werden, darum errichteten er und seine Frau mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden 2017 den Stall etwas vom Hof entfernt und schufen ein neues Zuhause für die Rinder.
Mehr Infos im Netz
Auf dem Angus Hof in Sohlbach gibt es auch eine Ferienwohnung, die für bis zu sieben Gäste geeignet ist.
Weitere Infos zu den Tieren, dem Hofladen und mehr gibt es im Netz unter www.hof-sohlbach.de. Darüber sind zum Beispiel auch Fleischpaketbestellungen möglich.
Auf dem Laufenden hält Familie Busch auch auf Instagram unter „hof_sohlbach“.
„Wir behalten alle Tiere, die bei uns geboren werden“, sagt Tatjana Busch. 13 Mutterkühe stehen im Stall plus die zweijährige Nachzucht und 15 Bullen. Der Zuchtbulle wohnt momentan auf dem Hofgelände. Dessen „natürlicher Sexualtrieb“ würde sonst dafür sorgen, dass sich die Mutterkühe nach dem Abkalben nicht richtig regenerieren können, erläutert Eberhard Busch. Ende April darf der Zuchtbulle wieder in den Stall einziehen.
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Im Sommer läuft er in der Mutterkuhherde mit – die Tiere verbringen ihre Zeit auf einer Sommerweide. Tatjana und Eberhard Busch haben darauf geachtet, dass die Tiere sowohl im Stall als auch im Grünen genug Platz haben, wie sie unterstreichen. Die Rinder bleiben bis zu zehn Monate bei der Mutter und werden mit Milch gesäugt, mitunter „adoptieren“ andere Kühe auch die Kälbchen.
Angus Hof Sohlbach: Das gibt es im Hofladen zu kaufen
Familie Busch hat sich mittlerweile ein kleines Imperium in Sohlbach aufgebaut: In einem Hofladen mit Selbstbedienung verkaufen sie selbstgezüchtete Kartoffeln und Zwiebeln sowie weiteres Gemüse aus eigenem Anbau und Eier von den Hofhühnern. Hinzu kommen selbstgemachte und selbsterzeugte Spezialitäten wie Marmelade und Eierlikör – auch Nudeln, die aus den Hofeiern gemacht wurden.
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Außerdem gibt es dort das Fleisch und die Wurst von den Angus-Rindern, zum Beispiel Rouladen, Steaks, Braten, Gulasch und mehr. Auch Fleischpakete können auf Wunsch zusammengestellt werden. Geschlachtet werden nur die erwachsenen Tiere. „Bei uns gibt es keinen Babymord“, betont Eberhard Busch. Geschlachtet würde auch nur, wenn die Nachfrage nach den Fleischprodukten steigt, betont Tatjana Busch. Das Fleisch wird immer vakuumiert, eingekocht oder bei Bedarf eingefroren.
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Nach spätestens 24 Monaten werden die Kälber an den Metzger verkauft. Die Rinder seien „Nutztiere“, sagt Tatjana Busch. Ihr Mann und sie seien damit aufgewachsen, dass Tiere geschlachtet werden. Je früher man Kinder mit dem Thema konfrontiere, „desto besser kann man damit umgehen“.
Netphen: Das ist die Philosophie vom Angus Hof in Sohlbach
Regional und nachhaltig sollen die Produkte des Angus Hofes sein, betont Tatjana Busch. Der gelernten Fleischereifachverkäuferin ist wichtig, dass das Fleisch ihrer Tiere auch komplett verarbeitet wird, sodass am Ende nur noch die ausgekochten Knochen übrigbleiben. „Wir leben in einer Filet-Gesellschaft. Die Leute wollen Rouladen, Steak und normalen Braten“, sagt sie. Viele würden gar nicht wissen, dass man das Suppenfleisch und die Knochen der Rinder auch verarbeiten könne.
„Die Leute kommen auf uns zu und wollen unser Fleisch haben“, sagt Tatjana Busch. Die Barbecue-Kunden würden schätzen, dass auch besondere Fleisch-Zuschnitte möglich sind. Zerlegt wird das Angus-Fleisch im Schlachthof in Bad Berleburg. „Die Nachfrage nach regionalem Fleisch steigt“, sagt Tatjana Busch. „Fleisch braucht man nicht jeden Tag. Lieber weniger und dann Gutes.“
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Dafür muss man mitunter auch einmal tiefer in die Tasche greifen: „Die Deutschen holen sich für 3000 Euro einen Weber-Grill für ihren Garten, aber kaufen bei Discountern ihr Fleisch“, kritisiert Eberhard Busch.
Landwirtschaft in Netphen: „Wir ernähren Deutschland“ – die Wertschätzung fehlt
Der Angus Hof wirtschaftet konventionell, ist nicht bio-zertifiziert. Eine solche Zertifizierung würde zu viel Aufwand bedeuten, sagt Eberhard Busch. Von Anfang bis Ende müsse dann alles bio sein (Futter, Dünger, etc.). „Wir könnten die Tiere zum Beispiel nicht mehr mit dem Salat füttern“, sagt er. Der stammt aus der Dreis-Tiefenbacher Lebensmittelrettung und aus dem konventionellen Handel.
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Mittlerweile finde die konventionelle Landwirtschaft kaum noch Anerkennung in der Gesellschaft, bemängelt das Ehepaar Busch. „In Siegen-Wittgenstein sind die konventionellen Betriebe so gut wie die Bio-Betriebe, wenn nicht besser“, meint Eberhard Busch. „Wir ernähren Deutschland“, sagt Tatjana Busch stellvertretend für viele Landwirtschaftsbetriebe – dafür müsste in der Gesellschaft wieder ein Bewusstsein entwickelt werden.
Angus Hof Sohlbach: Landwirtschaftsbetrieb in Netphen mit enormen Kosten verbunden
Auch sei ein landwirtschaftlicher Betrieb mittlerweile mit enormen Kosten verbunden, unterstreicht Eberhard Busch, der hauptberuflich in der Industrie arbeitet. In den vergangenen Jahren seien die Preise in der Landwirtschaft immer weiter gestiegen. „Bei den Spritpreisen – wie soll man da noch die Felder bestellen?“, sagt er. „Und auch der Dünger ist dreifach so teuer wie früher.“
Aber es ist nicht nur das, auch bekomme ein Landwirt kaum noch etwas für sein Produkt. „Die Wertschätzung muss hoch und die Produkte müssen vernünftig bezahlt werden.“
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Die Familie Busch betreibt den Angus Hof in Sohlbach aus voller Leidenschaft. „Mein Mann nimmt sich für den Betrieb sogar Urlaub“, erzählt Tatjana Busch. Eigentlich sei das Ganze mittlerweile ein „Fulltime-Job“. Von den Endverbrauchern wünschen sie sich, dass sie die regionalen Bauern stärker unterstützen.
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„Fast jeder landwirtschaftliche Betrieb hat mittlerweile einen Hofladen“, so Eberhard Busch. Und seine Frau ergänzt: „Warum sollte man argentinisches oder italienisches Angus-Beef essen, wenn wir super regionale Produkte haben?“
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